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Agrarwende jetzt

Titel: Agrarwende jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Alt , Brigitte Alt
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werden. In der Landwirtschaft geht das nur bei ganz wenigen Produkten. Bananen und Orangen, Tee und Kaffee werden die Menschen künftig auch in den Ländern genießen wollen, in denen diese Früchte nicht wachsen. Ansonsten aber müsste das Motto einer zukunftsfähigen Landwirtschaft heißen:
    »Regionale Ressourcenmärkte - globale Technikmärkte.«
    Argentinisches Rindfleisch für Europa und Tierfutter aus dem hungernden Äthiopien für Deutschlands Schweine - das ist geradezu verbrecherisch und wäre durch eine entsprechende Ökosteuer für Flugbenzin und Schiffstreibstoff ganz einfach marktwirtschaftlich zu unterbinden. Mit ordnungspolitischen Rahmenbedingungen würden 80 Prozent des gesamten Lkw-Verkehrs innerhalb der Europäischen Union überflüssig. Aber seit wann interessieren sich Agrarpolitiker für eine ökosoziale Marktwirtschaft? Der SPD-Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer nennt die milliardenfache Subventionierung des Ferntransports »den größten und folgenreichsten Begünstigungsskandal der Weltwirtschaftsgeschichte«.
    Globalisierte Landwirtschaft wird dazu führen, dass sich Landwirte auf ihrem Acker nicht mehr zu Hause fühlen. Sie werden aufgeben wie Millionen vor ihnen.
    Globalisierung der Landwirtschaft ist nichts anderes als kaschierte Wachstumspolitik. Ewiges Wachstum anzustreben ist in einer endlichen Welt ein Widerspruch in sich, der in der Landwirtschaft zum direkten Untergang führt.
    Eine Agrarpolitik, die nur noch von Ökonomen diktiert wird, kann die neuen Fragen nicht mehr beantworten, meint auch Götz Schmidt, Sozialwissenschaftler und Agrarökonom an der Universität Kassel.
    Die neuen Fragen müssen also heißen:
    • Wie wollen wir leben?
    • Was wollen wir essen?
    • Wen wollen wir schlachten?
    • Was lernen wir aus der Krise?
    Wir haben im Fernsehen englische Farmer gesehen - eingesperrt in ihren Höfen, weinend neben ihren getöteten Tieren. In England wurde das Militär mobil gemacht, um hunderttausende von Schafen zu erschießen und zu verscharren. Es wurde sogar der Einsatz von Napalm erörtert, um die Scheiterhaufen schneller niederbrennen zu können. Die britischen Soldaten waren angehalten, auf ihre Gewehre zu achten, damit sich die verzweifelten Bauern damit nicht selbst erschießen. Was ist von einer derartigen Barbarei zu halten?

10. Impfen ist strafbar
    Der Münchner Stadtrat Bernhard Fricke ist Chef der Bürgerinitiative »David gegen Goliath«. Er hat ein Schaf mit Namen Seraphin. Dieses wollte er vor der Maul- und Klauenseuche bewahren und hat es geimpft. Fricke sah sich ethisch dazu verpflichtet. In einer Presseerklärung am 2. April 2001 schreibt der tierliebende Stadtrat: »Als ›Guter Hirte‹ des mir anvertrauten und sehr geliebten Schafes Seraphin habe ich heute eine Schutzimpfung gegen die kurz vor unserer Tür stehende Maul- und Klauenseuche vorgenommen, um Seraphins Gesundheit und Leben zu schützen. Ich habe dies nach langer Überlegung und bewusster Achtung von Gottes Schöpfungsgeboten unter bewusster Missachtung von EU-Vorschriften getan, die trotz vorhandener Hilfsmöglichkeiten einen absehbaren Massentiermord aus primär kommerziellen Gründen billigend in Kauf nehmen. Ein vergleichbares Schöpfungsverbrechen an den Tieren, unseren Mitgeschöpfen, hat es noch nie gegeben. Es ist der absolute Tiefpunkt eines zutiefst amoralischen, dem reinen Kommerzdenken verpflichteten Europas, das seine Zukunft auf Gebirgen von Tierkadavern und Hektolitern von Tierblut aufbaut. Mit diesem Europa will ich nichts mehr zu tun haben - denn was den Tieren heute passiert, wird in Kürze den Menschen passieren.«
    Renommierte Veterinärwissenschaftler und der Bayrische Tierärzteverband haben Impfungen gegen MKS empfohlen, doch der Bayrische Bauernverband verlangte von Bernhard Fricke, sein geimpftes Schaf zu töten. Fricke wies das Tötungsverlangen als absurd zurück und schrieb in einer weiteren Pressemitteilung: »Ich bin noch selten in meinem Leben unter einen derart massiven Druck gekommen. Dabei war es für mich besonders schwer auszuhalten, das unter völliger Verdrehung aller Fakten Seraphin und ich selbst als Verantwortliche für die MKS-Problematik in Deutschland und für angebliche Milliarden Mark Exportverluste am Pranger standen.«
    So weit sind wir schon, dass ein Landwirtschaftsverband in einem Heilungsversuch an einem Tier eine strafbare Handlung sieht!
    Es ist mitnichten so, dass eine andere Landwirtschaft neu erfunden werden muss - weder in

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