Agenten lieben gefährlichen
deutsche Doktor auch?«
»Ja.«
»Ihr armseligen Würmer.« Sie riß sich von Cascal los. Wut und doch ein stiller Triumph verzerrten ihr Gesicht. »Zwei Kompanien schickt man aus, um einen Mann abzuholen – und er entkommt! Und ihr tragt noch den Kopf hoch, ihr seht noch in die Sonne, statt euch zu verkriechen in Löcher, wo man euch mit Mist zuwerfen kann?!« Plötzlich lachte sie, laut, hysterisch, grell, ein Lachen, das Cascals Herz durchschnitt, denn er begriff, daß sie ihn mit Hohn überschüttete und dieses Lachen ihn mehr erniedrigte, als Schläge ins Gesicht. Er griff nach ihr, riß sie zu sich, aber da trat sie nach ihm, befreite sich mit einem Ruck und lief zurück zur Hütte.
Sie war schneller als Cascal. Als er hinter ihr den Eingang erreichte, schlüpfte sie gerade ins Haus und verriegelte die Tür. Cascal hieb mit beiden Fäusten gegen das Holz.
»Aufmachen!« schrie er. »Du verfluchtes Luder – mach die Tür auf. Ich zähle bis drei, dann trete ich sie ein.«
»Versuch es!« rief Rita von innen. »Ich habe dein Gewehr in der Hand. Wie einen tollen Hund knalle ich dich ab!«
Cascal trat einen Schritt zurück. Was tun, fragte er sich. Wirklich die Tür einschlagen? Es darauf ankommen lassen, ob sie tatsächlich schießt?
»Mach auf«, sagte er sanft, als die Nacht über den Rio Juruá kroch. »Rita, favorita … mach auf! Ich gebe es zu, versagt zu haben. Es ist mir ein Rätsel, wie sie entkommen konnten. Aber einmal gibt der Wald sie frei, einmal müssen sie ja herauskommen … und wo das auch ist, überall im ganzen Land stehen wir bereit. Jede Urwaldstation wird Cliffs Steckbrief erhalten, auf seinen Kopf werden hunderttausend Escudos ausgesetzt.«
Cascal sprach wie mit Engelszungen und bebte dabei vor Wut. Endlich schloß Rita die Tür auf, und Cascal stürmte in die Hütte. »Ich könnte dich umbringen!« zischte er. »Oh, wenn ich nur den Mut aufbrächte, dir den Hals umzudrehen! Aber ich kann es nicht …, wenn ich dich ansehe …, verflucht soll ich sein – aber ich liebe dich!«
In der Nacht lag er lange neben ihr und konnte nicht einschlafen. Zwischen ihnen lag als schmale, aber wirksame Grenze das Gewehr. Man konnte es überwinden, mit einem Handstreich gewissermaßen, aber Cascal versuchte es erst gar nicht.
Jetzt ticken überall die Funkgeräte, dachte er. In Rio, Manaus, Para, Sao Luis, Cuiabá, Brasilia, Sao Paulo. In allen Funkbuden an den Urwaldflüssen. In allen Kurzwellensendern der Vermessungs- und Ingenieur-Trupps, die durch den Urwald ziehen. Auf allen Pflanzungen.
Es war ein raffinierter Funkspruch. Er lautete:
»Gesucht wird die deutsche Ärztin Dr. Ellen Donhoven, 28 Jahre alt, kurze blonde Haare, schlank, 1,68 groß, blaue Augen. Spricht englisch und gebrochen portugiesisch. In ihrer Begleitung befindet sich Cliff Hal ler, amerikanischer Staatsbürger, 1 ,85 groß, kräftig, blondes Haar, etwa 35 Jahre alt. Haller hat an der linken Halsseite eine schmale Narbe bis zur Schulter. Dr. Donhoven und Haller befinden sich auf einer Expedition durch den Urwald im Gebiete der Selvas. Sie sind seit einigen Wo chen verschwunden. Für ihre Entdeckung hat die Regierung 100.000 Es cudos ausgesetzt, die Hälfte bei Auffindung ihrer Leichen.«
Dieser elegante Steckbrief erschien auch in der Morgenausgabe aller Zeitungen von Rio de Janeiro. Auch in Brasilia, der neuen Hauptstadt, setzten die Redakteure ihn auf die erste Seite.
Zwei Stunden nach Erscheinen der Zeitungen fand in der amerikanischen Botschaft eine Besprechung im Zimmer des Militärattaches statt. Oberstleutnant Finley machte ein sehr besorgtes Gesicht.
»Gentlemen«, sagte er ohne Umschweife, »unser Freund Cliff scheint Erfolg gehabt zu haben. Sie jagen ihn mit allen Mitteln. Nicht diese Ellen ist das Goldtäubchen, sondern er! Bemerkenswert aber ist, daß Cliff schon wieder ein Weib im Schlepp hat! Er kann's nicht lassen! Ich garantiere, daß wir schon längst im Besitz von Cliffs Informationen wären, wenn er nicht wieder an einem Rock hängengeblieben wäre! Er wird's schwer haben, der Zentrale dafür eine Erklärung zu geben. Cook –?« Oberstleutnant Finley blickte auf einen kleinen, dürren Mann, der offiziell an der Botschaft als Sekretär für Wirtschaftsfragen angestellt war. »Was können wir zu Cliffs Unterstützung tun?«
»Warten und Whisky trinken«, antwortete Cook mißmutig.
»Das ist ungeheuer viel, Cook. Dahinter steht wirklich die ganze Macht der USA! Ein Milliardenpotential!«
»Alle
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