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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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Uhr ab. Den Scheck werfe ich morgen ein, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit vorbeifahre.«
    Ich wusste noch gar nicht, dass ich auf dem Weg lag. Aber zahlen im Voraus fand ich gut, und deshalb verkniff ich mir eine dumme Bemerkung. Ich ging zufrieden ins Bett. Natürlich würde ich einen von den alten Lappen anziehen und die dreitausendfünfhundert Kröten einstreichen. Geld machte das Leben erheblich leichter.

Annette   Ricarda schien mich nicht zu verstehen. Dass mir der Typ in meiner Wohnung nicht passte, war ihr schwer begreiflich zu machen. Ich hatte mir bei meiner alten Tante mehr Verständnis erwartet. Extra war ich morgens vorbeigefahren, hatte ein paar Brötchen mitgebracht und mich an den Frühstückstisch gesetzt. Es war schlimm, den ersten Tag arbeitslos zu sein. Ich wäre so gerne in die Uni gegangen.
    Ich erzählte ausgiebig von meinem Abschied vom Germanistischen Institut und von der Heimkehr, wo ein abgehalfterter Cousin auf mich wartete. Ricarda zeigte kein Mitgefühl. Vielleicht hätte mir Eva in diesem Moment mehr genützt.
    »Er ist nicht dein Typ?«
    »Er ist mein Cousin.«
    »Darf man mit Cousins nicht?«
    »Ich will nicht, verstehst du das nicht.«
    »Wenn du ihn nicht willst, wieso ist er dann in deiner Wohnung? Schmeiß ihn raus.«
    »Das ist nicht so einfach.«
    »Doch.«
    Das Gespräch drehte sich im Kreis. Und ich kam nicht weiter. Ich dachte, ich könnte mich bei Ricarda ausheulen. Ich hatte sie immer gerne gemocht. So wollte ich auch mal werden. Ricarda zeigte mir, dass es schön war, alt zu sein. Es gab noch so viel zu erleben. Ihre Schwester, meine Mutter, war von ihrem Lebenswandel wenig begeistert. Aber meine Mutter wohnte etwas außerhalb. Und dass ich die Tante gerne besuchte, erzählte ich ihr nicht.
    Erfreulicherweise kam Ricarda jetzt auf einen neuen Gedanken.
    »Wenn er dein Cousin ist, ist er dann auch mit mir verwandt?«
    »Nein, nein, er ist väterlicherseits.«
    »Also kenne ich ihn auch nicht. Von der Seite ist mir nur dein Vater über den Weg gelaufen, und das ist auch schon eine Weile her.«
    »Kein Wunder, er ist vor fünf Jahren gestorben.«
    »Und du bist sicher, dass es sich nicht lohnt, den neuen Verwandten kennenzulernen?«
    Typisch Ricarda.
    »Er ist wie ein Handtuch im Wind.«
    »Das sagt nichts. Glaube mir, da kann man sich ziemlich täuschen.«
    Ricarda dachte immer nur an das Eine.
    »Soll ich ihn dir mal abnehmen?«
    Auf die Idee war ich noch gar nicht gekommen, dass Ricarda was an ihm finden könnte, aber sie gefiel mir gut.
    »Ja, komm vorbei und nimm ihn mit.«
    »Nur, wenn du mir dafür auch einen Gefallen tust.«
    Ich zögerte. Ricardas Ideen waren selten nach meinem Geschmack. »Und der wäre?«
    »Du bist morgen Abend um sieben Uhr hier. Besorg dir vorher was Ordentliches zum Anziehen. Kleines Schwarzes oder so. Du gehst mit deinem Onkel Franz aus.«
    »Wie bitte?«
    »Klar, Innereien-Empfang, wahrscheinlich gibt’s Nierchen. Er braucht was Weibliches an seiner Seite.«
    »Wo ist seine neue Frau?«
    »Der liegt die Sonne auf dem Bauch - bestenfalls.«
    Die Geschmacklosigkeit überhörte ich.
    »Und da dachte er, die Alte könnte aushelfen«, fuhr Ricarda ungerührt fort. »Aber die Alte will nicht.«
    »Und du meinst, ich will?«
    »Hier ist ein Scheck über dreitausendfünfhundert Mäuse. Der Onkel lässt sich die Mieze am Arm was kosten.«
    Mir war fast schwindlig. So viel Geld hatte ich schon lange nicht mehr gesehen, geschweige denn zur Verfügung gehabt.
    »Was muss ich tun?«
    »Na also, du siehst, das Geschäft ist gar nicht so schlecht. Vor allem, wo ich dafür völlig kostenlos deinen Untermieter übernehmen will. Von mir aus kann er auch hier wohnen. Wenn er mir nicht passt, werf ich ihn raus, da bin ich weniger einfühlsam als du. Musst du auch noch lernen.«
    Ich war gerührt. Ich liebte es, wenn andere Leute meine Probleme lösten.

Eva   Der Typ wartete vor dem Kino. Er sah aus wie alle in diesem Alter so kurz vor zwanzig, ich hatte auch mal so einen gekannt, und ihm hatte ich meine Tochter zu verdanken. Er war groß und schlaksig, das Fett setzte erst später an. Die blonden Haare waren lässig nach hinten gekämmt und fielen programmgemäß gelegentlich in die Stirn, der Unterkiefer war leicht verschoben, weil er den Kaugummi zwischen den Zähnen malmen musste. Er war ordentlich gekleidet. Von mir hatte er wohl erwartet, dass ich in einer lila Latzhose antanzen würde, so wie die Emanzen früher. Aber da dem nicht so war, reagierte

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