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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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versuche doch nur, mich mit dir zu unterhalten.«
    So weit war es schon gekommen. Clara hatte Mitleid mit mir. Und sie wollte gut Wetter machen. Fast lautlos verschwanden die Coladosen – und zwar nicht im Restmüll, sondern in der Tüte für Alu. Im Mülltrennen war ich streng.
    »Ich geh tatsächlich in einen Club«, sagte meine Tochter, plötzlich ganz vertraulich.
    Ich musste wirklich schlecht aussehen. Seit Jahren erzählte sie mir nur noch in Ausnahmefällen, wohin sie gehen wollte. Nie sagte sie, mit wem.
    »Und morgen ist Kino angesagt. Komm doch mit.«
    Das hatte ich noch nie gehört.
    »Willst du wirklich deine alte Emanzenmutter öffentlich ausführen?«
    »Klar, darf doch jeder Mensch sein, wie er will.«
    Ich war gerührt. Ich dachte immer, Clara schämte sich für mich.
    »Außerdem ist Jens schon ganz neugierig auf dich.«
    »Wer ist Jens?«
    »Na, wirst du schon sehen. Er sagt, er habe noch nie eine Emanze kennengelernt.«
    »Und da denkst du, du solltest ihm mal eine zeigen?«
    »Mensch, ich hab schon so viel von dir erzählt. Der glaubt das alles nicht.«
    »Und du willst es ihm beweisen, oder wie?«
    Ich merkte, dass ich weich wurde. Auch wenn wir oft Streit hatten, auf meine Tochter ließ ich nichts kommen. Und sie war der einzige Mensch, der mich mühelos um den Finger wickeln konnte. Sie spielte das auch genial aus. Sie stand gerade hinter meinem Stuhl und legte mir die Hand auf die Schulter. Das durfte sonst niemand, es hat so was Herablassendes, von hinten nach unten.
    »Du meinst, ich soll deinen Freund ein bisschen erschrecken.«
    »Klar, außerdem will er wissen, wie die Frau aussieht, in deren Klo man nicht im Stehen pinkeln darf.«
    »Was, der war schon mal da?«
    »Schon öfter, Chefin, ich kenne ihn schon seit ein paar Monaten.«
    »Ist mir völlig entgangen.«
    »Ja, weil er nicht gegen die Kacheln pinkelt.«
    »Er setzt sich hin?«
    »Nein, er pinkelt in die Blumenvase und schüttet sie dann aus.«
    Mir hob es den Magen, aber Clara fiel nichts auf.
    »Also gehst du mit, Mama? Du musst dich doch nicht verstecken.«
    Ich hörte nicht richtig zu, in Gedanken ging ich meine Blumenvasen durch, in die der Bettgenosse meiner Tochter zu pinkeln pflegte, und hoffentlich nur das. Clara gab nicht auf.
    »Du hast doch nichts davon, wenn du Männern aus dem Weg gehst.«
    »Doch, ich habe meine Ruhe.«
    »Aber du änderst nichts. Wie sollen die Männer merken, dass die Frauen anders als früher sind, wenn sich die Emanzen nicht zeigen, sondern unter sich bleiben?« Plötzlich war ich hellwach. Die Blumenvase hatte ich in meinen Gedanken schon verräumt.
    »Dich müsste man vermieten, Mama. Bei dir könnten die Männer wenigstens lernen, dass sie harten Zeiten entgegensteuern. Damit könnte man viel Geld verdienen.« Eine Idee war geboren. Und sie kam von der angepasstesten Frau, die ich in meiner Nähe duldete. Zufällig war sie meine Tochter.

Ricarda   Ich gönnte mir einen ruhigen Abend. So eine heiße Nacht hinterließ Spuren, es war nicht mehr alles so leicht wie früher. Das Handy war ausgeschaltet und das Telefon ließ ich klingeln, wenn’s was Wichtiges war, konnte ich morgen immer noch die Mailbox abhören, dachte ich mir.
    Das Haus war ordentlich aufgeräumt, gegen die neue Putzfrau war wirklich nichts zu sagen. Sie mischte sich nicht ein, sie sah nichts und hörte nichts, Männerwäsche stopfte sie genauso ungerührt in die Maschine wie meine, dabei könnte sie sie genauso gut wegwerfen. Ich hob die Sachen der Typen nicht auf. Wer wusste schon, ob einer wiederkommen würde.
    Ich ließ die Badewanne volllaufen, schluckte inzwischen einen Likör zur Entspannung und legte mich mit einem Krimi ins Wasser. Ich hatte immer noch das Gefühl, nach dem Kerl von letzter Nacht zu riechen, das mochte ich nicht, das war mir zu nahe. Und so gut hatte er auch wieder nicht gerochen. Vielleicht würde ich morgen mal Annette anrufen. Die Ärmste hatte sicherlich Aufmunterung nötig. Irgendwie war sie jetzt ohne Arbeit. Und das konnte sich nicht jeder leisten. Kurz und knapp gedachte ich des Mannes, dem ich meinen Wohlstand zu verdanken hatte. Der musste viel arbeiten für meinen hohen Lebensstandard, aber das war sein Problem. Nach der ersten Krise konnte ich ihn recht gut entbehren, und ob die Neue angenehmer war, wagte ich zu bezweifeln. Ich hatte läuten hören, dass sie auch viel Geld brauchte, aber auch noch wollte, dass er viel Zeit für sie hätte. Hoffentlich ging die Geschichte nicht

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