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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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von den Schüssen verjagt worden waren.
    Johann erwachte wie aus einem Albtraum und atmete tief durch. Er stieg ab, beruhigte seine Pferde, reichte Ziko die Zügel und schaute nach. Er fand die Überreste eines Rinderkalbs. Wie es sich hierher verlaufen konnte, wusste er nicht, aber es geschah immer wieder, dass sich ein Tier aus der Herde verirrte, und meist war es der Natur zum Opfer gefallen, ehe der Hirte es fand. Ein ganz gewöhnlicher Vorfall. Erleichtert schwang er sich wieder in den Sattel.
    »Hamba«, sagte er leise, schnalzte, um seinen Hengst zu beruhigen, lenkte ihn in weitem Bogen um den blutigen Ort. Mangaliso ging mit gesenktem Kopf in immer kleiner werdenden Kreisen um die Überreste des toten Rindes. Dann blieb er stehen.
    »Jontani.«
    Johann sah hinüber. Mangaliso hielt etwas in der Hand, einen Knochen, an dem noch blutige Fleischreste hingen. Jäh wurde sein Mund papiertrocken. Was Mangaliso ihm dort entgegen streckte, waren unzweifelhaft die Überreste eines menschlichen Beins. Nicht das eines großen Mannes, wohl eher das eines Halbwüchsigen, eines Rinderhirten vielleicht. Rinderhirten waren meist noch Kinder. Es kam vor, dass sie von Schlangen gebissen wurden und allein im Feld starben, und Hyänen waren Aasfresser. Natürlich wäre auch ein Angriff eines Raubtiers möglich, aber das war unwahrscheinlich. Er zügelte Umbani, besah sich die Überreste näher.
    Der Fuß hing noch an den Sehnen, war aber fast skelettiert.
    Mangaliso drehte ihn. Johann sah, dass von der Sohle ein großes Stück Haut unversehrt war. Gelbliche Haut, nicht schwarz.
    Ihm wurde übel.
    Ziko sagte etwas, aber durch das Rauschen in seinen Ohren verstand er es nicht. Ziko sagte es noch einmal, aber er erfasste nur das letzte Wort.
    »… Katheni …«
    Wenn man stirbt, so heißt es, sieht man sein ganzes Leben in Sekundenschnelle noch einmal an sich vorbeiziehen. Aber Johann sah nur Catherine, sah sie lachen, sah sie tanzen, mit den Kindern spielen, sah sie vor sich im Bett liegen, nackt und schön wie eine Göttin. Dann starb er. Nicht tatsächlich, natürlich, von Bildern allein stirbt man nicht, aber für ihn war sein Leben beendet.
    »Nein!«, schrie er. Das Wort zerriss sein Hirngespinst, und er starrte wieder auf den blutigen Knochen.
    »… nicht Katheni«, sagte Mangaliso. »Zu groß, zu breit. Schwarz.«
    Er legte das Bein in den Sand, malte die Umrisse eines schmalen, zierlichen Fußes daneben. »Katheni«, sagte er.
    Johann kam wieder zu sich, starrte auf das Bein, verglich in Gedanken die Größe. Keine Frage, der Fuß war breit und ausgetreten wie der der meisten Schwarzen, die ihr Lebtag barfuß liefen.
    Mangaliso streckte ihm die Unterseite seines Fußes unter die Nase.
    Die Sohle war gelblich ins Rosa gehend. Natürlich. Seine Panik hatte ihm einen Streich gespielt. Die Hand- und Fußflächen eines Menschen mit dunkler Haut waren hell, und er erinnerte sich, dass Catherine immer behauptete, da die Sonne diese Bereiche nie beschien, hatte die Natur es nicht als nötig befunden, eine dunkle Schutzfarbe zu bilden.
    Johann riss Umbani herum, prügelte mit der Hand rücksichtslos auf ihn ein, schrie so laut, dass selbst die Geier sich hastig in die Luft erhoben und davon strichen, und hetzte auf Inqaba los, bog in die lange Auffahrt und jagte in gestrecktem Galopp unter den gelb blühenden Kiaatbäumen aufs Haus zu.
    »Nicht Katheni«, skandierte er, »nicht Katheni, nicht Katheni.«
    Mangaliso und auch Ziko, die zu fliegen schienen, blieben neben ihm. Plötzlich erreichte ihn ein zwitschernder Ausruf und er zügelte sein Pferd.
    Das abgerissene Blatt einer wilden Banane, schon verwelkt und trocken an den Rändern, lag im Eingang zum Hof. Mangaliso hob es auf, drehte es in der Hand, murmelte etwas und reichte es ihm hinauf.
    Johann untersuchte es hastig. Baumstrelizien wuchsen nicht in der Nähe des Hauses. Jemand musste das Blatt hierher gebracht haben.
    Catherine? Manchmal benutzte sie die großen, steifen Blätter als Sonnenschirm. Sein Pulsschlag beschleunigte sich. Erwies sich Mangalisos Instinkt wieder einmal als richtig? Er schaute genauer hinüber zum Haus. Die Haustür war noch verrammelt, keiner hatte die Bretter entfernt.
    War sie doch nicht hier? Er hackte Umbani die Fersen in die Seite, preschte zum Haus, riss an den Zügeln und sprang ab.
    »Jontani!«
    Mangaliso zeigte hinauf zum Dach. »Ukuduma kwe Zulu«, rief er.
    »Gewitter.«
    Ein Blitz hatte das Haus getroffen, es hatte gebrannt, war sie

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