Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
den Jet nehmen. Sie lässt sich von Vancouver nach Seattle chauffieren, und von dort nach Portland. Die Strecken zwischen den Städten sind unglaublich lang, und schließlich entschließt sie sich dann doch, von Portland aus mit dem Flugzeug nach San Francisco zu fliegen, weil ihr sonst zwischen den Auftritten keine Zeit mehr für sich selbst bleibt.
Seit der letzten Tournee sind fast zwei Jahre vergangen, und dazwischen hat Agnetha die anderen immer nur in großen Abständen gesehen. Das kumpelhafte Miteinander von früher ist einer völligen Entfremdung gewichen. Benny und Frida vertragen sich längst besser mit Björn und Lena als mit ihr. Und Björn ist kühl und abweisend geworden. Agnetha erkennt ABBA nicht wieder. In einem Interview sagt sie: „ABBA sind ein Produkt der Liebe. Björn und ich liebten einander, und Benny und Anni-Frid auch. Wir waren alle verliebt und glücklich. Egal, ob wir miteinander Platten aufnahmen oder nicht. Meine Kinder bedeuten alles für mich. Mir schlägt es auf den Magen, wenn ich andere Kinder am Pool spielen sehe und meine eigenen so weit weg sind. Ich vermisse sie schrecklich, so stark. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, so viele Tage lang von ihnen weg zu sein.“
Als Agnetha nach einigen Tagen in Los Angeles heulend zusammenbricht, merken auch die anderen, dass es so nicht weitergehen kann. Björn ruft seine Freundin Lena an, die zuhause auf Agnethas Kinder aufpasst. Sie soll rasch mit Linda nach Los Angeles kommen, da Agnetha einen Zusammenbruch hat. Linda soll Agnetha wieder aufbauen. Auch Stig und seine Frau Gudrun und andere Familienmitglieder eilen sofort nach Kalifornien, um Agnethas Gemütszustand wiederherzustellen. Sie zieht dort in eine eigene Wohnung, um eine Spur von Privatsphäre zu haben. Am Tag ist Linda bei ihr. Damit sie nachts schlafen kann, nimmt Lena dann das Kind mit in ihr Hotel, wo sie mit Björn wohnt. Dazwischen absolviert Agnetha punktgenau ihre Auftritte, selbst wenn sie bei dem Besuch von Disneyland mit anschließendem Konzert früher vom Empfang weggeht, um noch mit Linda zusammen zu sein. Lena ist bei diesen Exkursionen mehrmals dabei, und alle können sehen, dass Agnetha blendend mit ihr auskommt. Auch die Kinder mögen Lena. Aber auch Björn genießt es, seine Freundin in seiner Nähe zu haben und verbringt mit ihr so viel Zeit wie möglich. Die Presse interessiert sich für Björns neue Freundin, der deshalb folgendes kleines Statement abgibt.
Björn: „Mir ist das egal, aber für Lena ist es schwer, mit mir irgendwo hin zu gehen und dadurch Aufmerksamkeit zu erregen. Sie will keine bekannte Person sein, nur weil sie mit mir lebt. Sie hat ihren eigenen Beruf und möchte es am Liebsten dabei belassen.“
Die Reporter fragen nach der Beziehung zwischen Björn und Agnetha. Hat sie zu Beginn des Jahres davon gesprochen, dass sie mit Björn acht Jahre zusammen war, steigert sie diese Aussage jetzt auf zehn Jahre. (Viele Jahre später wird sie übrigens davon sprechen, mit Björn zwölf Jahre lang verbracht zu haben.)
Agnetha: „Björn und ich haben zusammen zehn Jahre verbracht. Wir waren drei Jahre lang zusammen, bevor wir geheiratet haben und waren dann sieben Jahre lang verheiratet, bis alles in sich zusammengefallen ist. Wir sind zwei völlig verschiedene Menschen geworden. Ich habe mich nicht frei gefühlt, ich war wie gefangen. Wir hatten keine Liebe mehr füreinander und gingen einander auf die Nerven, haben uns dauernd gestritten. Schließlich haben wir die Entscheidung getroffen, uns scheiden zu lassen und getrennt zu leben. Und seither fühle ich mich einfach nicht mehr so als ein Teil von ABBA, wie das vorher der Fall war. Die anderen waren im Sommer auf den Inseln segeln. Ich war in diesem Sommer nicht mehr dabei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich noch bei ABBA dabei bin, wenn Linda nächstes Jahr in die Schule kommt.“
Die Anwesenheit von Linda bringt nicht den gewünschten Erfolg. Björn kann sich vorstellen, was Agnetha gut tun würde. Wenn er wieder den Prellbock für sie abgeben würde, indem er sie emotional stützt, ihre Launen erträgt, sie aufmuntert. Dazu ist er aber nicht mehr imstande. Diese Zeit ist für ihn endgültig vorbei. Er sagt Agnetha sogar einmal bei einer verbalen Auseinandersetzung zwischen den Konzerten, dass sie für ihn einfach nicht mehr attraktiv wäre, und sei sie auch die schönste Frau der Welt. Es ist erklärend gemeint, aber auch eine Beleidigung und Herabsetzung, die Agnetha tief
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