Aibon - Land der Druiden
im Pool, das Wasser reichte mir bis zur Brust, und ich war nicht fähig, mich von der Stelle zu rühren, denn damit hatte ich nicht gerechnet.
Das Fazit war furchtbar, aber leider eine Tatsache. Der Mann hatte mir durch seinen Tod die Chance gegeben, eventuell mein Leben zu retten, denn das Messer steckte nach wie vor in seiner Brust. Das gab mir die Chance! Selten in meinem Leben war ich so schnell aus einem Pool gesprungen. Ich hätte mir fast noch den rechten großen Zeh umgeknickt.
Über den Toten sprang ich hinweg, jagte weiter, dem Messer warf ich keinen Blick mehr zu, außerdem hätte ich die Leiche erst herumdrehen müssen. Zum Glück war die Tür nicht verschlossen. Ich sprang über die Schwelle in den kalten Gang hinein, wirbelte herum auf die rechte Seite, denn dort ging es auch zu den Umkleidekabinen, wo die langen Spinde standen. In einem davon bewahrte ich meine Kleidung auf. Die Tür drückte ich mit der Schulter nach innen. Ich sprang über die Schwelle und holte den kleinen Schlüssel aus der Gesäßtasche der Boxerhose. Die Tasche war mit einem schmalen Reißverschluss verschlossen. Ihn musste ich aufreißen. Während ich aufschloss, behielt ich die Tür im Auge.
Noch kam das Messer nicht…
Ich riss hastig die Tür auf, sah meine Kleidung und auch das Kreuz, das im oberen Fach lag. An der Kette riss ich es an mich und nahm auch die Beretta mit. Die Tür schlug ich nicht zu. Sofort machte ich mich an den Rückweg. Auf meinem Körper lag die Gänsehaut wie festgeleimt. Nicht allein durch die Kühle verursacht, auch durch die Angst, die mich umklammert hielt. Dieses Messer bereitete mir Furcht. Im Gang kamen mir zwei Männer entgegen. Sie wollten zu den Duschen, sahen ziemlich ausgelaugt aus und starrten mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Ein halbnackter Mann mit einem Kreuz in der einen und einer Pistole in der anderen Hand begegnete einem auch nicht alle Tage.
»Aus dem Weg!« fuhr ich sie an. »Gehen Sie auf keinen Fall in die Duschräume…!«
Sie verstanden, begriffen aber nicht, ließen trotzdem mich zum Glück durch, und ich konnte mich auch nicht um sie kümmern, weil die Zeit einfach zu sehr drängte.
Den Weg legte ich in einer wahren Rekordzeit zurück, wurde aber vorsichtig, als ich den unmittelbaren Bereich der Duschtür erreichte. Der Mann lag noch immer am Boden. Erst jetzt erkannte ich ihn. Es war Tiggy, der Aufpasser und Portier.
Mein Blick irrte über den Pool, ich suchte auch die Decke ab, ebenfalls die Winkel des Raumes, doch von der Klinge sah ich nichts. Erst dann bückte ich mich, fasste den schon starr werdenden Körper an und rollte ihn auf die Seite.
Die Wunde in seiner Brust sah so ähnlich aus wie die meines jetzt toten Sparringspartners, aber das Messer steckte nicht mehr im Körper. Es war verschwunden.
Hatte es sich wieder in die andere Welt zurückgezogen? Ich wollte daran nicht so recht glauben, schließlich war es erschienen, um mich aus dem Weg zu räumen. Höchstwahrscheinlich hatte diese Tat rätselhaft bleiben sollen, sonst hätte man nicht die beiden Zeugen ermordet. Ich ging tiefer in die kleine Schwimmhalle hinein. Die Türen der Duschkabinen standen noch immer offen. Hinter einer lag der tote Boxer. Meine Schritte verursachten nur wenig Geräusche. Angespannt bis in den letzten Muskel war ich und immer bereit, sofort zu reagieren. Auch mein aus der linken Faust hervorschauendes Kreuz ließ ich nicht aus dem Blick. Es reagierte nicht. Wenn Druiden-Magie sich in der Nähe zeigte, dann wurde es zumeist von einem grünlichen Film umgeben, der an einigen Stellen ebenso blitzte wie silbriges Licht. Am Rand des Pools verhielt ich meinen Schritt. Der Blick traf jetzt die Wasseroberfläche. Es war nichts zu sehen. Auch nicht auf dem Grund entdeckte ich die Klinge. Sie war tatsächlich verschwunden. Allmählich nur entspannte ich mich und hörte hinter mir einen erstickt klingenden Laut. Als ich mich gedreht hatte, schaute ich in die schreckensbleichen Gesichter beider Männer, die mir auf dem Gang begegnet waren. Auch für sie war es ein Schock, den toten Tiggy zu finden.
»Haben Sie das getan?« wurde ich gefragt.
»Reden Sie keinen Unsinn!« fuhr ich den Sprecher an. »Laufen Sie ins Büro und alarmieren Sie die Kollegen der Mordkommission.«
»Ja, ja…« Er drehte sich um und lief weg. Ich aber zog mich an.
***
Nicht nur die Kollegen der Mordkommission kamen an, auch Suko erschien auf der Bildfläche. Und er berichtete mir von Mandra
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