Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
den anderen ins Studio zu gehen, wenn die anderen das wollen. Stig nimmt aufgrund dieser Zusagen endgültig von einer Klage wegen der Amerika-Sache Abstand und sagt ihr das auch.
Die Abschiedstournee beginnt also mit einem Konzert in Göteborg am 19. Oktober und geht dann durch Schweden, Dänemark, Frankreich, Holland, Deutschland, die Schweiz, Belgien und England und Schottland bis nach Irland. Über das Konzert in Rotterdam berichtet ein Fan, dass ABBA bei ihrer Ankunft im Privatjet sehr müde ausgesehen hätten, aber kurz für Photos posiert hätten. Danach seien sie zum Hilton Rotterdam gefahren. Zweieinhalb Stunden später kommt Agnetha wieder heraus, mit Björn im Abstand. Beide geben keine Autogramme und steigen einfach in den Wagen. Drei Minuten später sind Benny und Frida da, etwas freundlicher. Das Konzert beginnt Punkt acht. Die Bühne ist dunkel, als Benny sein Intro auf dem Synthesizer spielt. Dann ist da viel Licht und die Frauen gehen vor in ihren weißen und blauen hautengen Anzügen und beginnen „Voulez-Vous“ zu singen. Sowohl Agnetha wie auch Frida sind anfangs stimmlich unsicher, doch das legt sich bald. Björn begrüßt das Publikum mit „Hello Rotterdam!“ Dann folgt ein gut gewählter Mix von Songs. ABBA spielen ihre größten Hits, verzichten aber auch nicht auf die Songs der neuen Platte. Konzessionen an Agnetha sind das Solo „I'm Still Alive“ und „I Have A Dream“, bei dem niederländische Kinder auf die Bühne kommen und mitsingen. Die Show ist professionell. Für die komischen Einlagen ist Björn zuständig, der bei „Take A Chance On Me“ Kniebeugen macht. Das Ende ist aufpeitschend mit „Dancing Queen“. Dann kommt eine Pause, und erst nach 5 Minuten wird als Zugabe „Waterloo“ gegeben. ABBA kehren damit zurück zu ihrem Beginn, und die ganze Halle ist auf den Beinen und macht mit. Nach dem Konzert gib es eine Aftershow-Party, bei der Agnetha und Frida fehlen.
Die Tournee dauert vier Wochen und ist am 15. November zu Ende. Agnetha hält durch, eisern und diszipliniert. Man muss nur ihren Auftritt in Wembley erlebt haben, um zu sehen, dass sie sich nichts anmerken lassen will. Aber ihr Lächeln ist jetzt bemüht geworden, und sie wirkt sehr zart. Ein Fan erinnert sich später: „Als Agnetha ihr I'm Still Alive brachte, klang sie so zerbrechlich, als wäre ihr Herz immer noch gebrochen und ich hätte sie am liebsten in die Arme genommen!“
Dass sie auf der Bühne nicht mehr die alte, selbstbewusste Agnetha ist, kann keiner übersehen. Sie selbst versucht die dauernden Gerüchte, dass sie ihrer Rolle als Performer nicht mehr gewachsen ist, zu zerstreuen: „Die Wärme und der Zuspruch des Publikums nach meiner Solo-Nummer I'm Still Alive haben mich bei jedem Konzert umgehauen“, sagt sie der Presse.
Agnetha später: „Mir ging es sehr schlecht nach der Trennung. Der Gedanke, allein zu sein, versetzte mich in Angst und Schrecken. Björn hatte sich immer um alles gekümmert, und auf einmal musste ich lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Die Winter in Schweden sind sehr dunkel, und so ein düsteres Wetter kann Depressionen verstärken. Ich bin ein sehr nervöser Mensch, und ich bin von Natur aus sehr zurückhaltend und schüchtern, auch wenn mein Image ein anderes ist.“
In Europa verläuft die Tournee weit ruhiger und angenehmer für alle Beteiligten. In der britischen Presse wundert man sich darüber, dass Björn, Lena und Agnetha bei einem gemeinsamen Abendessen in einem Restaurant gesehen werden und sich dabei auch gut unterhalten haben. Presseberichte von Fehden zwischen Agnetha und Lena sind also offenbar erfunden.
Nach dem letzten Konzert in Dublin am 15. November gibt es eine Party, weil Frida gerade 34 Jahre alt geworden ist. Zugleich wird es die Abschlussparty einer erfolgreichen Tournee. Sogar Agnetha ist traurig darüber, dass jetzt alles vorbei sein soll. Die Hit-Single „Gimme! Gimme! Gimme!“ ist gerade in den Charts, und dass die süße Blonde so herzzerreißend davon singt, einen Mann für die Zeit nach Mitternacht zu brauchen, kommt bei den Fans an.
Ein neues Jahrzehnt bricht an. Zu Beginn des Jahres 1980 ist in Schweden ein Lied von Agnetha sechs Wochen lang an der Spitze der Charts. Es heißt „När du tar mig i din famn“ (Wenn du mich in deine Arme nimmst) und wird in der englischsprachigen Version „ Queen of Hearts “ vertrieben werden. International macht das Lied keinen Eindruck, doch in Schweden ist dieses Lied der Beginn der
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