Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
Offen-sichtlich überschätze er seinen Einfluss auf sie. Nicht einmal ihm öffnete sie die Tür ihres Hotelzimmers. Er war gezwungen, durch die Tür hindurch mit ihr zu sprechen, und natürlich wurde die Show schließlich doch abgesagt.“
Die einzige Person, die Agnetha an dem Abend in ihr Zimmer lässt, ist der Arzt. Als er wieder herauskommt, verkündet er, dass Agnetha 40 Grad Fieber hat, erbricht und Durchfall hat.
Jetzt geht es darum, ob Agnetha wirklich für den entstandenen Schaden finanziell geradestehen soll oder ob man ihr Verhalten als Nervenzusammenbruch oder was auch immer bezeichnen und damit als akute Erkrankung einstufen kann. Bosse versucht gleich einen Arzt zu finden, dessen medizinisches Urteil möglichst über jeden Zweifel erhaben ist. Der Zufall spielt ABBA in die Hände. Für den 5. Oktober ist ein Besuch der Band im Weißen Haus geplant. Agnetha bleibt wegen ihrer Krankheit im Hotel, doch die anderen Mitglieder von ABBA treffen Amy, die Tochter Präsident Carters, die ein großer Fan von ihnen ist. Nebenbei wird der Leibarzt des Präsidenten bemüht, um Agnetha eine Krankenbescheinigung auszustellen.
Bosse: „Erst als wir ein Attest von einem der Ärzte hatten, von denen sich auch Präsident Carter behandeln ließ, eine offizielle Bescheinigung, dass Agnetha nicht in der Lage war, aufzutreten, wurde klar, dass es keinen Prozess geben würde. An jenem Tag hatten wir aber alle begriffen, dass Stig nicht in der Lage war, ABBA weiterhin zu führen. Dass er unfähig war, mit emotional schwierigen Situationen in einer menschlichen Art und Weise umzugehen. Zu allem Überfluss gab er schließlich auch noch mir die Schuld! Nun ja, wir konnten einander sowieso nicht leiden. Er meinte immer, er hätte den totalen Überblick und wüsste über alles Bescheid, aber es ist eben niemand allmächtig.“
Das Ereignis leitet das Ende von ABBA als Konzertgruppe ein. Agnetha weiß auch, dass sie jetzt nicht alles absagen und sich einfach in ihr Haus zurückziehen kann. Sie muss diese Sache noch irgendwie durchziehen, koste es, was es wolle. Der ihr dabei entstehende Schaden wäre beträchtlich und würde ihr womöglich die Existenzgrundlage entziehen. Sie ist zwar Millionärin, und wenn sie es klug anstellt, muss sie bis zum Ende ihrer Tage nichts mehr arbeiten. Aber sie kann Stig nicht trauen. Er ist dazu fähig, sie mit einer übertriebenen Klage zu überziehen, und Schadensersatzforderungen zu stellen, die sie völlig ruinieren.
Agnetha fliegt also zwei Tage später nach Montreal mit, setzt sich mit Beruhigungstabletten ins Flugzeug.
Agnetha: „Ich wollte um jeden Preis auftreten, selbst wenn meine Knie noch weich waren. Das Publikum kam wegen mir und trug mich. Wenn 12.000 Menschen in Montreal aufstehen und winken und applaudieren, trifft dich eine Welle Energie. Du bekommst Kraft und wirst dafür belohnt, dass du hart arbeitest und du fühlst dich fantastisch.“
Der Presse hat man erzählt, dass Agnetha in Boston an einem „grippalen Infekt“ erkrankt sei. Die Menschen bei den Konzerten wissen es besser. Sie spüren, dass Agnetha auf der Bühne ums Überleben kämpft. Bei den letzten beiden Konzerten in Kanada gibt es immer einen Auftrittsapplaus, wenn sie auf die Bühne kommt, aber sie kann ihre Unsicherheit jetzt nicht mehr überspielen, wirkt sehr verkrampft. Agnetha ist unglaublich erleichtert, als es zurück nach Europa geht und ein paar Tage Tourneepause ins Haus stehen.
Der Abschied von der Bühne
Agnetha kommt am 9. Oktober in Stockholm an, und soll am 18. Oktober wieder weiter. Agnetha freut sich, wieder zuhause bei Linda und Christian zu sein. Aber für ein Familienleben bleibt nicht viel Zeit. In der Presse gibt es jetzt Spekulationen darüber, dass Agnetha aufgrund des Amerikaerlebnisses nicht mehr bei ABBA mitmachen wird. Trotz aller Geheimhaltungen sind Informationen über einen Nervenzusammenbruch an die Öffentlichkeit gelangt. Es sind da dauernd Anrufe, die Agnetha beantworten soll, und die sie in ihrer Ruhe stören. Auch das Management möchte wissen, ob Agnetha zu ihrem Wort steht, bei der europäischen Tournee mitzumachen. Der finanzielle Druck ist enorm. Agnetha bleibt ungeachtet ihres nervlichen Zustandes bemerkenswert ruhig. Ja, sie wird die schon vereinbarten Termine noch abspulen, sagt sie, wird aber danach keine weiteren Konzerte mit ABBA mehr geben. Es ist also ausgesprochen, dass ABBA zumindest auf der Bühne am Ende sind. Agnetha hat nichts dagegen, mit
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