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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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    »Was sagst du? Ich habe es nicht verstanden. Du siehst aus, als wärst du einem Geist begegnet.« Johann war verwirrt. Wenn Catherines Gedanken vom Pfad der Logik abwichen und sich auf geheimnisvolle, verschlungene Wege begaben, die nichts mehr mit der realen Welt zu tun hatten, konnte er ihr nicht mehr folgen, so sehr er sich auch bemühte. Es irritierte ihn, und manchmal jagte es ihm einen leichten Angstschauer den Rücken hinunter. Spöksch war sie, hatte sie ihm erzählt, so bezeichnete man Personen im Norden Deutschlands, die eine andere Dimension für möglich hielten, Körper, die nicht dinglich waren. Für ihn war etwas entweder quadratisch, rechteckig oder rund, man konnte es sehen, riechen oder erfühlen.
    Sonst existierte es eben nicht. Um sich zu versichern, dass die Frau neben ihm aus Fleisch und Blut war, legte er ihr seine Hand in den Nacken.
    Mangaliso hatte Catherine von den Lippen gelesen. »Yebo«, kicherte er. »Bhubezi.« Dann tanzte er davon, kicherte und zwitscherte wie ein aufgeregter Vogel. »Mama Nyoka. Mandisa.«
    Die windverwehten Worte erreichten Catherine. Sie ließ ihren Blick über die Hügel wandern. Die Python.
    »Nun, wirst du mir verraten, welchen Geist du gesehen hast?«, drängte Johann.
    Als Antwort ließ sie ihre Hände in dieser sehr gallischen Geste durch die Luft flattern und lächelte versonnen. Ihr Wissen konnte sie nur mit Mangaliso teilen, sie würde es in ihrem Inneren verschließen und wie ein Kleinod bewahren. Es war nicht etwas, was sie Johann erklären konnte, aber es war etwas, was sie bis ans Ende ihres Lebens einhüllen würde wie eine schützende Decke.
    Sie sah hoch zu ihm. »Ich habe nur an zwei Freunde gedacht, die ich lange nicht mehr gesehen habe«, antwortete sie endlich.
    »Ach so«, nickte dieser. »Na dann.«
    Das Zicklein war schmackhaft und zart, das Gemüse knackig, und der Wein schwer und vollmundig. Er stieg ihr sofort in den Kopf. Die Welt versank hinter den Hügeln, und die Zeit blieb stehen. Es gab nur noch sie und Johann auf Inqaba. Sie tranken den letzten Tropfen des Weins, und der rosige Hauch in ihrem Gesicht verriet, dass ihre Lebensgeister wieder geweckt waren.
    Er stellte sein Glas hin. »Ich habe eine Überraschung für dich.« Er stand auf und machte sich an den Packtaschen zu schaffen, die auf der Bank vor dem Kochhaus standen. »Unser frisch gebackener Schwiegersohn lässt dich sehr herzlich grüßen und dir das hier geben.« Mit Schwung präsentierte er ihr das Buch von Alexandre Dumas.
    Mit bebenden Fingern strich sie über die Seiten, aber die Zeilen verschwammen ihr vor den Augen, stattdessen sah sie Maria, Leon, ihre ganze Familie. Ein Gefühl wie warmer Honig überflutete sie, eine exquisite Süße, und Stimmen wie klingende Tropfen hingen in der Luft. Als hätte sie ein gleißender Sonnenstrahl im Dunkel der Nacht getroffen, funkelte es und schimmerte, und ihr Herz sang. Sie hatte gefunden, was sie gesucht hatte.
    Sie legte das Buch auf den Tisch. Die Bluse war ihr von der Schulter gerutscht, ihre Haut leuchtete im sanften Licht des späten Nachmittags. Sie hob ihre Augen zu ihm. »Johann«, wisperte sie und streckte ihre Hand aus.
    Ihm wurden plötzlich die Beine schwer. »Warte«, sagte er nach einem knisternden Augenblick. »Rühr dich nicht vom Fleck.« Mit langen Schritten stürmte er von der Veranda, riss mehrere Arme voll Gras ab und häufte es zu ihren Füßen auf, bis der Haufen die Länge und Dicke einer Matratze hatte. Dann zog er sein Hemd aus und breitete es darüber.
    Sie standen sich gegenüber. Johann lächelte, begann, eine Walzermelodie zu summen, und Catherine wiegte sich im Takt. Undeutlich sah sie flimmernde Lichter, roch süße Rosen, drehte sich im Tanz im glitzernden Ballsaal in Wien, in einem anderen Leben, zu einer anderen Zeit. Die Vision löste sich auf wie ein flüchtiger Duft, und sie war hier, unter dem funkelnden Sternenhimmel in den Hügeln Zululands. Das Parfüm der Amatungulu war süßer als das der Rosen, das Nachtlied Afrikas verführerischer als jedes Musikstück, und das Licht des Monds, der als feurige Scheibe hinter den Bäumen in den nachtblauen Himmel stieg, leuchtete in kostbarstem Glanz.
    Johann vollführte eine vollendete, höfische Verbeugung. »Darf ich bitten, Madame?«
    Catherine versank in einem tiefen Hofknicks und hob mit strahlendem Lächeln die Arme. Seine Rechte lag warm um ihre Taille, in rascher Schrittfolge wirbelten sie über die Veranda, und sie wunderte

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