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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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beschwerte.
    »Willst du das ein Zimmer nennen, du Halsabschneider? 3 As, bei Merkur, das ist Wucher!«
    »Der edle Herr kann sich gerne eine andere Herberge suchen, wenn ihm diese hier nicht gefällt«, entgegnete der Alte mit schiefem Grinsen, »es sind nur zehn Meilen bis zur nächsten!«
    Der Dicke schüttelte nur den Kopf und schwieg.
    »Aber bitte, nehmt doch Platz, das Mahl ist fertig, und ich hoffe, dass dies wenigstens eure verwöhnten Gaumen zufrieden stellen wird.«
    Valerius und der Kaufmann, der sich inzwischen als Gaius Scribonius vorgestellt hatte, nahmen an einem der wackligen Holztische Platz. Der Hagere mit dem schwarzen Mantel ließ sich nicht blicken. Der Kutscher nächtigte offenbar im Stall bei den Pferden. Eine alte griesgrämige Frau brachte schweigend das Essen herein. Auf Tonschüsseln türmte sich ein gewaltiger Schweinebraten, der mit Zwiebeln, Lauch und Kohl umlegt war. Vernicia brachte dazu dunkles Brot und zwei große Krüge. Aus einem der Krüge schüttete sich Valerius etwas in seinen Becher, probierte – und spuckte es schnaufend aus.
    »Was für ein Gebräu ist das? Bei den Göttern, wollt Ihr uns vergiften?«
    Vernicia lächelte den Tribun freundlich an. »Das ist Cervisia , Herr. Hast du das noch nie probiert? Die Leute hier trinken das alle.«
    »Mag sein, aber habt Ihr keinen Wein?«
    Schnell war der Wirt herbeigeeilt. »Ich bin untröstlich, aber unser Weinvorrat ist zu Ende, und Nachschub kommt zurzeit keiner. Ihr habt ja selbst gesehen, wie es im Augenblick auf unseren Straßen aussieht. Doch will ich sehen, ob sich für besondere Gästenoch ein kleiner Tropfen findet.« Er zwinkerte den Gästen vertraulich zu.
    Valerius beschloss, sich mit einem Krug kühlen Wassers zu bescheiden, während Scribonius das Bier zu schmecken schien.
    »Wenn man lange genug hier lebt«, erläuterte er und schob sich ein großes Stück Braten in den Mund, »gewöhnt man sich auch daran. Ein guter Falerner wäre mir freilich lieber, aber den darfst du hier nicht erwarten, wir sind hier nicht in Rom. Aber hoffentlich auch nicht in Megara !«
    » Megara , wieso Megara? «
    Scribonius nahm einen tiefen Schluck aus dem Bierkrug. »Weil mich diese düstere Spelunke hier an eine Geschichte erinnert, die einem Freund meines Vaters einmal in Megara passiert ist.«
    »Und was ist ihm da passiert?«
    »Nun, der Freund meines Vaters war zusammen mit einem Bekannten auf einer Reise in jenem Ort angekommen. Er übernachtete bei Freunden, der andere stieg in einer Herberge ab. Wahrscheinlich in einer wie dieser.« Sein Blick wanderte über die düsteren Wände.
    »Der Geschäftsfreund meines Vaters, der, der bei Gastfreunden schlief, träumte zu mitternächtlicher Stunde, dass ihn sein Bekannter aus der Herberge zu Hilfe riefe, weil ihn der Wirt berauben und ermorden wolle. Er war erschrocken und stand auf. Doch er hielt das nur für einen Traum und legte sich wieder hin. Abermals erschien ihm der Bekannte und sagte, wenn er ihm doch schon im Leben nicht geholfen hätte, so solle er doch wenigstens seinen Tod nicht ungerächt lassen. Er sei ermordet, auf einen Wagen geworfen und mit Stallmist bedeckt worden. So möge er sich am nächsten Morgen am Stadttor einfinden.«
    Der Kaufmann schnaufte, putzte sich die feuchte Stirn ab und fuhr fort: »Er tat, wie ihm im Traum geheißen wurde, und als der Wirt kam, fragte er ihn, was er auf seinem Wagen habe. Der Wirt floh erschrocken, man zog den Toten unter dem Mist hervor, und der Wirt wurde gefasst und hingerichtet!«
    »Mögen die Götter geben, dass es uns nicht ebenso widerfährt«, lachte Valerius, »aber solange ich mein Schwert habe, wird es so einfach nicht werden. Und du musst halt einfach an die dünneWand deines Zimmers klopfen, ich werde dir dann schon beistehen.« Er prostete dem Kaufmann zu.
    Zu Valerius’ Überraschung waren die Speisen äußerst schmackhaft, selbst das Lauch und der schwere Kohl, an die ein römischer Magen kaum gewöhnt ist. Inzwischen war auch der hagere Schwarze hereingekommen, hatte sich an einen anderen Tisch gesetzt und verzehrte schweigend ein karges Mahl aus Brot und kaltem Huhn.
    »Einen kleinen Tropfen für meine edlen Gäste habe ich noch, eine letzte Reserve nur.« Vindurix war plötzlich an ihren Tisch herangetreten und reichte jedem der Gäste einen kleinen Becher, in dem schwerer roter Wein funkelte. Valerius leerte den halben Becher und verzog das Gesicht, das Getränk hinterließ einen unangenehmen, bitteren

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