Ahoi, liebes Hausgespenst!
sagte sie rasch, „gedulde dich! Es dauert nur noch eine Sekunde!“
Mit einer Sekunde war es dann zwar nicht getan, aber als Ingrid fertig war, mußte Monika zugeben, daß sich ihre Bemühungen gelohnt hatten. Sie sah bezaubernd aus mit ihrem gut frisierten Lockenkopf, und ihr duftiges Seidenkleid war sehr viel eleganter als das von Monika. Dazu trug sie Pumps mit einem kleinen Absatz.
„Du siehst toll aus!“ sagte Monika beeindruckt.
„Man tut, was man kann!“ antwortete Ingrid und fügte, nachdem sie die Freundin von den Fußspitzen bis zu dem glatten roten Haar gemustert hatte, gnädig hinzu: „Du könntest auch viel mehr aus deinem Typ machen, wenn du dir nur Mühe gäbst.“
„Ach, laß nur“, wehrte Monika ab, „mir liegt gar nichts daran."
„Du wirst deine Einstellung auch noch ändern, wenn du erst älter bist.“
Monika hatte keine Lust, sich zu streiten. „Kann sein“, räumte sie friedfertig ein, „warten wir’s ab!“
Hintereinander verließen sie die Kabine und liefen zum Lift; sie hatten Glück, er war gerade unten angekommen. So stiegen sie ein und schwebten die beiden Stockwerke nach oben.
Der Kapitän der Wassermann und einige seiner Offiziere standen aufgereiht in Erwartung der Gäste hinter den weit geöffneten Türen des Constellation Rooms; sie trugen Schulterklappen mit goldenen und schwarzen Streifen, je höher sie im Rang standen, desto mehr. Simon, der auch anwesend war, trug Gold und Weiß, und der Funker Gold und Grün.
Da die Freundinnen ziemlich spät dran waren, brauchten sie nicht lange zu warten. Nur zwei Paare waren vor ihnen an der Reihe. Sie beobachteten die schmucke Männerriege, unter der sich nur eine Frau befand, Uschi, die Reiseleiterin.
„Ist er nicht süß, unser Kapitän?“ flüsterte Ingrid.
„Guckt ziemlich gequält aus der Wäsche“, flüsterte Monika zurück.
„Das ist ja gerade das Süße an ihm! Wenn er ein aalglatter Gesellschaftsmensch wäre, wäre er ja nicht interessant. Aber er sieht aus...“ Sie suchte nach Worten.
„... als liebte er die Einsamkeit und die Stürme mehr als das menschliche Gewürm!“ ergänzte Monika und lachte.
Dann waren sie auch schon an der Reihe.
„Das ist unsere Preisträgerin aus München“, begann Uschi.
Aber der Kapitän unterbrach sie sofort. „Aber ich weiß doch, das ist Monika!“ Er reichte ihr die Hand. „Na, wie gefällt es dir denn bei uns an Bord?“
„Phantastisch!“
„Das freut mich sehr! Wenn du irgendeinen Extrawunsch hast oder eine Klage... du kannst jederzeit zu mir kommen!“
„Aber mit so etwas würde ich Sie doch nicht belästigen, Herr Kapitän! Da würde ich mich einfach an...“ sie fühlte Simons lachende Augen auf sich gerichtet, „... an Ihren Purser wenden!“
„Ich merke schon, du kennst dich aus!“
Monika überlegte noch, ob sie auch den anderen Offizieren die Hand geben sollte, unterließ es dann aber, weil es ihr so vorkam, als sollten sie nur als Staffage für den Kapitän dienen. Schließlich war es sein Begrüßungs-Cocktail. Sie trat beiseite und wartete dann auf die Freundin.
Bei Ingrid ging es wesentlich schneller. „Mich hat er nicht erkannt“, sagte sie enttäuscht, als sie wieder zu Monika stieß.
„Mach dir nichts draus! Du bist eben nicht so auffallend wie ich mit meinem roten Haar!“
Viktor, der Steward, der gewöhnlich im Patio oder im Belvedere hinter der Bar stand, trat auf sie zu. „Darf ich euch zu eurem Tisch bringen?“
Sie folgten ihm.
Als Monika erkannte, wohin er sie führen wollte, blieb sie urplötzlich stehen. „Nicht dahin!“
An dem Tisch, auf den er zusteuerte, saßen auf einer runden Polsterbank Herr und Frau Stein, Norbert, Brian und ein großer, schwarzhaariger Herr, der nur Brians Vater sein konnte.
„Nichts zu machen!“ entgegnete Viktor. „Tut mir leid, Anordnung von oben!“ Er wies mit dem Daumen auf die Decke, so daß man hätte glauben können, daß der liebe Gott persönlich für die Tischordnung verantwortlich wäre.
Monika gab es auf, sich zu widersetzen, zumal die fünf am Tisch schon auf sie aufmerksam geworden waren.
Brians Vater stand sofort auf, um die beiden Mädchen zu Norbert und Brian auf die Bank zu lassen. Ingrid folgte der höflichen Aufforderung.
Aber Monika sagte: „Bitte, Frau Stein, würden Sie ein wenig rücken, damit ich mich neben Sie setzen kann?“
„Warum?“ sagte Frau Stein erstaunt, tat ihr aber sofort den Gefallen.
„Sie hat Angst, ich beiße!“ platzte Brian
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