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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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irgendwo verletzt war. Am Kopf fühlte sie eine faustgroße Beule, die die pulsierenden Kopfschmerzen erklärte. War sie gefallen oder hatte sie jemand geschlagen? Sie zermarterte sich das Gehirn.
    Das letzte Bild, das sie vor sich sah, war ihr Haus. Inqaba. Auch an den Weg dorthin erinnerte sie sich in Bruchstücken, aber danach war ihre Erinnerung wie abgeschnitten.
    Mit den Armen stützte sie sich hoch und schlug gleich darauf mit dem Kopf gegen eine harte Decke. Hastig tastete sie ihr Gefängnis ab und merkte schnell, dass es nicht viel größer war als ein Sarg. War es ein Sarg? War sie lebendig begraben worden? Ihr wurde schwindelig vor Angst, und der Schmerz im Kopf steigerte sich ins Unerträgliche.
    Ihr Herz hämmerte, verschlang den Sauerstoff, den ihr Gehirn brauchte. Sie griff sich an den Hals. Wann würde sie den Luftvorrat in diesem Kasten aufgebraucht haben? Ihr schössen die Tränen in die Augen.
    Sie pumpte ihre Lungen voll und schrie ihre Angst heraus. »Hilfe!
    Ich bin hier! Hilfe!« Mit angehaltenem Atem lauschte sie.
    Es war absolut still, kein Laut drang in ihr Gefängnis, nicht einmal das Echo ihrer eigenen Stimme hörte sie. Wo, um Himmels willen, war sie? Irgendwo im Busch? Vor ihrem inneren Auge erstreckte sich der afrikanische Busch, von Norden nach Süden, von Horizont zu Horizont. Dann wäre sie verloren. Kein Mensch würde sie je in der endlosen Wildnis finden, und wenn sie ihr Leben lang suchen würden.
    »Hölle und Verdammnis«, keuchte sie und schlug um sich. Sie traf etwas Weiches, Knisterndes. Aufgeregt betastete sie den Gegenstand, fand schnell heraus, dass es eine Art Paket war, offenbar in Wachstuch eingeschlagen. Sie bekam einen Zipfel des steifen Tuchs zu fassen und zog. Es raschelte, Stoff quoll heraus, staubigsüßer Duft stieg ihr in die Nase, ein Gemisch aus Rosen und Jasmin. Ihr eigenes Parfüm, das sie zu ihrer Hochzeit getragen hatte.
    Sie hielt ihr Hochzeitskleid in den Händen.
    Sie befand sich in der Geheimkammer unter dem Boden ihres eigenen Wohnzimmers. Sie legte ihre Hände gegen die Bodenplanke über ihr und drückte.
    Die Planke rührte sich nicht.
    Mühsam drehte sie sich auf die Knie und presste ihren Rücken dagegen.
    Wieder keine Bewegung.
    Etwas blockierte die Planke. Der Tisch? Oder ein Mensch? Ein Mensch?
    »He!«, schrie sie. »Hierher, helft mir!«
    Mit geschlossenen Augen analysierte sie alles, was sie hörte. Ihren eigenen Herzschlag, der ihr in den Ohren rauschte, ein zartes Rascheln, das wohl von ihrer Atembewegung gegen das Hochzeitskleid rührte. Sonst nichts, gar nichts. Nur Stille, die ihr in den Ohren sang.
    Plötzlich war ihre Angst wie weggeblasen, und an ihre Stelle trat weiß glühende Wut. Es konnte doch nicht sein, dass sie hier unten verrecken sollte, in ihrem eigenen Haus. Nur eine zolldicke Holzplanke trennte sie von frischer Luft und Freiheit, trennte sie vom Leben.
    Sie bäumte sich auf, ein Schrei brach aus ihr heraus, sie schrie und schlug um sich, stieß sich an den Wänden ihres Gefängnisses blutig und schrie und schrie.
    Mangaliso stand reglos, den Kopf vorgestreckt, und witterte wie ein Tier.
    Johann, der eben Stefans Haus erfolglos durchsucht hatte, beobachtete ihn mit wachsender Aufregung. »Hörst du etwas? Ist da jemand?«
    Mangaliso antwortete nicht, schien ihn nicht einmal gehört zu haben. Mit schräg gelegtem Kopf und geschlossenen Augen stand er da, es war, als hätte er sich ins Innere seines Körpers zurückgezogen.
    »Sie ist nicht hier«, murmelte Johann und war plötzlich entsetzlich müde. Wie eine bleierne Decke drückte ihn die Hoffnungslosigkeit nieder. Mit den Handballen rieb er sich die Augen, öffnete ein paar Knöpfe seines durchgeschwitzten Hemds und streckte sich. Er schwor sich, nicht zu schlafen, ehe er Catherine gefunden hatte.
    »Sie lebt, sie lebt, sie lebt«, murmelte er wie ein Mantra. »Sie lebt, verdammt! Mangaliso, woza, wir durchsuchen noch einmal das Haus, dieses Mal kommst du mit. Jeden Zoll überprüfen wir!« Mit langen Schritten stürmte er hinüber zum Geräteschuppen neben den Pferdeunterständen, holte ein Brecheisen, hastete zurück zum Haus und hebelte mit wütender Kraft die Bretter herunter, mit denen er die Fenster vom Wohnzimmer gesichert hatte, um Licht auch in die hintersten Winkel des Raums zu lassen. Er warf die Bretter hinter sich, ging zu der zusammengebrochenen Schlafzimmermauer und stieg hinüber.
    Mangaliso war ihm lautlos gefolgt. Der kleine gelbbraune Mann war

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