Afrika Saga 02 - Feuerwind
davon überrascht worden und lag im Haus? Mein Gott, lag sie etwa im Haus?
Er ließ die Zügel fallen, sprang ab und lief an der vernagelten Küchentür und dem Kochhaus vorbei auf die Veranda. Das hohe Gras ums Kochhaus war heruntergetrampelt. Er stolperte über einen Assegai, der im Gras verborgen lag, bückte sich, hob ihn auf. Wem hatte der gehört und wie lange lag er schon hier? Er schob seinen Hut in den Nacken.
Die Türen, die von der Veranda ins Innere des Hauses führten, waren verrammelt, aber die Schlafzimmermauern waren zusammengefallen, das Fensterglas geborsten. Langsam suchte er sich seinen Weg durch die Trümmer. Zoll für Zoll suchte er das Zimmer nach Spuren ab, aber es gab zu viele davon und sie waren zu widersprüchlich. Menschen waren hier gewesen, es musste eine Art Kampf stattgefunden haben, denn er fand Blutspritzer. Als er seinen Finger in eine rote Lache tauchte, stellte er fest, dass das Blut noch nicht durchgetrocknet war, nur eine zähe Haut hatte. Wie lange dauerte es, bis Blut zur Kruste getrocknet war? Ein paar Stunden mindestens. Der Kampf war also noch nicht so lange her. War das Blut an seinem Finger von Catherine?
Dann stand er vor der Türöffnung zum Wohnzimmer. Tageslicht fiel durch das Loch im Dach. Das Zimmer gähnte ihm leer entgegen. Keine Spur von seiner Frau war zu sehen. Auch hier waren Trümmer verstreut, lagen Büschel von verkohltem Ried, und auch hier gab es Blutspritzer. Ein Stuhl war umgekippt. Automatisch richtete er ihn auf und rückte ebenso automatisch auch den Tisch an seinen richtigen Platz. Mitten im Zimmer stehend, drehte er sich langsam um die eigene Achse. Die Türen des Stinkwoodschranks hingen in den Angeln, jemand hatte ihn gewaltsam aufgerissen, er war bis auf Geschirrteile leer. Auch wenn er noch so lange umherblickte, er fand keinen Hinweis darauf, dass Catherine hier gewesen war.
Sah man von dem Blut ab.
Die Tür zur Küche war verschlossen. Er drückte die Klinke herunter. Das Türblatt bewegte sich den Bruchteil eines Zolls in der Füllung. Weiter konnte er sie nicht aufdrücken. Er stürmte aus dem Haus und über die Veranda zum rückwärtigen Eingang der Küche. Die dicken Holzbretter vor der Tür waren unversehrt. Seit er das Haus verlassen hatte, hatte sie niemand geöffnet, ebenso wenig die Tür, die von der Küche auf die Veranda führte. Auch das Dach der Küche war intakt. Er presste die Nase ans Fenster, aber es war so verschmiert, dass er nichts erkennen konnte. Mit dem Ellbogen schlug er das Glas ein und steckte den Kopf durchs Fenster.
Auch dieser Raum war leer. Auf dem blank gescheuerten Tisch an der gegenüberliegenden Wand waren zwei Schüsseln gestapelt, Catherines Lieblingsstück, eine Kristallschüssel, die sie von Elizabeth Simmons als Geschenk bekommen hatte, stand völlig verstaubt, aber unversehrt daneben. Unter dem Fenster befand sich der Spülstein mit Abtropffläche, den er selbst aus Ziegeln gebaut und dann gefliest hatte. Ein undefinierbares Objekt lag darauf in einer klebrigen Pfütze, war mit einem dichten, lebendig aussehenden Schimmelpelz überzogen. Von Catherine keine Spur. Frustriert trat er gegen die Hauswand, drehte sich um. Sein Blick fiel auf das Kochhaus.
Als er die quietschende Tür öffnete, schlug ihm schale, abgestandene, leicht modrige Luft entgegen. Hier war lange nicht mehr gekocht worden. Er schob die Tür wieder zu, verriegelte sie und lehnte sich mit der Stirn dagegen. Sein Herz krampfte sich zusammen.
Herrgott, schrie es in ihm, es darf ihr nichts zugestoßen sein!
Vielleicht hatte sich Mangaliso geirrt? War sie überhaupt hier gewesen?
Ein durch das Feuer und den anschließenden Sturzregen gelockerter Steinbrocken löste sich von der Hausmauer und polterte auf die Veranda. Der Holzboden dröhnte. Johann wandte den Kopf und sah hinüber.
Es donnerte, und das endlich erreichte sie und weckte sie auf. Sie öffnete die Augen. Sehen konnte sie nichts. Um sie herum war es pechschwarz. Es roch faulig, und die Luft war dick wie eine Wattedecke. Ihre Schultern lehnten gegen Stein, ihre Beine waren ausgestreckt, und in ihrem Kopf arbeitete ein Teufel mit Hammer und Meißel. Bei jedem Schlag fuhren glühende Schmerzblitze ihr Rückgrat hinunter und lösten Wellen von Übelkeit aus. Sie hatte keine Ahnung, warum ihr Kopf schmerzte, wo sie sich befand und wie sie hierher gekommen war. Nicht die geringste. Mit vorsichtigen Bewegungen prüfte sie, ob sie Arme und Beine bewegen konnte und ob sie
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