Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
Tournee auch geschäftlich beteiligt waren und deshalb auch alle vier persönlich Verlust gemacht haben,. Auch Agnetha. Sie sind ein Familienbetrieb, erklärt er ihr, und im Pop-Geschäft ist es leider so, dass man nicht einfach zuhause Musik machen und dann erwarten kann, dass einem die Fans die Bude einstürmen. Es ist die Zeit vor dem Internet. Wer nicht in der realen Welt präsent ist, kommt auch virtuell nicht vor. Und wer ins Fernsehen will, kann das nur, wenn er sich vorher mit Konzerten bei den Fans bekannt und mit seinem Erfolg die Entscheidungsträger in den Redaktionen gefügig gemacht hat. ABBA sind von einem derartigen Status 1974 weit weg. Zugleich und zuletzt durch Agnethas Drängen beginnen ABBA aber trotzdem früh an Verkaufsvideos zu arbeiten, die sie den Fernsehstationen anbieten. Es gibt dort Jugendsendungen, die zunehmend Videoclips annehmen und abspielen. Das spart die Produktionskosten einer Live-Show und wird auch von den Zuschauern im verstärkten Maß gefordert. Bis zur Gründung des Musikkanals MTV im Jahr 1981 wird noch viel Zeit vergehen, doch Vorläufer davon gibt es bei den einzelnen Sendern auch schon in den 1970er Jahren, und ABBA wird eine der wichtigsten Gruppen werden, die sich über diese Form von Promotion durchsetzen.
Am 10. Januar 1975 setzen ABBA ihre Tournee in Skandinavien fort, um Kraft zu schöpfen. Hier kennt man die vier, hier sind Frida und Agnetha Stars, und ABBA erleben in den Hallen großen Zuspruch. Die einzige, die nicht so recht glücklich dabei ist, ist Agnetha, die in Malmö vierzig Fieber und Halsschmerzen bekommt und am Liebsten zuhause bleiben würde, um ihre Grippe auszukurieren.
Agnetha: „Es war ein Alptraum. Meine Beine zitterten und ich begann zehn Minuten vor dem Auftritt zu heulen. Es war ein Glück, dass ich bis zum Ende durchgehalten habe. Unser Arzt war hinter der Bühne in Bereitschaft für den Fall, dass ich während der Show zusammenklappe.“
In Skandinavien sind die Konzertsäle ausverkauft, und die Besprechungen in den Zeitungen sind gut. Als die Tournee am 22. Januar in Umeå in Südschweden zu Ende geht, haben sich alle Selbstzweifel aufgelöst. Es war eine gute Woche, und die Einkünfte haben vieles wettgemacht, was in den Monaten zuvor flöten ging. ABBA wird als Gruppe weiter-machen.
Während der Skandinavientournee schreibt ein Kritiker, Agnetha habe den „besten Hintern der Welt“. Sie hat ja wirklich eine hübsche Figur, und bringt das auf der Bühne auch gerne zur Geltung. Typisch für sie ist bei den Konzerten, dass sie sich zwischendurch umdreht, und ein bisschen tanzt, wenn sie nichts zu singen hat, und dabei für das Publikum mit dem Po wackelt. Wahrscheinlich ist das ein Grund dafür, dass von nun an dauernd in den Zeitungen von Agnethas Po die Rede sein wird, und das in allen Medien weltweit, und das über Jahre hinaus. Anfangs finden die Mitglieder von ABBA diese Obsession der Medien witzig, bald aber wird ihnen die dauernde Frage nach Agnethas Hintern lästig werden. Agnetha findet sich damit schnell ab, nur über ihren Po und sonst nichts sprechen zu können. Sie legt sich immer wieder neue Antworten zurecht, um gute Miene zum bösen Spiel zu machen und sich nicht zu oft zu wiederholen. Sie weiß, dass bald keine Pressekonferenz mehr vergehen kann, ohne dass sie danach gefragt werden wird. „Ich fühle mich geschmeichelt“, sagt sie dann beispielsweise, oder „Es gibt Schlimmeres, als für seinen Po bekannt zu sein“ oder: „Darüber kann ich nichts sagen, ich sehe ihn ja nicht.“ Björn und Benny lachen dann reflexartig, um zu zeigen, dass auch sie Sinn für Humor haben. In ihrem Inneren mag es anders aussehen. Weniger diplomatisch agiert Frida, die jedes Mal das Gesicht verzieht, wenn die alte Frage grinsend gestellt wird, und das ausschließlich von männlichen Journalisten. Sie findet es einfach sexistisch und hinterwäldlerisch – was es ja auch ist. Aber Frida ist trotzdem auch ein bisschen neidisch darauf, dass alle Reporter mit hängenden Zungen um Agnetha herumtänzeln und sie weitgehend ignorieren.
Im Frühjahr 1975 gehen ABBA ins Studio, um an ihrem zweiten Album „ABBA“ zu arbeiten. Es sollen nur englischsprachige Songs sein, um in England und den USA neue Fans zu gewinnen. Agnetha möchte aber zugleich auch als Solo-Künstlerin weiter machen. Sie hat noch viele eigene Songs auf Halde. Was bis jetzt aber ein Spiel für sie war, dieses Lieder schreiben und singen, wird nun zu einer ernsthaften
Weitere Kostenlose Bücher