Aibon - Land der Druiden
Ich hatte in diesem Augenblick auch nicht mehr daran gedacht, es mit einem magischen Phänomen zu tun zu haben. Irgendwie spürte ich sofort einen Widerstand, als ich den Griff umklammerte, aber er war weich und schien zwischen meinen Händen zu zerfließen.
Dann kam der Rückstoß. Es war kein Schlag, obwohl ich ihn als solchen empfand. Mein Arm machte sich plötzlich selbständig. Etwas durchlief ihn mit rasender Geschwindigkeit, riss ihn ohne mein Zutun in die Höhe und schleuderte ihn wieder zurück, so dass er hinter meinem Rücken auf die Fliesen hämmerte. Das war nicht alles. Die unheimliche Kraft begnügte sich leider nicht mit meinem Arm, der gesamte Körper wurde in Mitleidenschaft gezogen. Ich bog den Rücken durch, drehte mich zur Seite, hinter mir befand sich wieder das Wasser, und dann schrie ich mörderisch.
Etwas katapultierte mich in die Höhe. Als ich aus dem Wasser raste, hatte ich das Gefühl, noch in der Luft Schläge zu kassieren. Sekunden später fiel ich wieder zurück. Mit dem Rücken prallte ich auf der harten Fläche auf.
Das Messer und die Hand waren wieder frei. Sie sah ich als letzte, bevor ich wie ein Stein auf den Pool zuraste…
***
Glenda Perkins kam frisch wie der junge Frühling in das Büro, lächelte und staunte, als sie Suko hinter dem Schreibtisch sitzen sah, wobei er sogar noch die Beine ausgestreckt und auf die Platte gelegt hatte. Dabei umspielte ein zufriedenes Grinsen seine Lippen.
»Was ist das denn?« fragte Glenda.
»Das siehst du doch.«
»Sicher, klar…« Die dunkelhaarige Sekretärin nickte erstaunt und zupfte dabei ihre weiße Pumpbluse mit dem Graffiti-Muster zurecht. »So habe ich dich aber noch nie sitzen sehen. Das ist ja schon ein Liegen. Schäm dich.«
»Weshalb?«
Glendas weiches Gesicht nahm einen strengen Ausdruck an. »Ein Beamter Ihrer Majestät hat sich im Dienst so zu benehmen, als müsste er jeden Augenblick damit rechnen, dass die Queen sein Büro betritt, um sich von seinem Arbeitseifer zu überzeugen.«
»Du bist ja schon gekommen.«
»Bin ich die Queen?«
»Wäre nicht schlecht.«
»Dann würde ich hier nicht arbeiten.« Glenda hielt die Post in der Hand und warf sie auf den Schreibtisch, den sich Suko und sein Freund John Sinclair teilten. »Das ist gekommen.«
»Und?«
»Nichts und. Öffne die Briefe.«
Suko winkte ab. »Ich habe einfach keine Lust. Schau mal aus dem Fenster. Draußen scheint die Sonne…«
»Ist das ein Grund für dich, die Füße hochzulegen?«
Der Inspektor lachte. »Ja, aber es gibt auch einen zweiten, meine liebe Glenda.«
»Und welchen?«
»Setz dich auf Johns Platz, dann erzähle ich ihn dir.«
Glenda schüttelte zwar den Kopf, kam aber Sukos Aufforderung nach.
»Also meine Liebe, die Sache ist die. Ich freue mich, dass ich hier sein kann und nicht zu schwitzen brauche wie mein lieber Freund John Sinclair. Wenn ich die Zeiten richtig im Kopf habe, wird er bald in den Ring steigen und gegen Joe den Panther kämpfen. Der ist tatsächlich schnell wie ein Raubtier und hat einen Dampf in den Fäusten, der dir das Gehirn durcheinanderschüttelt. Alles klar?«
»Ja.«
»Dann weißt du nun, weshalb ich es mir so bequem gemacht habe und mich wohl fühle. Zudem ist der Alte sogar gefahren, um John zuzuschauen. Ich habe es bereits hinter mir. Mich hat man gestern durch die Mangel genommen.«
Glendas Blicke bekamen die Strenge einer Ehefrau. »Weißt du, was du bist, Suko?«
»Nein, aber du wirst es mir sagen.«
»Darauf kannst du dich verlassen. Du bist ein widerlicher Sadist. Der arme John wird durchgewalkt, getestet…«
»Und wer hatte gestern mit mir Mitleid?« fragte der Chinese.
Glenda wedelte mit der Hand. »John nicht. Der hat darüber jedenfalls nicht gesprochen.«
»Gelobt sei, was hart macht. Aber ich sehe schon, mit dir kann man nicht reden.« Suko drehte sich ächzend und schwang die Beine zurück. Er verengte die Augen, denn durch die Bewegung schien auch die Sonne in sein Gesicht.
Glenda stand wieder auf. »Das werde ich ihm sagen, wenn er zurückkommt. Dann kündigt er dir die Freundschaft.«
»Petze.«
Sie rauschte zur Tür, blieb noch einmal stehen und streckte Suko die Zunge heraus, der eine Antwort geben wollte, aber durch das Klingeln des Telefons daran gehindert wurde und schnell den Hörer abnahm.
»Ja?«
Nichts war zu verstehen. Nur ein Rauschen in der Leitung, als hätte jemand die Brandung aufgenommen, um sie jetzt vom Band ablaufen zu lassen. Suko fasste nach. Er sprach
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