Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
Funk mitgeteilt, wir könnten nicht landen, weil der Flughafen wegen schwerer Unwetter gesperrt war. Alles ging gut, bis der Pilot plötzlich bemerkte, dass wir fast keinen Treibstoff mehr hatten. Wir mussten so schnell wie möglich notlanden! Zurück nach New York zu fliegen, kam nicht in Frage, so weit wären wir nicht mehr gekommen. Wir mussten versuchen, irgendwo zu landen. Auf Agnetha wirkte diese Nachricht geradezu traumatisierend. Sie mochte das Fliegen sowieso schon nicht – eigentlich mochte sie überhaupt nichts an der ganzen Tour, außer den Limousinen. Wir mussten den Vogel runterbringen. Um uns herum zuckten die Blitze. Das Flugzeug wurde unablässig von heftigen Stößen erschüttert. Wir glaubten alle nicht mehr, dass wir das überleben würden. Die Turbulenzen waren viel zu heftig für ein kleines Privatflugzeug. Es war ein Albtraum. Ich schleppte mich zur Minibar hinüber, nahm mir die größte Flasche Whisky heraus, die es dort gab, und kippte den Inhalt in Sekundenschnelle hinunter. Ich war überzeugt, dass mir gerade der letzte Scotch meines Lebens die Kehle hinab rann. Ich stolperte zurück zu meinem Sitz und zog mir die Rettungsweste über. Mir gegenüber saß Frida, sie sah kreidebleich aus. Agnetha bekam einen hysterischen Anfall, was ich gut verstehen konnte. Sie kreischte und schrie. Wenn ich aus dem Fenster sah, war da alles pechschwarz. Auch die Landebahn war nicht beleuchtet. Irgendwie kriegte der Pilot das Flugzeug runter. Frida hatte die Schultern hochgezogen und sah zu Tode erschrocken aus. Sobald das Flugzeug zum Stillstand gekommen war, stürzten wir alle hinaus. Die Angst saß uns noch in allen Knochen. Wir standen unter Schock. Auf dem Highway in der Nähe des Flughafens waren einige Taxis zu erkennen. Wir rannten dorthin und ließen uns nach Boston bringen. Mit anderthalb Stunden Verspätung schafften wir es noch zu dem Konzert. Hinterher stellte sich heraus, dass Benny und Björn die ganze Aufregung schon wieder verdaut hatten. Aber Agnetha und Frida hatte es ziemlich mitgenommen. Agnetha war sogar richtig traumatisiert. Es war schrecklich, das mitanzusehen. Sie tat mir so leid.“
Agnetha: „Kurz vor der Landung startete das Flugzeug wieder durch. Unser Leben war in Gefahr, so habe ich es empfunden. Es gab Blitze auf die Tragflächen und man konnte nichts sehen. Es war alles schwarz und das Flugzeug wurde ordentlich durchgeschüttelt. Ich betete zu Gott, weil ich dachte, meine letzte Stunde wäre gekommen.“
Das nachfolgende Konzert absolviert Agnetha wie in Trance. Keiner im Publikum merkt, dass etwas mit Agnetha anders sein soll. Sie steht die zwei Stunden durch, lächelt wie eh und je, und singt wunderschön, doch kurz darauf bricht sie zusammen, und eine Panikattacke jagt die andere. Todesängste halten Agnetha bis in die frühen Morgenstunden wach.
Bosse: „Sie brauchte Schlaftabletten, um einschlafen zu können.“
Am folgenden Tag weigert sich Agnetha, in das Privatflugzeug zu steigen, ist aber dazu bereit, einen normalen Linienflug zu nehmen. Als sie dann in Washington eintrifft, sperrt sie sich in ihrem Hotelzimmer ein, weil sie von Ängsten geschüttelt wird.
Bosse: „Ich ging zu Stig, um ihn darüber zu informieren, dass es an dem Abend kein Konzert geben würde.“
Gemeinsam mit Thomas Johansson und den anderen Mitgliedern von ABBA kommt es zu einer Krisensitzung. Dabei zeigt sich, dass Stig Anderson nicht mit sich reden lässt. Er hat sich die Sache jetzt lange genug angesehen. Er weiß, dass Agnetha einfach keine Lust mehr hat und hat das Gefühl, dass sie den Fast-Absturz nun zum willkommenen Anlass nimmt, die Tournee einfach abzubrechen. Millionenverluste drohen. Stig hat diesen Kampf aufziehen sehen, jetzt stellt er sich, möchte ihn mit Agnetha ausfechten. Er ist bereit für einem Prozess, möchte Agnetha verklagen. Er weiß, wie er sie klein kriegt. Stig hat selbst in dem Flugzeug gesessen. Einerseits ist er offenbar selbst von dem Ereignis traumatisiert, wie alle anderen. Aber es zeigt sich auch, dass er den Gedanken nicht ertragen kann, wegen der „Launen“ einer Frau auf eine schöne Summe Geld zu verzichten.
Bosse: „Plötzlich kam Stig Anderson herein und schrie mich an: Es gibt nur eine einzige Person hier, die entscheidet, ob Agnetha morgen singt oder nicht, und das bin ich! Wir bekamen Streit, weil ich wusste, dass Agnetha ein Wrack war. Stig war anderer Meinung, und er sagte, er würde Agnetha schon zeigen, wer hier das Sagen hätte.
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