Agent der Sterne
dem Gesicht. Anscheinend faszinierte ihn die Vorstellung, dass jeder in Star Wars eine außerirdische Staatsbürgerschaft hatte, genauso wie ein besonders kniffliges Zen-Koan.
»Jetzt möchte ich Sie etwas fragen, Carl«, sagte ich. »Warum reden wir über dieses Thema? Wollen wir einen Vertrag über die Produktion eines Science-Fiction-Films abschließen? Abgesehen von Mord an der Erde, meine ich.«
»Nicht ganz.« Carl löste die Finger voneinander und legte beide Hände flach auf den Tisch. »Mit einem Freund hatte ich über dieses Thema diskutiert, und ich wollte noch eine weitere Meinung einholen. Ihre Meinung deckt sich übrigens ganz mit seiner. Er findet auch, dass die Leute mehr auf Aliens abfahren, die eine feindselige fremde Macht sind, und nicht auf eine Gruppe, die mit friedfertigen Absichten daherkommt.«
»Ich glaube, die meisten Leuten machen sich gar keine Gedanken, wie sie zu guten oder bösen Aliens stehen«, sagte ich. »Außerdem reden wir hier über Filme. Die Frage hat nichts damit zu tun, ob ein Film gut oder schlecht ist.«
»Tatsächlich?« Plötzlich waren die Hände wieder ineinander verschränkt. »Wenn also echte Aliens vom Himmel fallen würden, könnten die Leute damit klarkommen, dass sie uns freundlich gesinnt sind.«
Und wieder starrte ich dumpf ins Leere. Ich erinnerte mich daran, schon einmal ein solches Gespräch geführt zu haben. Der Unterschied war allerdings, dass jenes Gespräch während meiner schwer verkifften Anfangszeit auf dem College stattgefunden hatte, in einem Zimmer, das mit Weihnachtskerzen und Alufolie ausgeschmückt war, und auf gemütlichen Sitzsäcken. Mein jetziges Gespräch fand mit einem der wenigen Menschen auf diesem Planeten statt, die der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zurückrufen würde, wenn sie ihm eine Nachricht hinterließen. Und zwar innerhalb von zehn Minuten (weil sie sich in Yale ein Zimmer geteilt hatten). Es passte überhaupt nicht zusammen, ein solches Gespräch mit Carl zu führen. Es war ungefähr so, als würde man seinem Großvater zuhören, wie er von den Besonderheiten eines brandneuen Sportkajaks schwärmte.
»Vielleicht«, sagte ich vorsichtig. Im Zweifelsfall sollte man unbestimmt bleiben.
»Hmmmm«, machte Carl. »Gut. Erzählen Sie mir von Ihren Klienten, Tom.«
Ich habe einen kleinen Mann im Hinterkopf. In solchen Situationen gerät er gerne in Panik. Jetzt blickte er sich nervös um. Ich schubste ihn in sein Loch zurück und arbeitete die Liste ab.
An erster Stelle stand ganz offenkundig Michelle: hübsch, begehrt und bei weitem nicht intelligent genug, um zu erkennen, dass es in diesem Abschnitt ihres Lebens das Allerdümmste wäre, nicht ohne Skrupel so viel Geld einzusacken wie irgend möglich. Daran war nichts, was ich ihr vorwerfen konnte.
Der Nächste war Elliot Young, der gut aussehende junge Star der ABC-Serie Pacific Rim. Pacific Rim hatte die zweitbeste Quote auf der 21-Uhr-Schiene am Mittwoch und stand auf Platz 63 der meistgesehenen Sendungen des Jahres. Doch dank Elliots knackigem Volleyballspielerarsch und dem Einverständnis von ABC, dass er mindestens einmal pro Folge die Hosen runterließ, während er ein Verbrechen aufklärte, räumte er mächtig bei den weiblichen Zuschauern zwischen 18 und 34 ab. ABC verkaufte viel Werbezeit für Mittel gegen Hefepilzinfektionen und für Hygieneprodukte mit »Flügeln«. Alle waren glücklich, und Elliot wartete darauf, den Sprung auf die Kinoleinwand zu schaffen. Aber letztlich galt das für jeden.
Dann kam Rashaad Creek, ein Komiker, der auf den schäbigeren Straßen von Marin County aufgewachsen war, wo schon die Polizei gerufen wurde, wenn jemand Rotwein zu Fisch servierte. Rashaad war nicht annähernd so neurotisch wie die meisten Komiker, was bedeutete, dass er im normalen Leben fast überhaupt nicht witzig war. Trotzdem hatten wir es mit einem hübsch geschnürten Paket geschafft, die Pilotfolge seiner Show Fit wie’n Turnschuh an Comedy Central zu verkaufen. Rashaads aufstrebende Karriere wurde mit Adleraugen von seinem strengen Manager überwacht, der zufällig gleichzeitig seine Mutter war. An dieser Stelle halten wir kurz inne, um zu erschaudern.
Tea Reader hatte als Sängerin angefangen und sich dann zur Schauspielerin gemausert. Leider war ihr Name unglücklich gewählt, da man immer wieder darauf hinweisen musste, dass er wie »Tia« ausgesprochen wurde. Ich hatte sie von meinem alten Kollegen geerbt, nachdem sein Großhirn
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