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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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gekommen. Da stand sie nun in unserer kleinen Bude, Büro genannt, balancierte auf ihren Absätzen rum, rührte in ihrem Tässchen – und brachte mir nur deshalb keinen Kaffee, weil ich kein Mann war.
    »Ist doch ganz einfach. Glaubst du wirklich, ein Mann würde öffentlich zugeben, beim Sex unten zu liegen? Es steht aber so in Schlegels ›Lucinde‹. Also ist sie von einer Frau geschrieben.«
    Karin verzog ihre frischgeschminkten Lippen und sah mich mitleidig an.
    »Liebe Eva«, sagte sie. Wie ich das schon wieder hasste. »Liebe Eva, es gibt sie, diese Männer, glaube mir. Vielleicht kennst du sie nicht, aber ich habe schon den einen oder anderen getroffen.«
    »Die müssen einen gebrochenen Arm gehabt haben oder ‘ne kaputte Wirbelsäule.«
    »Nein, liebe Eva, die waren ganz fit.«
    »Wie schön für dich.«
    Karin lehnte ihren zierlichen Hintern an meinen Schreibtisch und stellte die Tasse auf meinen Unterlagen ab. Mit herablassendem Blick maß sie meinen aus ihrer Sicht lange entwöhnten Körper und lächelte süffisant.
    »Verlass dich ganz auf meine Erfahrung. Die Männer sind nicht ganz so phantasielos, wie du dir immer vorstellst.« Ich war stinksauer, hatte aber keine Lust, mit Karin über Männer zu diskutieren. Ihre Meinung kannte ich, sie verbreitete sie ja auch bis zum Erbrechen. Es gab nur einen Trost: Wenn sie ihre Forschungsarbeit über weibliche Sozialisation fertig hatte, würden wir sie nur noch von hinten zu Gesicht bekommen, also in ihr wahres Gesicht blicken können.
    »Warum kommst du überhaupt noch«, fauchte ich sie an, »was willst du eigentlich hier, kein einziger Krawattenträger weit und breit.«
    »Kannst dir ja eine umbinden, Mannweib«, fauchte Karin zurück.
    »Vergleich mich nie wieder mit einem Mann«, brüllte ich, erhob mich vom Stuhl und ging drohend auf Karin zu. Im Türrahmen erschien Lucies Kopf, und sie setzte ein bekümmertes Gesicht auf, während sie über ihre Brillengläser schielte.
    »Könnt ihr vielleicht etwas leiser schreien, ich telefoniere gerade.«
    »Klar, Chefin«, flötete Karin, hob ihr schönstes Teil von meinem Schreibtisch und stöckelte in Richtung Tür, »an mir soll’s nicht liegen. Aber pfeif deine Bulldogge zurück.«
    Karin schob sich an Lucie vorbei, lächelte zauberhaft und verschwand. Lucie blickte mich hilflos an, zuckte die Schultern und ging leise, wie sie gekommen war.
    Diesen Zweikampf hatte ich verloren.

Ricarda   Schon seit einer halben Stunde hörte ich, wie der Typ in der Küche rumkramte. Aber ich hatte nicht die geringste Lust, auch nur ein halbes Auge zu öffnen. In meinem Alter sind leidenschaftliche Nächte anstrengend, früher habe ich das leichter weggesteckt. Außerdem hätte er ruhig wieder auf die Matratze kommen können, ich hatte kalte Füße.
    Als der Kerl wenige Minuten später das Zimmer betrat, war er frisch gesäubert und balancierte ein Tablett vor sich her. Schamhaft hatte er sich mit Boxershorts bekleidet, wäre gar nicht nötig gewesen, ich sehe nicht mehr besonders gut. Lässig ließ er sich vor der Matratze nieder, versuchte mich zu küssen, was ich morgens gar nicht mag, der Geruch von Zahnpasta ist mir zuwider.
    »Guten Morgen, es gibt Kaffee.«
    Seufzend richtete ich mich auf, damit er sich neben mir niederlassen und das Tablett abstellen konnte. Aber so recht überzeugt war ich noch nicht. Während er sich setzte, nutzte ich die Gelegenheit zu sehen, wo ich gestern Abend gelandet war. Und dann überlegte ich fieberhaft, wie ich möglichst schnell von hier verschwinden könnte.
    »Und was machen wir heute?« fragte mein unternehmungslustiger Gefährte der letzten Nacht.
    Sofort begannen alle Alarmglocken in meinem Kopf zu schrillen. Das tat weh, ich hatte gestern gut getankt. Schnell versuchte ich, mit einem Schluck Kaffee meine Birne wieder klar zu bekommen, dann warf ich einen zweifelhaften Blick auf das heitere Kerlchen neben mir.
    »Du gehst am besten in den Kindergarten, und ich nach Hause.«
    Er war keineswegs beleidigt. Fröhlich lachte er auf. Wie ich Heiterkeit hasse am frühen Morgen.
    »Ich bin nicht ganz so jung, wie du denkst«, sagte er, offenbar geschmeichelt. »Und ich muss auch nicht erst meine Mama fragen, was ich tun darf.«
    Die Vorstellung, dass seine Mutter vermutlich jünger war als ich, amüsierte mich. Aber ich merkte, dass ich zur Tat schreiten musste. Es tut mir immer wieder leid, einen enttäuschen zu müssen. Aber ich war wirklich nicht auf der Welt, um ihnen ihre Langeweile

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