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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sein, und das Schlimmste steht uns bevor: Ich muß den Bruch einrichten.«
    »Zum Teufel, dann tun Sie's, Doc!«
    »Hat man Ihnen schon einmal einen gebrochenen Knochen bei vollem Bewußtsein eingerichtet?«
    »Nein.«
    »Sie gehen die Wände hoch, Cliff. Sie brüllen, daß der Putz von der Decke fällt.«
    »Hier gibt es keinen Putz, Doc! Richten Sie ein!«
    »Unmöglich.« Dr. Forster umfaßte stützend das Bein. »Sie kommt wieder zu sich.«
    Ellen schlug die Augen auf. Bis sie begriff, was vorgefallen war, sah sie erstaunt um sich, dann aber wollte sie sich aufrichten. Forster drückte sie zurück.
    »Was ist denn los?« fragte sie und wunderte sich, daß ihre Zähne klapperten, als läge sie auf Eis. »Ich bin ins Wasser gefallen, weil mir das Schwein aus den Fingern glitt. Was ist denn?«
    »Bleib ganz ruhig liegen, Baby.« Cliff grinste verlegen. »Der Doc und ich überlegen gerade, wie wir dich wieder betäuben können.«
    »Betäuben? Warum?«
    »Das linke Bein ist gebrochen, Ellen –«
    »Das linke?«
    »Ja.« Dr. Forster bewegte ganz leicht den Fuß. Ellen stöhnte laut auf und wurde weiß im Gesicht. Haller ballte die Fäuste und starrte Forster giftig an.
    »Lassen Sie das, Sie Idiot!« brüllte er.
    »Und Sie denken, man könnte den Bruch ohne Narkose einrichten!«
    Ellen hob den Kopf und sah auf ihr Bein hinunter. Dann warf sie sich zurück und starrte in den blauen, glutheißen Himmel. Ihre Finger krallten sich in die Bordkanten des Bootes.
    »Versucht es!«
    »Unmöglich!« Forster schüttelte energisch den Kopf. Wenn sie aufschreit, verliere ich die Nerven, dachte er. Und sie wird schreien …, es ist ein unmenschlicher Schmerz.
    »Aber Sie können doch nicht wochenlang das Bein in der Hand halten!« schrie Cliff ihn an. »Wie lange dauert denn so ein Einrichten?«
    »Unterm Röntgenschirm ist das eine Kleinigkeit.«
    »Na also!« Cliff Haller zog den Kopf in die Schultern. »Dann knipsen Sie doch Ihr Röntgengerät an, Doc! Man sollte Ihnen tatsächlich den Schädel einschlagen!« Er kniete sich neben Ellen auf den Bootsboden und umfaßte ihr bleiches Gesicht mit beiden Händen. »Schmerzen, Baby?«
    »Ja, Cliff …, jetzt fängt es an. Das ganze Bein brennt.«
    »Wir werden dir eine schöne Schiene machen. Die schönste am ganzen Amazonas. Aus Ebenholz und dunkelgrünen Riesenblättern. So wertvoll ist noch kein Bein geschient worden. Baby, du darfst nur keine Angst haben.«
    »Ich habe keine Angst! Rudolf ist Spezialist für Knochenbrüche. Er war zwei Jahre in der Unfall-Chirurgie.«
    »Na also.« Cliff schielte zu Forster. »Sei schön brav, Baby und nimm uns nichts übel.«
    Er beugte sich über sie und küßte sie, bevor sie eine Antwort geben konnte. Dr. Forster tippte Haller auf den Rücken.
    »Solche Betäubungen reichen für einen Bruch nicht aus! Haben Sie nichts anderes zu tun, als jetzt Süßholz zu raspeln?«
    »Warten Sie's doch ab, Doc!« knurrte Cliff. Er streichelte Ellen noch einmal über die Augen, blickte sie zärtlich an, hob dann die Faust und schlug ihr gegen das Kinn. Es gab einen dumpfen Laut, und Ellen streckte sich.
    »Sie Vieh!« stammelte Dr. Forster. »Sie verfluchtes Vieh!«
    »Nun fangen Sie endlich an!« schrie Cliff und umfaßte wieder zärtlich Ellens Kopf. »Ein zweites Mal tu ich's nicht!«
    Er schob den Arm unter ihre Schultern und hielt sie fest. Dr. Forster umklammerte den Fuß Ellens, drehte ihn und tastete mit der linken Hand die Bruchstelle ab. Cliff Haller zuckte zusammen.
    »Sie Dreckskerl!« keuchte er. »Das ganze Bein knirscht ja.«
    »Aber jetzt steht der Bruch.« Forster hielt das Bein fest. Schweiß lief ihm über die Augen und in den Mund. »Hören Sie endlich auf, den zärtlichen Traumengel zu spielen. Bringen Sie mir die Äste und die Blätter. Und die Lianen zum Verschnüren.«
    Ohne Widerrede gehorchte Cliff. Er ließ Ellen los und brach die Äste auf die Länge, die Dr. Forster brauchte. Sie schienten das Bein, umwickelten es mit den kühlenden, fleischigen Blättern eines Strauches, den niemand kannte; aber Cliff dachte sich, daß die in den Blättern aufgesogene Feuchtigkeit lindernd wirken würde. Dann verschnürten sie alles mit Lianen.
    Am anderen Ufer sahen ihnen aus den Büschen kleine, rotbraune Männer zu. Sie hockten nahe am Fluß, unbeweglich, als seien sie verfaulte Baumstümpfe. Um ihre nackten Körper hatten sie einen geflochtenen Leibriemen geschnallt. An den Gürteln schaukelten faustgroße Gebilde. Sie sahen aus wie kleine

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