Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika
Medien entnehmen, sollten die Rebellen der FDLR, der Demokratischen Kräfte zur Befreiung Ruandas, eine Hutu-Miliz, die die Täter des ruandischen Völkermordes in ihren Rängen beherbergt, ihre Stellungen haben. Darüber hinaus verunsicherten in der Vergangenheit lokal agierende Aufständische, wie die Maji-Maji-Milizen oder marodierende Armeeeinheiten, die Bevölkerung und unternahmen wiederholt Raubzüge in die Grenzregion nach Uganda. Obwohl den Besuchern des Parks neben einem einheimischen Führer auch ein mit einer Kalaschnikow bewaffneter Begleiter gestellt wurde, wollten wir unser Glück nicht herausfordern. Das Bild einer mit Panzerfäusten und Raketenwerfern schwer bewaffneten Guerilla-Einheit, bestehend aus traumatisierten Kindersoldaten im Drogenrausch, geführt von verblendeten und erbarmungslosen Völkermördern, vor Augen, verzichteten wir schließlich auf eine Besteigung des Sabinyo.
Unsere Wahl fiel auf den kleinsten und am einfachsten zu besteigenden 3474 Meter hohen Mount Mgahinga. Für Michael schienen die 1100 Höhenmeter gerade noch mit Vergnügen zu bewältigen zu sein. Ja, er liebte das Abenteuer und konnte sich stundenlang der Tierbeobachtung oder dem Genuss der Schönheiten der Natur hingeben. Aber er war auch ein dreizehnjähriger Jugendlicher, der genau wusste, was er wollte und pragmatisch zu entscheiden vermochte, welche Anstrengung ihm wert erschien. Als Verteidiger beim Fußball in der Bezirksoberliga seinen Strafraum sauber zu halten oder in der Basketball-Schulmannschaft zu glänzen, waren das eine. Eine mehrstündige Wanderung unter flirrender Äquatorsonne, immer steil bergauf durch urwaldüberwucherte Berghänge das andere.
Kurzum, mein treuer Reisebegleiter, der hartgesottene Traveller, der mit mir durch dick und dünn zu gehen versprach, bedurfte des guten Zuspruchs. Nein, nicht der Schelte oder des stupiden Befehls. Derlei hieße, ihn zu vergraulen. Nie wieder ritte er wie Sancho Panza (bitte verzeih mir, Michael) an meiner Seite. Erst, nachdem ich ihm die euphorischen Glücksgefühle, die uns nach dem anstrengenden Aufstieg auf dem Gipfel erwarteten, in den buntesten Farben ausgemalt und für den nächsten Tag eine Auszeit an einem der traumhaften Vulkanseen in der Umgebung Kisoros, um zu chillen und zu baden, einschließlich des Verzehrs feinster Leckereien, versprochen hatte, erklärte er sich schließlich dazu bereit, die Herausforderung Vulkanbesteigung mit mir anzugehen.
Sobald er sich einmal dafür entschlossen hatte, stand er zu einhundert Prozent hinter seiner Entscheidung und brachte sich mit der Euphorie und der guten Laune seines jungen Alters in die Planung und Organisation ein. So wie er eigentlich fast immer guter Dinge war. Durch seine unvergleichliche Art, auch noch aus der peinlichsten Situation, der missglücktesten Aktion und den widerlichsten Begleitumständen das Positive herauszuziehen, hatte er schon manchen Reisetag davor bewahrt, zu einem Scheißtag zu werden. Diese Charaktereigenschaft, vielleicht durch den Reifeprozess der Jugend noch ein wenig kultiviert und durch die vielen gemeisterten Herausforderungen auf Reisen maximiert, wird ihm im Alltag zuhause das Leben sicher erleichtern und dazu beitragen, als besonnener und ausgeglichener Mensch durchs Leben zu gehen. Reisen als katalysatorischer Veredelungsprozess.
Die Buchung unserer Expedition auf den Gipfel des Mgahinga ging im Park Booking Office gleich neben unserer Unterkunft zügig und unbürokratisch vonstatten. Nicht so einfach gestaltete sich der Transport zum 13 Kilometer von Kisoro entfernten Hauptquartier, dem Ausgangs- und Endpunkt der Tour. Die Anfahrt war im Preis nicht enthalten und musste privat organisiert werden. Der öffentliche Nahverkehr, üblicherweise unsere erste Adresse, war zu sporadisch, und kam als Option nicht infrage. Ein Auto über den ganzen Tag zu mieten, lediglich für die beiden Fahrten im Morgengrauen und am Nachmittag, erschien uns wiederum zu kostspielig.
Molly, die resolute und hilfsbereite Managerin des Golden Monkey Guest House, wusste Abhilfe. Auf ihre Empfehlung hin entschieden wir uns, den Weg mit zwei Motos, wie die Motorradtaxis in Uganda kurz genannt wurden, zurückzulegen. Am nächsten Morgen um 05.00 Uhr sollten uns die beiden von ihr ausdrücklich empfohlenen und höchstpersönlich verständigten Moto-Fahrer vor dem Guest House aufnehmen und nach unserer Rückkehr vom Gipfel wieder pflichtbewusst zurückbringen – natürlich für einen
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