Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
angestrengt zu einem ihrer größten Hits hochknödeln wird. Eine junge, begabte Schwedin, die als Popstar ernst genommen werden möchte, hat hier zu der Zeit keine Chance, vor allem, wenn sie Belanglosigkeiten singt wie „ Ein kleiner Mann in einer Flasche “.
Es dauert einige Monate, bis Agnetha bemerkt, dass sie in Deutschland in ein Klischee gepresst wird, dem sie nicht mehr entkommen kann. Dass sie sich verbiegen soll und trotzdem nicht so recht ins Herz des Publikums findet. Sie soll hier die süße blonde Schwedin sein und sonst nichts. Ihre Eigenkompositionen interessieren Dieter nicht die Bohne. Er möchte, dass sie weiter internationale Hits für den deutschen Markt covert. Das heißt aber natürlich auch, dass ihre Karriere von vornherein auf den deutschen Markt beschränkt bleiben wird und sie hier nicht als Popstar, sondern als Schlagersternchen ihre Tage zubringen soll. Dafür soll sie aber auch wie ein Schlagersternchen singen und sich auch entsprechend in der Öffentlichkeit verhalten, immer wieder Auftritte machen, und am Besten in regelmäßigen Abständen kleine Skandälchen für die Klatschpresse liefern, um vom Publikum nicht vergessen zu werden. Agnetha ist von Dieter sehr enttäuscht. Er hat ganz andere Dinge versprochen. Er schien sich für sie selbst zu interessieren, wollte sie und ihr Talent zur Geltung bringen und sie nicht in ein vorgefasstes Schema pressen. Darüber hinausgehend hat er beim täglichen Zusammenleben nicht viel Zeit für sie, kümmert sich nicht mehr um ihre Launen. Auch seine Gefühle erkalten, nachdem ihre Singles floppen. Weil sie keine Melkkuh für seine Firma wird, lässt er sie beruflich fallen, bemüht sich längst um andere Talente. Und auch privat kümmert er sich nicht mehr um sie, hat keine Geduld mit ihren Launen. Ab einem gewissen Moment möchte Agnetha nur mehr nach Hause. Platten von ihr werden in Deutschland noch zwei Jahre lang erscheinen, der Vertrag muss eingehalten werden. Doch sie selbst möchte ihre Karriere von nun an selbst gestalten. Und das kann sie am Besten zuhause.
Dort sieht die Sache rosiger aus. Cupol bringt im November ihre erste schwedische Langspielplatte heraus. Sie heißt „Agnetha Fältskog“ und geht nun, da Agnetha im Sommer den Bedarf mit ihren Konzerten angeheizt hat, erst mal weg wie warme Semmeln. Selbst wenn die Verkaufszahlen relativ rasch wieder einbrechen: Agnetha hat drei Eigenkompositionen im Pop-Liedermacherstil darauf untergebracht und zementiert ihre Rolle als Songwriterin. Und da sind auch noch vier Lieder von Dieter, die nach Schlager klingen. Zusammen mit den zwei erfolgreichen Singles ist Agnetha dadurch zumindest in Schweden als Newcomer etabliert, und kein One-Hit-Wonder mehr, wie viele befürchtet haben, wenn auch noch nicht fest etabliert. Agnetha schreibt rund um die Uhr Lieder.
Agnetha: „Die Ideen kamen und kamen, überfielen mich überall, in der Stadt, im Tourbus. Ich konnte kaum mitschreiben dabei. Am Besten war es, wenn ich bei mir zuhause zwei rote Kerzen anzündete und auf das Klavier stellte. Ich schrieb fröhliche und traurige Lieder, aber es sieht so aus, als wollten die Fans eher die traurigen, also bin ich oft bei den traurigen Liedern geblieben.“
Agnetha ist als Geschäftsfrau zu schwach, um sich mit ihren eigenen musikalischen Ideen gegen Dieter durchzusetzen. Noch vertraut sie ihm auf einer professionellen Seite. Er bestimmt die Arrangements, er zwingt sie, Schlager zu covern, reicht sein belangloses Lied „ Wer schreibt heut’ noch Liebesbriefe “ bei einem Schlagerwettbewerb ein und erreicht damit eigentlich nur, dass sich 1969 keiner mehr für Agnetha interessiert, weil sie damit endgültig den Stempel der billigen Schlagermusik trägt. Sie spürt das, und zugleich kann sie mit Dieters immer strenger werdenden Ton und seinem herrischen Gehabe immer weniger anfangen, vor allem, weil sich Tag für Tag immer deutlicher herausstellt, dass er ja mit seinen Prognosen nicht recht hat. Außerdem ist Agnetha es leid, immer zwischen Stockholm und Hamburg hin und her zu fahren. Sie fährt gerne mit dem Auto, aber die Strecke kennt sie schon im Schlaf, und sie merkt, dass sie immer weniger gern nach Hamburg hinunter fährt. Anfang 1969 sprechen sie beide davon, die Verlobung zu lösen.
Agnetha: „Er wollte, dass ich nach Deutschland ziehe, aber das war nicht mein Ding. Und er wollte auch nicht nach Schweden.“
Der wahre Konflikt mit Dieter betrifft aber die Musik. Agnetha weiß sehr
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