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Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)

Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)

Titel: Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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lernt in dieser Zeit wirklich viele Menschen kennen. Männer, vor allem, die sie anbaggern und ihr versprechen, etwas für sie zu tun. Versprechen, die nicht eingehalten werden, wenn sich herausstellt, dass sie nicht mit ihnen ins Bett gehen will.
    Agnetha damals in einem Interview: „Sie nehmen mich auf Partys mit und sind sehr hilfreich. Es ist wichtig, auf Partys zu sein. Man muss gesehen werden, sonst vergessen die Leute, dass man existiert.“
    Die Beziehung mit Dieter, der im fernen Hamburg sitzt, kühlt schnell ab. Schon, weil die gemeinsame Arbeit nicht von Erfolg gekrönt wird. Agnetha ist enttäuscht von der mangelnden Aufnahme ihrer Lieder beim deutschen Publikum. Sie kann Dieters leere Versprechungen, sein Großsprechertum, nicht mehr ertragen. Das Hauptproblem aber: Die Zusammenarbeit war für Agnetha anfangs ein Werk der Liebe, Dieter jedoch macht mit seinen Arrangements etwas ganz anderes daraus. Er schreibt Texte neu, führt ohne Rücksprache mit Agnetha drastische musikalische Änderungen durch. Die Texte kann Agnetha nicht beurteilen, aber die Musik gefällt ihr eigentlich gar nicht. Zimmermann redet ihr dann, wenn sie ihre Enttäuschung in Worte fast, immer wieder zu, und anfangs, da sie ihn zu lieben glaubt, lässt sie sich von ihm davon überzeugen. Sie ist ja bereit, Kompromisse zu machen. Schlager müssen in Deutschland auf eine ganz bestimmte Art und Weise klingen, um erfolgreich sein zu können, erklärt ihr Dieter. Das Publikum hier habe einen ganz eigenen Geschmack. In Deutschland gibt es keine eigenständige Pop-Musik. Pop ist etwas, das importiert wird. Eine Schwedin kann dort aber nicht mit den Beatles konkurrieren, sondern muss Schlagersängerin werden und sich dabei dem deutschen Stil anpassen. Es ist ein anderes Publikum, erklärt Zimmermann. Agnetha versteht den Unterschied nicht so ganz. In den Volksgärten in Schweden macht es keinen Unterschied, was man spielt. Manches ist Volkslied, anderes Pop oder Folk und dann gibt es auch Rock, alles wild durcheinander. Hauptsache, dem Publikum gefällt es. Diese Erklärung kann seinerseits Dieter nicht so recht verstehen. Vielleicht liegt es am Sprachunterschied. Agnetha kann nur ein paar Brocken Deutsch, und Dieters Schwedisch ist auch nicht besonders differenziert, wie sie jetzt feststellt.
    Agnetha später: „Ich konnte die Deutschen nicht davon überzeugen, meine eigenen Lieder zu verbreiten. Sie wählten stattdessen Lieder für mich aus, die grauenhaft klangen und auch keinen Erfolg hatten.“
    Wenn man das Ergebnis von Agnethas Deutschlandepisode heute betrachtet, erhält man ein gemischtes Bild, in dem sich einiges bestätigt, was Agnetha zum Rückzug bewegt. Aber so übel sind die deutschsprachigen Produktionen nicht. Zimmermann schafft es, ihre Stimme weit besser zur Geltung zu bringen als die Firma Cupol. Die Lieder sind besser produziert und die Arrangements sind professionell. Nicht so gut gealtert sind vom heutigen Gesichtspunkt aus Lieder wie „ Robinson Crusoe “ oder „ Tausend Wunder “, die einem Schlagerstil frönen, der schon damals seicht geklungen haben muss. Sie sind ein Nachhall der 1950er Jahre mit ihrer Sehnsucht nach Fremde und Romantik, zu dem auch der fremdländische Akzent Agnethas passt, der bei diesen Liedern sogar mit Absicht verstärkt erscheint und einen französischen Touch bekommen hat.
    Makellos dagegen ist Agnethas Deutsch in dem Lied  „ Geh mit Gott “, ein großer internationaler Hit der späten 1960er Jahre, der von der Plattenindustrie Land für Land für das Schlagerpublikum in dessen Landessprache aufbereitet wird. Ursprünglich war die Komposition von Ennio Morricone nur für den Film „Sacco und Vanzetti“ gemeint, doch das Interesse für das Lied war so groß, dass Joan Baez es für den englischsprachigen und Mireille Mathieu für den französischen Markt eingespielt und damit großen Erfolg gehabt haben. Agnethas deutschsprachige Version kann hier stimmlich mühelos mithalten, bleibt aber auf dem deutschen Markt erfolglos. Das liegt nicht unbedingt an dem Lied, das in der Version von Daliah Lavi einer der großen Hits des Jahres 1972 sein wird. Und es liegt nicht unbedingt daran, dass Zimmermann nicht die großartigen Verbindungen im Schlagergeschäft hat, die er behauptet. Das Hauptproblem von Agnetha in den späten 1960er Jahren ist, dass sie nicht exotisch genug ist für den deutschen Markt, kein südländisches Temperamentbündel wie Nana Mouskouri , die das Lied ebenfalls

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