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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Nachgeschmack.
    »Wein nennst du das, Alter? Komm nach Rom, und ich will dir zeigen, was Wein ist. Den hier magst du selber trinken.«
    »Es ist nicht leicht, die edlen Gäste zufrieden zu stellen«, erwiderte der Wirt beleidigt. »Wie wäre es denn mit einer süßen Nachspeise?« Er zwinkerte wieder mit seinen tückischen kleinen Augen, und sein Blick richtete sich auf das junge Mädchen, das den Tisch abzuräumen begonnen hatte.
    Die Gäste hatten die Anspielung verstanden. In solchen Spelunken war es nicht unüblich, dass neben den Gaben des Bacchus auch solche der Venus offeriert wurden, aber sie lehnten beide ab.
    »Es war ein harter Tag, und der nächste wird kaum leichter werden. Ich werde mich schlafen legen«, sagte Valerius und konnte kaum ein Gähnen unterdrücken. Der Wirt wünschte ihnen salbungsvoll eine gute Nacht, und der Hagere mit der Narbe blickte ihnen nachdenklich nach, als Valerius und der Kaufmann die brüchige Treppe betraten, um ihre Zimmer aufzusuchen.
    Im Zimmer angekommen, legte Valerius seine Rüstung und die Waffen ab, die er auch während des Essens getragen hatte. Ein leichtes Schwindelgefühl erfasste ihn, und er setzte sich torkelnd auf die Strohliege. In seinem Magen begann es zu rebellieren und ein durchdringendes Gefühl der Übelkeit überkam ihn. Würgend und keuchend stand er auf, die Stirn schweißnass, während sich alles um ihn herum zu drehen begann. Er wollte schreien, doch diegeschwollene Zunge versagte ihren Dienst. Ich hätte den Kohl wohl doch nicht essen sollen, waren seine letzten klaren Gedanken, dann versank er ihn tiefschwarze Nacht.
    ***
    »Valerius! Valerius, wach auf!«
    Eine durchdringende Stimme riss ihn aus tiefer Dunkelheit zurück. Hände schlugen kräftig auf seine Wangen. Vorsichtig öffnete er seine Augen.
    »Den Göttern sei Dank! Er lebt!«
    Scribonius hatte sich über ihn gebeugt und sah ihn aus sorgenvollen Augen an. Neben ihm geriet ein weiteres Gesicht in sein Blickfeld, fremd und bärtig mit einer Reihe blitzend weißer Zähne.
    »Willkommen in der Oberwelt!«
    »Wo bin ich? Was ist passiert?« Seine Zunge fühlte sich pelzig an, und er hatte einen Geschmack im Mund, als hätte er an seinem Schwert gelutscht.
    »Tribun, du bist in Sicherheit!« Die weißen Zähne lachten ihn wieder an.
    »Ich bin Deumetrion, der Garnisonsarzt aus Mogontiacum .«
    » Mogontiacum , wieso Mogontiacum? «
    »Jetzt brauchst du erst einmal Ruhe. Und Medizin. Hier, diese Tropfen, du musst sie stündlich nehmen!«
    »Tropfen? Wieso Tropfen?«
    »Du hattest eine Lebensmittelvergiftung. Vielleicht war der Braten, den du gegessen hast, doch nicht mehr ganz frisch. Als dein Reisegefährte Scribonius dich am nächsten Tag in deinem Zimmer fand, hat er darauf bestanden, dass du in einem Wagen sofort in unsere Garnison gebracht wirst. Der Wirt hatte zwar gemeint, dass du auch in seinem Hause genesen könntest, aber Scribonius hat sich durchgesetzt und einen Boten zu uns geschickt. Wir haben dich dann mit einer Decurie abgeholt. Und das war auch gut so. Drei Tage hast du gefiebert und geschlafen, aber nun scheinst du esüberstanden zu haben. Ruh dich aus. Ich muss jetzt gehen und werde später wieder nach dir sehen.«
    Nachdem Deumetrion den Raum verlassen hatte, sah Valerius den Kaufmann fragend an.
    »Was genau ist passiert?«
    »Was soll ich dir erzählen? Als du am nächsten Morgen nicht herunterkamst, habe ich nach dir gesehen. Ich fand dich bewusstlos auf dem Boden liegen, inmitten deines Erbrochenen. Kein schöner Anblick. Ich rief den Wirt, und der meinte, das sei wohl nur ein kleines Unwohlsein. Er werde aus dem nächsten Dorf einen Druiden holen, der werde dich wieder herstellen. Aber ich habe diesem Wirt nicht getraut, ein unangenehmer Bursche! Und dann dieses Mädchen!«
    »Welches Mädchen?«
    »Diese junge Sklavin.«
    »Vernicia!«
    »Stimmt, Vernicia hieß sie. Sie beschwor mich, dich von diesem Ort wegzubringen, du seist in großer Gefahr! Aber ich dürfe dem Alten auf keinen Fall sagen, dass sie mit mir gesprochen habe. Irgendetwas in mir mahnte mich, ihrem Rat zu folgen. Nun, ich sandte einen Boten nach Mogontiacum, und den Rest kennst du.«
    »Wasser! Bitte gib mir etwas Wasser!«
    Scribonius reichte ihm einen Krug, und Valerius stürzte das herrliche Nass gierig herunter.
    »Langsam, Tribun! Der Arzt hat gesagt, dass du dich erst langsam wieder an Nahrung gewöhnen sollst. Und diese Tropfen sollst du nehmen.« Er reichte ihm eine Phiole mit einer dunkelroten

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