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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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zu vertreiben. Während mein Bettgenosse, dessen Name mir beim besten Willen nicht mehr einfallen wollte, herzhaft in ein Brötchen biss, um sein Kalorienkontingent wieder aufzufüllen, schwang ich meine kalten Beine aus den Federn. Es ist manchmal schwer, sich von einer Matratze zu erheben, die am Boden liegt. Auf jeden Fall macht eine alte nackte Frau dabei keine besonders gute Figur. Aber darauf konnte ich jetzt keinesfalls Rücksicht nehmen. Ich musste verschwinden, der Mann war anhänglich. Also fischte ich meine Brille vom Boden, krabbelte unter der Decke hervor und stellte mich mit Hilfe meiner Hände auf die Beine.
    »Wo willst du hin?« fragte mein Begleiter und schluckte schwer an seinem Frühstück.
    »Auf den Topf, in die Klamotten und weg.«
    »Hast du eine Verabredung?«
    »Geht dich nichts an.«
    »Jetzt hör mal …«
    Ich durfte mich keinesfalls auf eine Diskussion einlassen, und schwach werden sollte ich jetzt auch nicht. Sonst würden die nächsten Wochen extrem anstrengend werden. Mit antrainierter Geschwindigkeit zog ich mich an, schnappte mir meine Tasche und steuerte auf die Ausgangstür zu. Das mit dem Topf musste ich verschieben, denn wenn ich aus dem Bad rausgekommen wäre, hätte er sicher ein Argument gefunden, warum ich noch bleiben sollte. Ich konnte ja unterwegs in einem Kaufhaus aufs Klo gehen.
    »Hey, Moment«, rief es noch von der Matratze. Der Kerl erhob sich deutlich müheloser als ich und lief hinter mir her.
    »Wo kann ich dich erreichen?«
    »Gar nicht. Ich melde mich vielleicht wieder.«
    »Entschuldige, aber …«
    Doch da war ich schon weg. Als ich um die nächste Straßenecke bog, atmete ich tief durch. Die Nächte waren ja ganz schön, aber diese Abschiede machten mich fertig.
    Immer wieder täuschte ich mich in den jungen Leuten. Ich hätte sie für illusionsloser gehalten. Aber vielleicht mussten sie das noch lernen.

Annette   Ich hätte wissen müssen, dass der Tag nicht besser werden würde. Aber der neue Lebensabschnitt, der Arbeitslosigkeit hieß, konnte einfach nicht gut beginnen. Dabei wollte ich das Beste draus machen. Erst mal heim und ein Stündchen geschlafen, dachte ich nach dem Empfang zu meinen Ehren. Der Sekt hatte meine Sinne benebelt und meinen Magen sauer gemacht. Ich stolperte nach Hause und rülpste vor mich hin. Heute wird ferngesehen und noch eine Flasche Wein gekippt, nahm ich mir vor. Und wenn es ganz arg wird mit dem Selbstmitleid, dann rufe ich Eva an. Sie hatte mal bei mir ein Seminar über weibliches Schreiben gemacht und war bekennende Emanze, ein Fossil also, mit ihren dreiunddreißig Jahren viel zu jung, um noch an die Frauenbewegung zu glauben. Sie würde mir sagen, dass es nicht an meinen fehlenden Fähigkeiten lag, dass ich noch nicht promoviert war, sondern an dieser Männerwirtschaft, der Seilschaft derer, die das richtige Chromosom hatten. Sie würde das sicher auch noch viel unfeiner ausdrücken. Aber Eva würde mich aufbauen. Und vielleicht könnte ich in ihrem Lektorat ein bisschen jobben und nebenher meine Doktorarbeit doch noch fertigmachen.
    Natürlich kam alles ganz anders. Schon von weitem musste ich feststellen, dass in meiner Wohnung Licht brannte. Das sah zwar nett aus, wie durch die verkleinerten Schaufenster des früheren Milchladens, heute mein Wohnzimmer, die warme Helligkeit mir in den verregneten Abend entgegenleuchtete, aber dafür konnte jeder von der Straße aus meine Einrichtung begutachten. Ich war streng mit mir, schimpfte, dass ich es nicht hätte brennen lassen dürfen, schloss auf. Auf der Couch in der Ecke saß ein Mann – oder das, was man allgemein dafür hielt. Karl-Heinz war ein Cousin von mir, manchmal kam er vorbei, weil er einen Tapetenwechsel brauchte. Die letzten Monate hatte er mich mit seiner Anwesenheit verschont. Die Begrüßung fiel wenig herzlich aus.
    »Wie kommst du denn hier rein?«
    »Der Vermieter hat mir aufgeschlossen.«
    »Was hat der?«
    »Ist doch o.k., oder?«
    Konnte ich nicht finden. Aber ich schwieg, trollte mich die drei Stufen hinauf, die in den hinteren Trakt meiner Gemächer führen, also Küche, Bad und Schlafzimmer. Früher hatte hier eine alte Frau ihr Leben zugebracht, tagsüber im Laden vorne bedient und abends sich hinten die Zeit vertrieben. Ich machte mir ein Brot und musste mir verkneifen, für Karl-Heinz auch eines zu machen. Der stand inzwischen hinter mir in der Tür.
    »Wie lange bleibst du?«
    »Weiß nicht, mal sehen.«
    Karl-Heinz war keine Plaudertasche. Er

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