Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika
gehalten und dich bei dem Buschbaby aufgefordert habe, ruhig noch mehr Fotos zu schießen?“ Jetzt verwirrte er mich tatsächlich. „Hast du währenddessen gar nichts Auffälliges gehört?“
„Nein, Moses. Gar nichts. Nur dich, Deus, Michael, das fiepende Buschbaby und geschätzte fünf Millionen Insekten. Warum?“, versuchte ich, so locker wie möglich zu antworten.
„Weil diese Fußtritte einer Waldelefantenmutter und ihrem Baby genau zu diesem Zeitpunkt entstanden sein dürften. Deus und ich haben die beiden aus der Ferne gehört und wollten euch nicht in Gefahr bringen. Deshalb haben wir unser Vorankommen etwas in die Länge gezogen. Peter, diese Abdrücke sind neu und waren vorher, als wir das erste Mal vorbei gekommen waren, noch nicht da.“
Das haute mich aus den Schlappen, oder besser gesagt aus den Trail-Laufschuhen. Schau einer an. Der Moses und der Deus. Zwei ganz große Entertainer. Auch Michael hatte die Augen aufgerissen und fand die beiden megacool. Puh, eines war jetzt schon klar: Moses und Deus waren für den nächsten Abend wieder gebucht.
Gutes Essen stellte eines der wenigen existentiell wirklich wichtigen Dinge in Michaels Leben dar. Egal, ob am heimischen Herd oder fernab in der Wildnis, passte etwas nicht in sein Geschmacksmuster, wurde es vom Teller gestrichen. Und, mangels Alternativen, auch schon mal gar nichts gegessen. Wobei Michael alles, aber auch wirklich alles, erst einmal probierte, bevor es auf die Abschussliste kam. Glitschige Taranteln in Kambodscha, knusprige Heuschrecken und klebrige Seidenspinnerraupen in Thailand oder Hundefleisch, kurzgebraten in frischem Pfeffer, auf einer vietnamesischen Dschunke, alles wanderte, zumindest für einen noch so winzigen Probierhappen in seinen Mund. Gut, mit den Taranteln hatte er anfangs ein klitzekleines Problem gehabt. Da ich es ihm aber – wie fast immer – mit schelmischem Grinsen vorgemacht hatte, hatte er sich nicht schwach zeigen wollen und hatte mit seinen Schneidezähnchen – er war damals immerhin erst sieben – ein Fitzelchen von einem der haarigen Beine abgebissen und es ohne weitere Umstände hinunter geschluckt. Sein auf ewig letztes arachnoides Leckerli. Ganz im Gegensatz dazu steht sein Verhältnis zu frisch frittierten Bambuswürmern. In Akkordarbeit ist die Schüssel leer. Wie bei einer Tüte krosser Chips, bei der man partout nicht mehr aufhören kann, bis sie schließlich leer ist. Ob man es will oder nicht. Wie von Geisterhand. Aber das war ein anderes Thema.
Heute gab es Rindersteak, medium gebraten, mit Pommes frites und knackigem Salat. Dazu Coca-Cola und als Nachspeise etwas Süßes. Genau nach Michaels Geschmack. Und vor allem in ausreichend groß dimensionierten Portionen, denn nach einem Zweistundenmarsch durch den nächtlichen Kibale Forest ließ der Hunger nicht lange auf sich warten. Und mit einem Bärenhunger ließ es sich nicht gern quatschen. Zumal es heute so einiges zu bequatschen gab. Ganz abgesehen von den durchlebten – und bis jetzt noch nicht im Geringsten nachbereiteten – Schrecksekunden während unserer Anreise von Fort Portal hierher, wollten wir nach dem Abendessen das Programm der nächsten Tage besprechen.
Ganz oben auf dem Plan stand der Besuch bei den Schimpansen. Dorthin wollten wir am nächsten Morgen, auch wenn wir mit den Planungen dazu schon ein wenig ins Hintertreffen geraten waren. Best, die Schönheitskönigin von der Rezeption, konnte uns auch hier weiterhelfen. Alles war kein Problem, hing aber trotzdem an einem einzigen seidenen Faden: Wie, um alles in der Welt, kamen wir von hier zum zehn Kilometer entfernten Hauptquartier des Kibale Forest National Parks, von wo die geführten Wanderungen ihren Ausgang nahmen? Souverän lächelte Best all unsere Probleme vom Tisch. Wenn wir uns mit einem Moto-Fahrer begnügten, der uns als seine Beifahrer mitnähme, könnte sie – ja, auch jetzt noch um halb zehn abends – bei ihrem Cousin John anrufen und ihn bitten, uns morgen früh, so gegen sechs sollte reichen, abzuholen und zur Station zu fahren. Billiger als mit einem Auto würde es allemal, ein bisschen schmutziger vielleicht auch. Und ein Platz in einer Besuchergruppe ließe sich zu dieser Jahreszeit allemal ergattern.
„Michael, was sagst du?“, versuchte ich, die Lage zu sondieren und machte dabei ein zustimmungsheischendes Gesicht.
„Papa, ich fände das super. So ginge uns wenigstens kein Reisetag verloren und Motorradfahren gefällt mir eh besser, als
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