Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)

Größenwahn auf ein Filmprojekt eingelassen, das sie aus eigener Tasche finanziert haben. Der Film wurde nie fertiggestellt, und die Schulden waren schließlich so groß, dass die Hep Stars und ihre Produktionsfirma Insolvenz anmelden mussten. Das Gericht hat alle Mitglieder persönlich für den Schaden haftbar gemacht. Seither ist Benny damit beschäftigt, den Schuldenberg abzutragen. Er zieht deshalb immer wieder einmal mit den Hep Stars los, schreibt Lieder für andere Popsänger, versucht mit Björn ein Duo zu bilden, träumt davon, wie Björn bei Polar Music Produzent zu werden und fortan eher hinter den Kulissen zu fungieren. Dass die Musik sein Leben ist, weiß Benny längst, aber nach all den Jahren der Konzertreisen hat er eigentlich nicht mehr die Kraft mehr für ein Leben unterwegs und auf der Bühne. Er möchte ganz gerne im Leben ankommen und es auch genießen.
    Agnetha fühlt sich in der Gemeinschaft mit Benny und Frida wohl. Auch, weil sie keine Bildungshuber sind wie Björn. Beide haben wie Agnetha kein Abitur und keine Berufsausbildung, und das scheint sie genauso wenig zu stören wie Agnetha. Es ist für sie undenkbar, auf die Universität zu wollen. Beide setzen wie Agnetha darauf, es im Pop-Geschäft zu schaffen und immer Musik zu machen und dabei genug zu verdienen, bis sie sich aufs Altenteil zurückziehen können. Sie vertreten diese Ansicht auch in dieser Phase, obwohl es ihnen dabei nicht gut geht. Aber sie sind eben Künstler. Benny weiß, dass sich seine Karriere als Mädchenschwarm längst dem Ende zuneigt, und er steht auch gar nicht so darauf. Er sieht sich nicht als Performer, sondern als Komponist, der eines Tages Symphonien schreiben wird. Er vertieft sich gern in Instrumentalstücke, die irgendwie keltisch klingen. Frida hat die Hoffnung auf einen Durchbruch als Sängerin noch nicht aufgegeben. Sie arbeitet seit vielen Jahren an ihrem Erfolg, und liebt es immer noch wie am ersten Tag, auf der Bühne zu stehen. Einmal wird es klappen. Einen Durchbruch kann man nicht erzwingen, nur durch Fleiß wahrscheinlicher machen. Für Frida ist finanzielle Sicherheit ein Ziel, aber sie mag auch die Fans, lebt von der Liebe, die ihr da auf der Bühne entgegen strömt. Besonders in der Intimität der Volksgärten, wo manchmal nur eine Handvoll Zuhörer da sind. Frida stammt aus Norwegen, hat aber keinen Akzent. Sie ist Vollwaise. Ihre Mutter starb, als sie ein Kleinkind war. Den Vater hat sie nie kennen gelernt. Sie hat ihre Kinder der Karriere geopfert, weil sie sich unendlich danach sehnt, auf der Bühne die Zuneigung zu bekommen, die ihr das Leben bislang verwehrt hat. Agnetha kann das bis zu einem gewissen Grad verstehen. Sie weiß aber auch, dass es keine wirkliche Liebe ist, die man von Fans bekommt, und dass man davon nicht leben kann.
    Agnetha hat den Eindruck, dass sich Frida sehr stark um Bennys Gefühle bemüht, und sehr verliebt ist. Er nimmt das gleichmütig hin, mag sie sicherlich auch und zeigt Verständnis für sie. Aber er ist nicht der leidenschaftliche Typ. Frida ist sehr eifersüchtig, wenn er einer anderen Frau seine Aufmerksamkeit schenkt. Das betrifft anfänglich auch Agnetha, obwohl die keinen Anlass zur Eifersucht gibt. Schon weil Agnetha selbst sehr eifersüchtig ist, wenn es um Björn geht, und nie etwas mit Benny anfangen würde.  Durch die enge Freundschaft zwischen Björn und Benny kommt es von Anfang an dazu, dass sich Agnetha oft mit Frida auseinandersetzen muss. Dass sie viel zusammen sind. Dass sie sich miteinander vergleichen. Für Frida, die im Alter von Björn und Benny ist, sieht es so aus, dass sie in der fünf Jahre jüngeren Agnetha das Küken erkennt. Die Kleine, bei der es besser wäre, wenn sie zuhören würde anstatt dauernd groß aufzusprechen. Wenn Agnetha etwas sagt, nimmt man sie in diesem Kreis nicht für ganz voll, weil ihr einfach die Lebenserfahrung fehlt. 
    Sowohl Agnetha wie auch Frida sind 1969 an einem toten Punkt ihrer Karriere angekommen, selbst wenn sie das noch nicht wirklich merken. Sie haben keinen starken Fürsprecher in der Plattenindustrie gefunden, niemanden, der Material für sie sichtet und vorbereitet und ihre Stärken als innen auslotet. Wie sollen sie es im Musikgeschäft ohne diese Verbindungen schaffen? Björn und Benny sind in dieser Hinsicht beide Hoffnungsträger, die gemeinsam mit Stig Anderson bei Polar Music erfolgreichen Pop machen. ABBA beginnt also im Grunde genommen als Geschäftsbeziehung, die im Laufe der Jahre