Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
Tantiemen etc. Und ich sagte ihr, dass sie für dieses Album doch wohl einen anderen Vertrag mit Polar hätte als vorher für die Platten mit ABBA. Und sie antwortete: Na ja, eigentlich nicht ... ich habe meinen ABBA-Vertrag ... Ich fragte: Wie meinst du das? Und sie wusste auch nicht, wie sie das erklären sollte und sagte: Vielleicht fahre ich einfach kurz nach Hause und zeige ihn dir. Also setzte sie sich in ihr Auto, holte ein Exemplar ihres Vertrags und zeigte mir, welchen Deal sie mit Polar und Stig gemacht hatte. Ich sah erst den Vertrag an, dann sie, und ich fragte nur: Ist das ein Witz? Die hauen dich hier übers Ohr! Und Agnetha sagte: Oh nein ... Und von dem Punkt an ging es mit Stig und mir total den Bach runter.“
Die Konsequenzen sind weitreichend. Agnetha erkennt, dass sie vielleicht nach außen hin der Star von ABBA gewesen sein mag, aber dass sich vor allem Stig, aber auch Björn und Benny über viele Jahre lang finanziell an ihr bereichert haben. Sie nimmt sich einen Anwalt, der für sie bessere Vertragskonditionen fordert. Bei Polar Music weiß man sofort, woher der Wind weht. Mike wird von einem Tag auf den anderen als Unruhestifter geschnitten und hat Mühe, die Plattenproduktion mit Agnetha überhaupt abzuschließen.
Mike: „Irgendwann wurde die ganze Situation so schlimm, dass ich einfach alles hin schmiss. Ich fuhr zurück ins Hotel, schloss meine Tür ab und weigerte mich, noch mal rauszukommen. Ich war einfach unglaublich aufgebracht. Dann haben sie angerufen: Mike, du musst zurückkommen und so weiter. Aber ich fand es einfach alles unerträglich. Agnetha war auch in Tränen aufgelöst ... Schließlich fuhr ich zu Stig nach Hause, und wir sprachen uns aus. Er machte mir klar, dass er wirklich wütend darüber war, dass ich mich in seine Angelegenheiten eingemischt hatte. Und ich sagte: Stig, ich bin wirklich wütend darüber, wie du mit der Künstlerin umgehst, mit der ich arbeite!“
Für die gütliche Einigung, die danach erfolgt, ist vor allem Stigs Tochter Marie Anderson zuständig, die ihrem Vater klar macht, dass er Agnetha geschäftlich entgegenkommen muss. Wie stark sich Agnethas Prozente am Gewinn nach dieser Auseinandersetzung erhöhen, ist nicht öffentlich gemacht worden. Interessant ist nur, dass Agnetha zu der Zeit weder von Björn noch einem anderen Mitglied von ABBA Unterstützung zu erwarten hat. Eher im Gegenteil. Frida, die längst ihre Anteile verkauft und damit ihre Millionen gerettet hat, verteidigt Stig sogar vor den anderen. Bezeichnend aber ist Björns Art, mit dieser Angelegenheit umzugehen. Sie zeigt zwar Stil, gute Umgangsformen – letztendlich aber auch ein übergroßes Vertrauen in seinen langjährigen Geschäftspartner, eine frühe Vaterfigur, die er seit seiner Zeit als Teenager kennt. Und Björns Reaktion zeigt auch, dass er längst nicht mehr auf Agnethas Seite steht.
Mike: „Eines Tages rief Björn mich an. Er war in Moskau gewesen, wo er mit Tim Rice an Chess gearbeitet hatte und er fragte: Hast du nicht Lust, zu mir rüberzukommen? Ich hab ein bisschen richtig guten Kaviar mitgebracht. Den würde ich gern mit dir teilen. Also fuhr ich zu ihm hin. Und kaum war ich angekommen, packte er diesen teuren Kaviar aus, und innerhalb von kurzer Zeit aßen wir mehrere Pfund davon. Und dann sagte er plötzlich: Mike, du solltest dich wirklich nicht in Agnethas Geschäfte einmischen. Das sind unsere Geschäfte. Für uns sieht es so aus, als ob du hier rüberkommst und deine Nase in Dinge steckst, die dich nichts angehen. Ich war völlig vor den Kopf gestoßen. Jetzt kam uns also auch noch der Ex-Mann in die Quere. Ich antwortete ihm: Ich werde nicht einfach tatenlos zusehen, was hier passiert. Ich fühle mich verpflichtet, Agnetha darauf hinzuweisen, dass hier etwas nicht stimmt. Das Hauptproblem bei der ganzen Sache war, dass Agnetha Stigs größter Star war. Sie war sein ganzes Kapital. Sie verkörperte das Image von ABBA. Wenn man an ABBA denkt, denkt man an Agnetha. Und sie war auch die maßgebliche Vokalistin der Gruppe. Stig und Björn wussten das sehr gut. Sie ist so eine phantastische Frau, und sie tat mir so unglaublich leid. Aber zumindest hat sie damals wohl begriffen, dass sie ihr Leben viel mehr selbst in die Hand nehmen muss. Und das hat sie seither auch getan. Sie hat sehr viel verändert. Und damals war so eine Art Wendepunkt.“
So wird 1983 zu dem Jahr, in dem auch Agnetha begreift, dass ihre Ehe wirklich zu Ende ist. Bislang war sie zwar
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