Ahoi, liebes Hausgespenst!
ist komisch.“
„Was?“
„Hier wimmelt es nur so von Personal. .
„Das muß sein! Mindestens ein Helfer kommt auf zwei Passagiere!“
„...und meine Mutter kriegt nicht einmal eine Putzfrau!“
Simon lachte. „Das sind eben die kleinen, feinen Unterschiede zwischen dem Stadtleben „Wir wohnen auf dem Land!“
„...dem Landleben also und dem Komfort einer Kreuzfahrt! Viele Leute machen ja nur mit, um sich mal richtig verwöhnen zu lassen.“
„Das sind die, die gar nicht nach draußen kommen!“
„Du hast es erfaßt.“ Simon drückte seine Zigarette aus und stand auf. „Ich muß runter, sonst zieht mir der First Purser die Ohren lang.“
„Nur das nicht!“
„Bis später dann. Wir sehen uns sicher beim Käpten’s Cocktail. Ich nehme an, ihr kommt heute abend in die Disko?“
„Dürfen wir das wirklich?“
„Aber ja.“
„Ich meine nur, weil sie erst spät öffnet.“
„Das hat nichts zu sagen. Die Erfahrung hat uns gelehrt, daß Kinder, wenn sie erst müde genug sind, ganz von selber in ihre Kojen kriechen, Schule ist ja nicht. Nur Alkohol kriegt ihr natürlich keinen.“
„Wer will schon Alkohol!“
Monika blieb noch lange sitzen und nuckelte genüßlich an ihrer Limonade, als Simon gegangen war. Erst jetzt wurde ihr bewußt, daß der Aufenthalt auf dem offenen Meer doch anstrengender war, selbst wenn man, wie sie, die Sonne mied. Es war lustig, hier im Patio die verschiedenen Typen zu beobachten — ein Liebespaar, das sich stumm bei der Hand hielt und tief in die Augen sah, ein Ehepaar, das sich mit gedämpften Stimmen zankte, und zwei junge Burschen, die auf Barhockern saßen und sich als Männer von Welt aufspielten.
Es dauerte nicht lange, bis Ingrid und Norbert angerannt kamen.
„Was wollte denn Simon von dir?“ fragte Ingrid.
„Holt euch erst einmal eine Limo... auf meine Kosten!“
„Aber geht denn das? Ich meine, wo die Getränke doch nur für dich und mich frei sind?“ fragte Ingrid.
„Dafür hat mir Simon gerade eine spendiert, so gleicht sich’s wieder aus!“
Ingrid und Norbert holten sich zwei eisbeschlagene Gläser, und dann erzählte Monika von ihrem Gespräch mit dem Zahlmeister. „Du mußt dich auch um den Ausflug kümmern, Norbert“, endete sie.
„Das überlasse ich meinem Vater.“
„Aber vielleicht will er den ersten Ausflug mitmachen, und es wäre doch schön, wenn wir drei zusammen blieben.“
„Auch wieder wahr!“ Norbert leerte sein Glas in Rekordzeit und lief davon.
„Du, der Brian ist eigentlich ganz nett“, sagte Ingrid.
„Wem erzählst du das?!“
„Er hält dich für eine blöde Gans, weil du kein Wort mit ihm gesprochen hast.“
„Da kann ich ihm auch nicht helfen.“
„Du könntest schon ein bißchen netter zu ihm sein.“
„Nein, kann ich eben nicht. Du weißt doch, wie eifersüchtig Amadeus ist.“ Monikas grüne Augen füllten sich unversehens mit Tränen. „Das ist alles nicht so einfach für mich.“
Ingrid legte ihr die Hand auf den Arm. „Kann ich dir nachfühlen.“
„Dann komm mir bloß nicht wieder damit an, daß ich netter zu Brian sein soll! Ich habe ja keine Angst um mich... aber ich will nicht, daß Amadeus ihm wieder einen Streich spielt.“
Ingrid lenkte sofort ein. „Sei mir nicht böse, Moni. Ich habe blöd dahergeredet. Aber so was merkt man ja meistens leider erst nachträglich.“
„Wenn du es nur einsiehst!“
Ob das gutgeht?
Der erste Tag auf hoher See verging im Nu; ehe sie es sich versahen, war die Stunde des Begrüßungs-Cocktails gekommen. Die beiden Mädchen machten sich in ihrer Kabine fein.
„Nun beeil dich doch!“ drängte Monika. Sie hatte sich ihr blau-weiß gestreiftes Hemdblusenkleid aus Baumwollstoff angezogen und ihre weißen Sandalen, die Hände gewaschen und das Haar gekämmt, und das alles hatte nicht länger als zehn Minuten gedauert.
Ingrid aber nahm sich Zeit; sie legte sich ihre braunen Locken sorgfältig zurecht, eine nach der anderen mit dem Stielkamm. „Aber warum denn?“ gab sie achselzuckend zurück. „Es ist gar nicht fein, bei solchen Gelegenheiten pünktlich zu kommen. Die letzten Gäste haben den großen Auftritt.“
„Ich glaube, bei dir piept’s!“
„Wenn du’s nicht abwarten kannst, dann geh doch schon allein vor!“
„Damit du deinen großen Auftritt hast?“
„Genau.“
„Noch ein Wort“, sagte Monika, „und ich gehe wirklich!“
Aber ganz so sicher, wie sie tat, war Ingrid denn doch nicht. „Nein, bitte“,
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