Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
Menschen mit außergewöhnlichen Talenten, denen das Charisma aus allen Poren tropft. So jemand ist Agnetha, und dass sich die Männer, die ihr im Beruf begegnen, in sie verlieben, ist gewissermaßen ein Glücksfall, denn diese Männer bringen Agnetha immer weiter auf dem Weg zum Ruhm. Auch Little Gerhard ist so einer, der Agnetha über viele Jahre hinweg umkreisen und sie fördern wird, lange nachdem er seine tatsächliche Nützlichkeit für sie längst verloren hat.
Dieter Zimmermann ist im Jahr 1968 gerade mal 25 Jahre alt geworden und leitet schon das Cliff Carpenter Orchester, das Starpianisten Eugen Cicero und Drummer Tom Hom zu seinen Mitgliedern zählt und sich unter anderem einen Namen damit machen wird, so mutig zu sein, um im deutschen Fernsehen „Whole Lotta Love“ von Led Zeppelin zu spielen. Zimmermann ist aber auch schon als Produzent im Schlagergeschäft rührig und wird sich um die Karrieren von Costa Cordalis und Rex Gildo bemüht machen. Was unter seiner Hand aus Agnetha geworden wäre, lässt sich an der Karriere eines seiner Schützling erkennen: Katja Ebstein, die 1971 mit einer Komposition und einem Arrangement von Dieter Zimmermann beim Eurovision Song Contest mit dem Lied „ Diese Welt “ Dritte werden wird. Eine etwas unheimliche Parallele eigentlich zu Björn und Agnetha, bei der Zimmermann die Rolle von Björn und Ebstein die Rolle von Agnetha einzunehmen scheinen. Sicherlich hätte Agnetha mit einigem Geschick die Schlagerkarriere einer Katja Ebstein verkörpern können. Aber will sie das überhaupt? Schon vor ihrer Begegnung mit Björn schreibt sie Lieder, die vom Schlagergenre weg tendieren und Anregungen der Beatles aufnehmen.
Dieter scheint selbst ziemlich stark in Agnetha verliebt zu sein. Er taucht einige Tage nach dem ersten Zusammen-treffen von Björn und Agnetha bei ihr auf und fährt zwei Wochen lang mit ihr in Schweden von Konzert zu Konzert. Ihren Eltern ist die Sache ein bisschen unheimlich, was aber dadurch behoben wird, dass Dieter bei einem Zwischenstopp in Jönköping Ingvar Fältskog formell um die Hand seiner Tochter bittet. So kommt es, dass sich Agnetha und Dieter am 22. Juli offiziell miteinander verloben, und das nur wenige Wochen nach ihrer ersten Begegnung. Bei der Feier gibt es Champagner und Kaffee. Dieter bleibt bis Mitte August in Schweden. Dass die erste Single, die er mit Agnetha produziert hat, „Robinson Crusoe / Sonny Boy“ zuhause keinen Eindruck in den Plattenläden macht, stört noch nicht so sehr, wird aber bald die Fassade des unfehlbaren Gespürs für den Erfolg, die Zimmermann gegenüber Agnetha aufbaut, abbröckeln lassen.
Björn erfährt von der Verlobung aus den Medien, und denkt, dass er Agnetha für immer verloren hat. Sie hat seinen Brief einfach nicht beantwortet, deshalb hat er sich auch nicht mehr bei ihr gemeldet.
Björn: „Ich war an ihr interessiert, aber das war zu Ende, als ich hörte, dass sie sich verlobt hatte.“
Agnethas fünfte Single „Allting har förändrat sig“ (Alles hat sich verändert), geschrieben von Little Gerhard, ist ein großer Hit in Schweden und leitet ihre Rückkehr in den Plattenläden des Landes ein. Das Lied verkauft sich so gut wie ihre erste Single und etabliert Agnetha in ihrer Heimat endgültig als Star. Für Agnetha ist das ein Zeichen, um nun auch endgültig mit der Bernt-Enghardt-Band zu brechen und nach Stockholm zu ziehen.
Agnetha: „Ich war gerade erst 18 geworden und ging schon in die Hauptstadt. Ich frage mich manchmal, was mich so furchtlos machte. War ich naiv? Woher wusste ich, dass alles klappen würde? Aber das tat es letztendlich, und das immer wieder, und so war es in meinem Leben, dass sich alles so ergab, wie ich es wollte – oder verdiente.“
Svenne Hedlund von den Hep Stars ist als Leadsänger der „schwedischen Beatles“ damals jemand, den Horden von Fans verfolgen, wenn er irgendwo in der Öffentlichkeit zu sehen ist – wie übrigens auch Benny Andersson, der in seiner Band Keyboard spielt und die Hits für sie schreibt.
Svenne lernt Agnetha kurz nach ihrem Umzug nach Stockholm kennen und erlebt sie als sehr „stark“.
Svenne: „Sie redete wie ein Kerl. Es war nicht typisch für Frauen damals, dass sie Schimpfwörter gebrauchten und fluchten. Ich dachte: Das ist eine ziemlich harte Nuss, die weiß, was sie will. Heute denke ich, dass sie so sein musste, um es als 18jährige überhaupt in diesen Kreisen zu schaffen und nicht unterzugehen.“
Und Agnetha
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