After Moonrise (German Edition)
„Ich komme mit.“
„Um den Serienmörder zu stellen, der deine Zwillingsschwester umgebracht hat, immer noch ihre Seele gefangen hält und bereit ist, wieder zu töten? Du kommst ganz bestimmt nicht mit.“
Statt sich von ihm loszumachen, legte Lauren ihm eine Hand auf die Brust. „Ich muss. Das ist ganz logisch.“
„Dich in Gefahr zu bringen ist nicht logisch. “ Ihre Berührung rief seltsame Gefühle in ihm hervor, und er musste sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass sie nicht Aubrey war. Aber, verdammt noch mal, sie fühlt sich an wie sie und sieht aus wie sie, und auch wenn sie nicht Aubrey ist, mag ich sie wirklich gern und … Raef schüttelte den Kopf und versuchte, seine Gedanken in Ordnung zu bringen. „Ich überprüfe ihn und berichte dir dann alles. Du bekommst alles mit, nur eben aus sicherer Entfernung.“
„Es gibt keine sichere Entfernung für mich, Raef! Ich werde ausgesaugt, genau wie Aubrey. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Letztendlich ist es nur vernünftig, dass ich mit dir komme, denn sobald er mich sieht, weißt du, ob er der Killer ist.“
Raef sah sie nachdenklich an. Sie hatte recht. Wenn Braggs der Killer war, würde der Anblick von Lauren, die einem seiner Opfer zum Verwechseln ähnlich sah, eine starke negative Emotion in ihm auslösen – eine Emotion, die Raef mit seiner Gabe bemerken musste.
Langsam und frustriert atmete er aus. „Also gut, du kannst mitkommen, aber du hältst dich an meine Regeln.“
„Alles, was du willst“, sagte sie und umarmte ihn fest.
Für einen Moment gestattete Raef sich, sie festzuhalten und ihren Duft einzuatmen. „Bleib immer in meiner Nähe. Verhalt dich ruhig. Wenn es zum Schlimmsten kommt, machst du dich aus dem Staub und verständigst den Notruf. Versprich mir das.“
„Versprochen. “ Sie drückte ihn noch einmal fest, ehe sie ihn losließ.
„Außerdem will ich mein Sweatshirt zurück.“
Sie hatte sich gerade gebückt, um ihre Dessous aufzuheben. Bei seinen Worten hielt sie inne, richtete sich auf, zog sich mit einem Lächeln, das sein Herz zum Rasen brachte, das Sweatshirt über den Kopf und warf es ihm zu. Dann sagte sie ganz langsam: „Pass auf, was du dir wünschst, Raef.“
Er schluckte, murmelte „Danke“ und ging, so schnell es seine weichen Knie zuließen, zurück ins Schlafzimmer.
Während der letzten Jahre war der Campus der Universität von Tulsa von Grund auf renoviert worden. Wo früher ein nichtssagender Eingang zu einer Gruppe heller Steingebäude gestanden hatte, vermischt mit ein paar modernen Bauten mitten in einem der heikleren Stadtteile zwischen Eleventh und Harvard, befand sich nun ein richtiger Universitätscampus – komplett mit einem schicken Zaun aus Stein und Gusseisen und gepflegten Grünanlagen.
Zum Teufel, sogar einen Brunnen haben sie, dachte Raef.
Er selbst war ein ehemaliger Student der TU. Auch wenn er keinen Abschluss gemacht hatte, stellte er sich gern vor, dass die mehreren tausend Dollar, die er in seinen drei langen Jahren an Studiengebühren gezahlt hatte, wenigstens ein paar Meter des neuen Zaunes finanziert hatten. Oder vielleicht ein Stück vom Brunnen. Egal. Er kannte sich auf dem Campus noch gut genug aus, um direkt die Haupteinfahrt am Tucker Drive zu finden und rechts auf die Oliphant Hall, das Biologie-Gebäude, zuzuhalten. Er stellte sein Auto auf dem westlichen Parkplatz ab, schaltete den Motor aus und drehte sich zu Lauren um. „Okay, wir erzählen folgende Geschichte, weswegen wir hier sind: Wir brauchen Dr. Braggs’ Rat, wie wir die große alte Ulme in meinem Vorgarten retten können, weil wir gehört haben, dass er ein Experte darin ist, Ulmensterben zu heilen.“
„Es gibt keine Heilung für Ulmensterben“, sagte sie.
Er seufzte. „Sieh mich an. Sehe ich aus wie jemand, der so etwas weiß?“
Sie hob die Augenbrauen, und obwohl sie müde und erschöpft wirkte, schienen ihre blauen Augen zu funkeln. „Wohl eher nicht.“
„Genau. Also, vergiss nicht, wenn er unser Mann ist, wird dein Anblick in ihm starke negative Emotionen auslösen. Er wird aufgebracht sein, auch wenn er sich nichts anmerken lässt. Ich werde ihn um seine Visitenkarte bitten – damit ich ihn später wegen meiner Ulme anrufen kann, weil wir es jetzt eilig haben und zu einer Verabredung zum Abendessen müssen. Du bleibst hinter mir. Ich werde zwischen dir und ihm stehen. Halt dich in der Nähe der Tür. Wir gehen rein und gleich wieder raus, und wenn ich irgendwelche
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