After Moonrise (German Edition)
zurück. „Du bekommst sie nur über meine Leiche.“
Braggs lachte. Es war vermutlich das Schrecklichste, was Raef je gehört hatte. „Sie ist schon tot, genau wie du. “ Die Worte waren voller Gift. Das Gesicht war verzerrt vor Hass. „Ich werde ihr nachstellen, wenn du erst mal ausgeblutet bist. Sie kann so schnell laufen, wie sie will. Ich finde sie. Ich bringe sie um. Ich sauge sie aus. Genau wie ihre Schwester.“
Raef sah sie nicht kommen. Braggs auch nicht. Aber auf einmal stand Lauren direkt hinter dem Professor. Sie schwang eine lange Metallstange in den Händen wie einen Baseballschläger, ließ sie auf Braggs’ Kopf hinabprallen und brüllte: „Einen Dreck wirst du! “
Braggs fiel zu Boden, wo er vollkommen regungslos liegen blieb.
Lauren stellte sich tatsächlich über ihm auf und hob die Eisenstange, um noch einmal auf ihn einzuschlagen! Schnell schloss Raef sie in die Arme. „Hör auf – er ist bewusstlos. Wir haben ihn. Wir haben ihn.“
Lauren umarmte ihn fest, dann stieß sie ihn plötzlich von sich und fuhr mit zitternden Hände über seine Schnittwunden. „Er hat dich verletzt. Oh, Gott, Raef, du blutest so sehr.“
„Ich werde schon wieder. “ Er wollte ihr Gesicht streicheln – sie festhalten und sie trösten –, aber sie hatte recht. Er blutete. Sehr.
„Lauren, ich lege Braggs Handschellen an. Verständige den Notruf. “ Raef unterdrückte ein schmerzerfülltes Stöhnen, als er sich über Braggs beugte und seine Handschellen aus der Tasche zog.
„Kann ich nicht. Ich hab’s versucht, aber hier ist kein Empfang. Nirgendwo. “ Lauren schluchzte erstickt. „Raef, lieber Gott, das ganze Blut.“
„Ich werde schon wieder“, wiederholte er und versuchte, beruhigend zu klingen, auch wenn ihm bereits schwindelig wurde. Es gelang ihm, Braggs umzudrehen und ihm Handschellen anzulegen. „Hör zu, Lauren. Geh nach draußen. Ruf 9-1-1 an. Hol Hilfe. “ Er stolperte dorthin, wo seine Glock an die Wand des Seminarraumes gerutscht war. Als er sich bückte, um sie wieder an sich zu nehmen, gaben seine Beine nach, also setzte er sich neben die Waffe und löste den Gürtel aus seinen Jeans.
„Ich gehe nicht ohne dich. “ Lauren eilte an seine Seite und versuchte, seine Hand zu nehmen. Offensichtlich wollte sie ihn so hochziehen.
„Lauren“, sagte er so schnell und deutlich er konnte, während er den Gürtel um sein Bein legte und fest zusammenzog, „ich bin einen Meter dreiundneunzig. Ich wiege über hundert Kilo. Du kannst mich hier nicht einmal hinauszerren. Ich habe eine Venenpresse an diese Beinwunde angelegt. Der Rest kann warten. Aber nur, wenn du deinen süßen kleinen Hintern hier rausbewegst und 9-1-1 anrufst. Verstanden?“
„Ja. Tut mir leid. “ Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und hinterließ dabei blutige Striemen auf ihren Wangen. „Ich gehe schon. “ Sie zögerte nur lang genug, um sich vorzubeugen und ihn auf die Stirn zu küssen. „Wage es ja nicht zu sterben.“
„Habe ich nicht vor“, murmelte er, als sie sich umdrehte und davoneilte.
Im gleichen Augenblick setzte Braggs sich auf.
Sein ganzes Gesicht hatte sich verändert. Die Augen waren größer, dunkler und tief in den Höhlen versunken. Blut floss triefend aus der Wunde an seinem Hinterkopf – es lief seinen Hals hinab und schien ihn mit einer scharlachroten Schicht zu kleiden. Raef konnte es sich nicht erklären, aber der Professor sah aus, als hätte er innerhalb von Minuten um die Hälfte abgenommen. Er schien kaum mehr als ein Skelett zu sein, mehr Reptil als Mensch.
„Ihr beide seid sehr lästig gewesen. Es wird mir besondere Freude bereiten, euch auszusaugen. “ Braggs atmete tief ein, und Raef spürte, wie ihn mit diesem Atemzug eine Welle aus Gewalt und Hass erfüllte. Gleichzeitig fiel Lauren mit einem schrecklichen Stöhnen auf die Knie.
„Lauren! “, rief er.
Sie sah ihm in die Augen. „Er saugt Aubrey aus, genau jetzt! “, keuchte sie.
„Zwillinge hatte ich noch nie“, sagte Braggs. „Das ist wie zwei zum Preis von einer. “ Er hob die Arme und zerriss die Handschellen, als wären sie ein Kinderspielzeug aus Plastik. Dann breitete er die Arme aus, als wolle er die Flut aus Schrecken und Schmerz, die auf ihn einstürzte, umarmen.
Der verzweifelte Schmerzensschrei, den Lauren ausstieß, traf Raef wie ein weiterer Schnitt. „Er bringt uns um“, schluchzte sie.
„Nein, das wird er verflucht noch mal nicht tun. “ Raef hob seine Glock, schoss
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