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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
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jetzt und heute. Für den Moment hatten wir genug. Bewaffnet mit Coca-Cola und einer Tüte Chips lümmelten wir auf der Terrasse herum und hingen unseren Gedanken nach. Ich überlegte, das Gespräch noch einmal auf unseren apokalyptischen Taxifahrer zu bringen, war mir aber nicht ganz im Klaren, was ich damit erreichen würde. Gab es bei Michael tatsächlich noch etwas aufzuarbeiten? Oder war das Risiko größer, ihn nur unnötig zu belasten, wenn ich alles noch einmal aufkochte?
    Ihn bedrückte etwas anderes. Während ich unsere Reiseführer und Chatwins „Der Traum des Ruhelosen“ auf dem Schoß liegen hatte und nicht genug davon bekam, abwechselnd darin zu blättern und bei jedem mir unbekannten Geräusch in den Regenwald zu linsen, fehlte Michael mit seinen 13 Jahren ein wichtiges Element, um richtig entspannen zu können. Ja, genau. Der Gameboy.
    Nun ist es damit immer so eine Sache. Man kann sicher die Meinung vertreten, um die halbe Welt zu fliegen und inmitten eines unberührten Dschungels zu sitzen, müsse ausreichen, um genügend Kurz- und keine Langeweile aufkommen zu lassen. Damit hat es in erster Linie aber nichts zu tun. Denn auch mir würde das Ganze nur halb so viel Spaß machen, könnte ich nicht ab und an ein wenig schmökern. Und was für unsereins das „gute“ Buch ist, ist für Michael und Altersgenossen der Gameboy, die Playstation oder das Computerspiel. Um im Reisemodus zu bleiben, hieß das: Während ich abends flach liege und ein wenig lese, relaxt Michael mit seinem Gameboy in Händen. Das Ergebnis ist das Gleiche, beide chillen wir und sind glücklich.
    Sofern es dabei bleibt. Sobald einer anfängt und nicht mehr damit aufhören kann, läuft etwas schief. Ganz gleich, ob zu Hause oder auf Reisen, sobald ich von morgens bis abends meinen Geist nur mehr der Literatur anstelle von Frau und Kind zuwende, wird es problematisch. Und ganz genauso verhält es sich mit dem Gameboy. Zum geeigneten Zeitpunkt, um einmal für sich zu sein und abzuschalten – ja. Als Dauerberieselung und Endlosschleife: nein.
    Nun haben wir Erwachsenen damit zumeist weniger ein Problem als Kinder und, ich will mal sagen, jüngere Erwachsene. Für meine Begriffe gibt es jedoch nur eine einzige heilversprechende Lösung: Selbstkontrolle und Selbstbeschränkung sowie die dringende Notwendigkeit einer unablässigen Erziehung dazu. Bleibt die Frage, wie es damit bei Michael aussieht. Die Antwort lautet: Jein. Etwa 70 zu 30 Prozent erfolgreich. Und das bei aller gebotenen Kritik. Verbesserungspotential an allen Ecken und Enden, aber, und damit bin ich mehr als zufrieden, auf Reisen gibt’s – fast – nichts zu bemängeln. Keine Busfahrt vorbei an spektakulären Naturschönheiten oder Bootsafaris entlang wildtierbestandener Ufer und Michael kämpft ausschließlich digital. Gott und allen weiteren Beteiligten sei es gedankt.
    Und so saßen wir dann, Seite an Seite, ich mit meinen Büchern und Michael mit seinen eineinhalb Quadratdezimetern Glück, wie er es immer nannte. Ich erzählte ihm Interessantes aus der Welt der Literatur und er ließ mich an den Feinheiten imaginärer Autorennen oder dem Ausgang futuristischer Gefechte im Nirgendwo teilhaben. Dazwischen freuten wir uns, wenn wieder ein Milan vorbeiflog oder wenn wir hören konnten, wie ein Elefant splitternd einen Baum abbrach. Auch wenn das für den Baumbestand sicher nicht von Vorteil war, für uns war es allemal göttlich.
     
    Die Nacht hatte ihr eigenes Gesicht. Um das kennenzulernen, ließen wir uns von Moses und seinem Kumpel Deus durch den Kibale Wald führen. Die beiden waren so etwas wie die Wildhüter oder Fährtensucher der Lodge und am heutigen Abend dafür verantwortlich, uns heil durch ein paar Kilometer Primärregenwald zu bringen. So jedenfalls wurde die Tour von Chimps‘ Nest angeboten. Ein guter Plan, ein vollmundiges Versprechen. Um es ehrlich zu sagen, ich war mehr als misstrauisch – wie meistens, wenn ich mich einem mehr oder weniger professionell organisierten Ausflug anschließen musste. Zu groß war das Risiko, nur an der Nase herumgeführt zu werden. Nach dem Motto: Mit 20 Leuten immer im Kreis herum zwischen toten Büschen hindurch geführt werden, und einer ahmt die Tiergeräusche mit dem Mund nach. Hier und heute, inmitten unberührter Wildnis, musste ich mir zweifelsohne eingestehen, dass es ohne ein klein wenig Professionalität nicht funktionieren würde.
    Ausgerüstet mit Stirn- und Taschenlampe ging es gleich bei Einbruch der

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