Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika
Bruchteil des Geldes für ein Mietauto.
Nachdem also die nächsten Tage soweit geplant waren, lümmelten wir im Gemeinschaftsraum des Golden Monkey herum und versuchten, von den anwesenden Gästen, einem bunten Haufen Rucksackreisender aus aller Herren Ländern, sowie einer Handvoll Einheimischer, die sich ohne erkennbaren Grund in den Polstern der abgewetzten Sessel fläzten und sich mit Nichtstun die Zeit vertrieben, so viele Informationen wie möglich über das Hier und Jetzt abzugreifen.
Besonders hervor tat sich der 32-jährige Sam. Mit seinem gemütlichen Waschbärbauch, einem in sein pausbackiges Gesicht geschnitztes, herzerwärmendes Dauerlächeln und seiner ruhigen, freundlichen Stimme gewann er schnell unsere Sympathie. Besonders Michael hatte ihn sofort in sein Herz geschlossen und ließ sich von ihm, den – angeblich – größten Fußballfan Ugandas, über seine Erlebnisse in deutschen Fußballstadien ausfragen und dafür bewundern. Wir waren uns nicht sicher, ob Sam im Golden Monkey Guest House beschäftigt und dafür entlohnt wurde oder ob er sich nur im Dunstkreis des Guest House aufhielt, um Hilflosen hilfsbereit zur Seite zu springen und sich damit eine Kleinigkeit zu verdienen.
Sam zeigte uns die Einrichtungen unserer Unterkunft, führte uns als zuverlässiger Guide einmal durch das Zentrum Kisoros, half beim Kauf einer ugandischen SIM-Karte und suchte auf meine Bitte hin den Undercover-Geldwechsler seines Vertrauens mit dem günstigsten Kurs für unsere letzten US-Dollar. Und er war unser erster Ansprechpartner in puncto Sicherheit. Ich fand es unerlässlich, an jedem neuen Ort die Gefährdungslage zu peilen. Dabei war ich mir völlig darüber im Klaren, dass ich als allein reisender Erwachsener mit einem Minderjährigen an meiner Seite für gewaltbereite Ganoven zweifellos ein leichtes Ziel abgab. Wenngleich Michael mich mit seinen 13 Jahren bereits um einige Zentimeter überragte, war für den routinierten Wegelagerer auf einen Blick eines klar: Hatte er Michael in seiner Gewalt, hatte er mich – widerstandslos, bereit, alles zu geben. Deshalb hieß es für mich, außer einem nach außen hin selbstsicheren und hoffentlich auch verteidigungsbereiten Eindruck zu erwecken, brenzlige Situationen soweit wie möglich zu vermeiden. Und dazu gehörte es, über die No-go-Areas, die kriminalitätsbelasteten Hotspots unseres Aufenthaltsortes Bescheid zu wissen. Bei Tag und bei Nacht. Meine erste dahin gehende Frage an Sam lautete deshalb: „Ist es draußen sicher? Und wenn ja, ist es auch empfehlenswert, sich bei Dunkelheit auf den Straßen herumzutreiben?“
„Ja, bei Tag und bei Nacht ist es sehr sicher“, antwortete Sam voller Überzeugung und empfahl sich freudestrahlend für unsere, in seinen Augen wohl unausweichlich geplante Tour durch das Nachtleben der Stadt.
Meine höfliche Absage quittierte er kopfschüttelnd und mit einem hintergründigen Lächeln. Für ihn stand zweifelsohne fest, dass wir ihn ausboten wollten. Um allein loszuziehen in die Welt der mahagonibraunen Versuchung. Bis ich über meinen patrimonialen Tunnelblick hinweg endlich kapierte, worauf er hinaus wollte, war es bereits unmöglich, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Sam konnte es schlicht und einfach nicht für möglich halten, dass zwei allein reisende und augenscheinlich kerngesunde, auf dem Höhepunkt ihrer libidinösen Schaffenskraft angelangte Männer mit genügend Geld in den Taschen auf all die attraktiven und – so zumindest aus seiner Sicht – in den Bars und Diskotheken vor Ort allzeit verfügbaren ugandischen Mädchen verzichten wollten.
Sämtliche meiner inbrünstig vorgebrachten Argumente landeten bei Sam in der Schublade für naiv-vertrottelte Spielverderber. Meinen letzten Rettungsanker, Michael sei aufgrund seiner erst 13 Lebensjahre für ein amouröses Abenteuer doch wohl noch etwas zu jung, wischte er mit dem Argument vom Tisch, wonach Michaels körperliche Entwicklung doch eher auf dem Stand eines 16-jährigen sei und er ohnehin nicht früh genug anfangen könne, Erfahrungen für ein glückliches Eheleben zu sammeln. Sam meinte, ich solle ihm als Vater in dieser Hinsicht keine Steine in den Weg legen.
War es tatsächlich möglich, dass in Uganda Väter mit ihren Söhnen gemeinsam auf Frauenfang gingen? Sogar gemeinsam ins Bordell? Ich kannte ein vergleichbares Verhalten aus Thailand. Dort luden Väter ihre Söhne nach Erhalt der Schulabschlusszeugnisse zu Prostituierten ein. Ihre annähernd
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