After Moonrise (German Edition)
schweres Buch über Anatomie und Physiologie gegen ihre Brust gedrückt und zeigte steile „Es ist Zwischenprüfungszeit, und ich muss lernen“-Falten auf ihrer ansonsten glatten Stirn.
„Entschuldigung. “ Raef lächelte sie an. „Können Sie mir sagen, wo ich Dr. Braggs finde?“
Das Mädchen blinzelte, als hätte er es aus tiefen Gedanken gerissen, und deutete in Richtung Decke. „Wahrscheinlich noch im Sezierlabor, im dritten Stock – Zimmer 303.“
„Wissen Sie, ob er gerade unterrichtet?“, fragte Lauren.
„Nein“, sagte die Studentin, „die Seminare sind für heute vorbei.“
Lauren lächelte. „Danke.“
Das Mädchen lächelte zurück, nickte vage und verließ dann eilig das Gebäude.
Raef wühlte in seinen Erinnerungen an die Studienzeit und griff auf die wenigen Bruchstücke zu, die er nicht durch Alkoholgenuss ausgelöscht hatte. „Hier drüben. “ Er führte Lauren ein kleines Stück den breiten Korridor hinab zu einer industriell aussehenden Metalltür, die in dem gleichen unangenehmen Gelbton gestrichen war wie der Rest des Erdgeschosses. „Das hier ist das Treppenhaus zum dritten Stock. Wenn ich mich richtig erinnere, kommen wir hier zu den Seminarräumen im dritten Stock. Aber nagele mich nicht darauf fest, denn ich habe schon nach der Hälfte des ersten Semesters gewechselt, von Umweltwissenschaften zu Bierologie.“
„Du hast hier studiert?“, fragte Lauren, während sie die Stufen erklommen.
„Für fast drei Jahre war ich hier eingeschrieben.“
„Also hast du keinen Abschluss gemacht“, sagte sie.
„Nicht einmal annähernd“, stimmte er zu. „Das College und ich haben uns nicht gut vertragen.“
„Verstehe ich gut. Die OU und ich haben uns auch von Grund auf nicht verstanden.“
„Soll heißen?“, fragte er und merkte, dass er sich wirklich für die Antwort interessierte.
„Naja, die fanden, ihre Studenten sollten auch die Vorlesungen besuchen. Selbst diejenigen Studenten, die zu den Prüfungen auftauchen und passable Noten schreiben konnten, ohne die Vorlesungen je besucht zu haben. “ Lauren zuckte mit den Schultern. „Schließlich trennten wir uns in gegenseitigem Einvernehmen.“
„Und du warst einverstanden zu gehen, und sie waren einverstanden, dass du gehst?“
Sie lächelte hintergründig. „Nein, ich war einverstanden, dass Mutter einen Lehrstuhl für Botanik stiftet, und die OU war einverstanden, mir einen Bachelor zu verleihen. “ Jetzt kicherte sie. „Einen B. S.! Ich muss immer noch lachen. Genau das war es nämlich – Bullshit.“
„Und was ist mit Aubrey?“ Er konnte nicht anders als zu fragen.
Sie sah ihm in die Augen. Er versuchte ihren Blick zu entziffern, sah darin aber nichts als Müdigkeit und eine gesunde Dosis Zynismus.
„Aub hat mit Auszeichnung abgeschlossen – ohne dass Mutter irgendwen bestechen musste. Sie war immer die Klügere von uns beiden.“
„Und welche bist du?“
„Die Pragmatische. Und du?“, schoss sie zurück.
„Ich habe keinen Zwilling.“
„Tun wir so, als ob.“
„Na gut. Ich wäre der Mürrische“, sagte er.
Als er seine Hand auf den Metallgriff der Tür legte, die zum Korridor des dritten Stockes führte, sagte sie: „Wirklich? Ich hätte gedacht, du bist der Einsame.“
11. KAPITEL
D erGeruch traf ihn als Erstes. Im Erdgeschoss war er schon schlimm genug gewesen. Hier oben, im dunklen und kühlen Korridor des dritten Stocks, war er regelrecht ekelhaft.
Lauren rümpfte die Nase. „Igitt, was ist das?“
Er sah sich zu ihr um. „Du hast Botanik studiert und bist nie im Labor gewesen?“
Sie verdrehte die Augen. „Ich habe doch gesagt – ich war für ein paar Seminare eingeschrieben . Ich bin nur zu kaum einem erschienen. Also, was ist dieser Geruch?“
„Der Tod“, sagte er. „Formaldehyd kann die Leichen nur eine gewisse Zeit frisch halten. Den Gestank der Verwesung kann es nicht ganz überdecken.“
Lauren sah entsetzt aus. „Es gibt Leichen hier oben?“
„Jepp. Menschen, Tiere, wahrscheinlich auch ein paar Insekten.“
Sie schauerte. „Kein Wunder, dass ich nie in die Vorlesungen gegangen bin.“
„Bleib in meiner Nähe“, wies er sie an.
„Darum mach dir keine Sorgen. Ich gehe nirgendwo hin. “ Sie hakte sich bei ihm unter.
Während Raef weiterging, klebte Lauren geradezu an seiner Seite. Er versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie gut sie sich anfühlte und wie sehr er sie beschützen wollte.
Die Seminarräume waren deutlich gekennzeichnet und
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