Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
Sportwagen ausgegeben hat. Ersparnisse hat sie keine, lebt eher von der Hand im Mund, vertraut darauf, dass ein weißer Ritter sie schon retten wird, sofern sie einmal finanziell in Schwierigkeiten geraten würde. Die Beziehung beginnt also durchaus auch aus wirtschaftlichen Gründen. Björn denkt daran, Agnetha zu produzieren. Für ihn ist sie auch neues Talent, das er für die Firma Polar Music anwerben kann, wo er längst Vizechef geworden ist. Agnetha hofft, dass Björn ihrer Karriere helfen kann. Er hat viele Kontakte im Pop-Geschäft, und pflegt seine Verbindungen. Er hat einen guten Geschmack und kann glaubhaft machen, dass er weiß, wohin die Zukunft der Unterhaltungsmusik gehen wird. Im Unterschied zu ihrem früheren Verlobten aber tritt Björn viel zurückhaltender auf, ist weicher und verständnisvoller.
Es gibt auch soziale Unterschiede zwischen den beiden. Björn hat Abitur, ist auf der Universität in einen Wirtschaftsstudienlehrgang eingeschrieben, aber längst mit einem guten Job bei einer Plattenfirma untergekommen. Er steht kurz vor der Übernahme einer Firmenbeteiligung. Somit ist es absehbar, dass sein Leben rasch in geregelte Bahnen kommen wird, wenn er seine „wilde“ Zeit einmal gelebt hat. Bei Agnetha sieht die Sache anders aus. Sie hat bis auf die Grundschule keine Bildung und auch keine Berufsausbildung. Ihre Schlagerkarriere steht auf wackeligen Beinen. Und sie hat keine klare Orientierung, wie es mit ihr in ihrem Leben weitergehen soll. Sie lebt in einer Ambivalenz, wohl bereit, Björn für sein Wissen und sein Können zu bewundern und sich an ihn anzulehnen. Zugleich aber ist sie sich ihrer Schönheit und magnetischen Ausstrahlung bewusst und spielt gern die Diva, die einen „langweiligen“ Typen wie Björn auch gerne ein bisschen zappeln lässt. Diese Unterschiede und auch die Tatsache, dass sie fünf Jahre jünger ist als Björn, bewirken, dass auch er keine klare Haltung gegenüber Agnetha findet. Einerseits liebt er ihre Schönheit und Musikalität. Aber auf der anderen Seite nimmt er sie nie so richtig voll, kehrt in Bezug auf seine Bildung und Lebenserfahrung schon mal den Überlegenen heraus. Er rät ihr, Bücher zu lesen, und sie tut das auch, auch wenn ihr neuer Ernst etwas komisch ist, mit dem sie im Tourbus zwischen den Konzerten in Psychologie-Bücher starrt. Er belehrt sie scharf, wenn Agnetha etwas nicht weiß, und sie nimmt das anfangs willig hin, um zu lernen. Björn übernimmt bald von Ingvar das Management ihrer Karriere, regelt alles Finanzielle für sie. Schon, weil auch Ingvar in ihm trotz seiner Jugend einen Mann erkennt, der klüger ist und sich in der Geschäftswelt besser auskennt als er. Björn kann gut organisieren, er hat ein gutes Urteilsvermögen und ist fleißig. Egal, was er anpackt, es hat Hand und Fuß und führt in den meisten Fällen auch zum Erfolg. Björn ist nach außen hin nicht so bestimmend wie Dieter, hat auch in Dingen, die für ihn unwichtig sind, ein offenes Ohr. Doch die folgenden Jahre werden auch zeigen, dass er viele Ideen, die Agnetha hat, im Keim erstickt und dass er langfristig gesehen ihre Kreativität lähmen wird. Und Agnetha wird sich das lange bieten lassen, weil sie sich von ihm das Leben erhofft, das in ihr angelegt ist. Und auch, weil sie zu ihm aufblickt. Sie ist nicht nur deutlich jünger, sondern auch viel unruhiger als Björn. Sie weiß nicht so recht, was sie im Leben will, ändert ihre Meinungen häufig. Sie ist launisch. Einerseits will sie Familie, andererseits die große Freiheit. In der Anfangszeit, in der sie sehr verliebt sind, ist das egal. Die beiden gehen viel miteinander weg, machen die Nächte durch. Der wichtige Unterschied zwischen beiden ist aber schon ganz zu Beginn der, dass Björn morgens trotzdem pünktlich ins Büro geht und einen großen Fleiß an den Tag legt, um seine und Agnethas Karriere zu befördern, und auch, um ein erfolgreicher Musikproduzent zu werden, während sich Agnetha lang ausschläft und danach ihren Träumen hingibt.
Agnetha gerät über Björn in das Umfeld von Polar Music. Geleitet wird die Plattenfirma von Bengt Bernhag, einem väterlichen Typen in seinen Vierzigern, der Björn wie seinen eigenen Sohn behandelt. Vielleicht ist da auch ein bisschen mehr zwischen beiden, wie man später erahnen wird. Agnetha glaubt mit ihrem untrüglichen Instinkt direkt eine Verliebtheit für Björn in dem Chef der Plattenfirma zu beobachten. Dessen Kompagnon Stikkan „Stig“ Anderson dagegen
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