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Agent 6

Titel: Agent 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Rob Smith
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Austin in seiner Wohnung besucht. Wir haben Elena herausgeschnitten und sie durch Ihre Frau ersetzt. Die Bilder sind notdürftig gemacht. Wenn Sie genau hinsehen, merken Sie, dass die Proportionen nicht stimmen. Osip Feinsteins Laden wurde abgebrannt, mit ihm darin; das war die Strafe der Sowjets, weil er sie verraten hatte. Es gab kleinere Unruhen. Ein paar Bürgerrechtsmärsche, aber nichts von Bedeutung und schon gar keine Revolution. Am Ende haben die meisten geglaubt, dass die Morde das Resultat einer tragischen Liebesgeschichte waren. Nur die Neger hatten Zweifel, und trotzdem hat es die meisten nicht gekümmert. Die ganze Sache hat so gut funktioniert, dass ich es gar nicht glauben konnte, als ich kündigen sollte. Das FBI meinte, ich hätte den Mord an Jesse Austin verhindern sollen.
    Yates schüttelte den Kopf. Offensichtlich störte ihn nicht der Mord, auch nicht der Tod von drei Menschen, sondern die Tatsache, dass er seinen Job losgeworden war. Er war ein Schurke, der überzeugt davon war, ein Held zu sein.
    Als Nara ihre Übersetzung beendet hatte, warnte Yates sie:
    – Sie können nichts machen. Das ist Geschichte, niemand interessiert sich dafür. Niemand wird Ihnen glauben. Keine Zeitung wird es drucken. Es gibt keine Beweise. Wenn Sie Schwierigkeiten machen wollen, wirft meine Regierung Sie beide aus dem Land. Mehr habe ich nicht zu sagen. Wenn Sie eine Entschuldigung wollten, haben Sie Ihre Zeit verschwendet. Die Sache hat mich meinen Job gekostet. Ich habe meine Arbeit geliebt, und ich war gut darin, also habe ich auch dafür bezahlt. Jetzt haben wir genug geredet. Wenn Sie nicht sofort aus meinem Haus verschwinden, mache ich diesen Anruf und lasse Sie beide in dieses Drecksloch Afghanistan zurückschicken.
    Leo packte eine der Biografien auf dem Tisch. Als Yates in Reichweite kam, schlug er damit zu, erwischte den Ex-Agenten am Kinn und schickte ihn zu Boden. Er zog ihm blitzschnell den Revolver aus der Tasche, kniete sich über Yates’ Brust, um ihn auf dem Boden festzunageln, und sagte auf Russisch:
    – Ich habe schon Schlimmeres getan, als jemanden wie Sie zu töten.
    Leo blickte zu der verängstigen Nara auf und sagte auf Dari:
    – Übersetz für mich.
    – Leo!
    – Übersetz!
    Dann wandte er sich wieder Yates zu.
    – Meine Frau ist nicht sofort gestorben. Es hat zwanzig Minuten gedauert. Sie ist verblutet. Vielleicht hat Anna Austin versehentlich auf sie geschossen, aber Sie haben sie sterben lassen, oder nicht? Hatten Sie vielleicht Angst, Raisa hätte allen erzählt, dass Anna Austin Sie erschießen wollte? Meine Frau hat auf dem Boden gelegen und verzweifelt auf Hilfe gewartet – und Ihnen kam das gerade recht, stimmt’s?
    Leo schlug Yates die Waffe ins Gesicht, seine Lippe platzte auf.
    – Antworten Sie!
    Yates spuckte Blut, während er Nara zuhörte. Ruhig sagte er:
    – Sie können mit mir machen, was Sie wollen, aber Ihre Frau bleibt allen als Hure in Erinnerung.
    Als Leo die Übersetzung hörte, spannte er den Hahn und sagte auf Englisch:
    – Sagen Sie mir, wie sie gestorben ist.
    Yates antwortete nicht. Leo hielt die Waffe genau dorthin, wo Raisa getroffen worden war, er drückte Yates den Lauf gegen den Bauch.
    – Sagen Sie es mir.
    Yates schüttelte den Kopf. Leo drückte den Abzug.

Am selben Tag
    Nara warf sich neben Yates auf die Knie, um zu helfen. Leo hielt sie zurück und sagte:
    – Die Kugel hat ihn an der gleichen Stelle getroffen wie meine Frau. Es hat zwanzig Minuten gedauert, bis sie gestorben war. Sag ihm, dass er vielleicht auch so lange hat. Aber er ist älter, und der Schuss hat ihn aus nächster Nähe getroffen. Wahrscheinlich bleibt ihm weniger Zeit.
    Nara übersetzte, dabei stolperte sie über die Worte. Leo sprach ruhig weiter.
    – Das Zimmer ist schallgedämmt, den Schuss dürfte niemand gehört haben. Er kann nur überleben, wenn ich Mitleid mit ihm habe, anders als er mit meiner Frau. Wenn er mir die Wahrheit sagt, werde ich es mir überlegen.
    Nara übersetzte und flehte Yates an zu reden. Leo sprach auf Russisch mit ihm, als könnte der frühere Agent ihn verstehen.
    – Als Anna Austin auf Sie geschossen hat, haben Sie zurückgeschossen, das war kein anderer Polizist. Sie haben sie erschossen, oder? Und als sie tot war, ist Ihnen klar geworden, in welchen Schwierigkeiten Sie plötzlich stecken. An diesem Tag hatten Sie Jesse Austin in seiner Wohnung besucht. Er war tot, und jetzt hatten Sie seine Frau erschossen. Da kam Ihnen

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