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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Aber jetzt war ich ein Gast. Zumindest war ich so klug gewesen, meine Akademieuniform anzuziehen, auch wenn sie nicht neu war. Ich empfand mich als jung und arm und am ehesten noch als Hochstapler.
    Der Oberkellner kam zielstrebig auf mich zu. Sein geschäftiger Blick glitt über mich, registrierte die abgetragenen Manschetten, die blasse Spur eines Fleckens auf dem Revers. Als ich die Uniform vor sechs Monaten gekauft hatte, wirkte sie im gedämpften Licht des Ladens ordentlich genug. Aber hier im blendenden Licht des Juwel Verne hätte ich ebenso gut mit Lumpen behängt sein können. Jetzt wünschte ich mir, ich hätte mit Geld um mich geschmissen und mir wie die anderen Studenten eine brandneue Uniform gekauft. Doch nachdem ich meine Brieftasche so lange unter Kontrolle gehabt hatte, war mir das verschwenderisch erschienen. Und mir war ständig bewusst, dass meine Mutter und meine Schwester bessere Verwendung für das Geld hätten. Zumal ich ja auch noch die Studiengebühr, Zimmer und Verpflegung hier in Paris bezahlte. Noch immer hatte ich ein schlechtes Gewissen, ihnen nicht länger meinen Lohn als Kabinensteward nach Nordamerika schicken zu können.
    »Haben der Herr reserviert?«, erkundigte sich der Oberkellner und konsultierte das dicke, ledergebundene Buch auf dem Pult aus Walnussholz vor sich.
    »Wahrscheinlich auf den Namen de Vries.«
    »Hier entlang.« Er warf mir einen nicht gerade wohlwollenden Blick zu und führte mich unverzüglich zu dem Tisch, der am weitesten abseits lag. Mir sank das Herz, nicht weil sich der Tisch neben der Küchentür und einem Fenster mit Blick auf das große Rad und die Drahtseile der Aufzugsanlage befand, sondern weil Kate noch nicht da war.
    Um genau das zu vermeiden, war ich absichtlich zwanzig Minuten später gekommen. Denn Kate kam immer zu spät. Deshalb hatte ich schon vor einiger Zeit beschlossen, auch zu spät zu kommen. Einfach um zu sehen, wie ihr das gefiel. Doch wenn ich fünf Minuten zu spät kam, waren es bei ihr zehn. Waren es bei mir zwanzig, wurden es bei ihr vierzig. Ich wusste nicht, wie sie das hinbekam. Meine Bemühungen waren also eigentlich ziemlich sinnlos. Doch heute war es besonders ärgerlich, zumal die Nachricht, die sie am Morgen geschickt hatte, außergewöhnlich präzise war: Genau um zwölf Uhr dreißig , hatte sie geschrieben und das Wort »genau« unterstrichen, als wäre ich derjenige, der ermahnt werden müsste.
    »Wollen der Herr etwas von der Bar bestellen?«, erkundigte sich der Oberkellner, während er mir den Stuhl hinschob.
    »Ich warte, bis Miss de Vries eintrifft«, sagte ich.
    »Selbstverständlich.«
    Ich war jetzt noch keine achtundvierzig Stunden zurück in Paris. Nach ihrer Notlandung in Ceylon war die Treibgut nicht gerade in einem Zustand, in dem der Flugbetrieb gleich wieder aufgenommen werden konnte. Mr Domville, der immer wieder das Bewusstsein verlor, wurde ins Krankenhaus gebracht. Ich wäre gerne geblieben, um mich zu vergewissern, dass er wieder gesund würde. Ich hatte mich sogar angeboten, bei der Reparatur der Treibgut zu helfen, doch Kapitän Tritus hatte mir eindringlich klar gemacht, dass ich nicht länger willkommen war. Er sagte, ich sollte den Mund halten, und schickte mich fort, meine Sachen zu packen. Es blieb mir nichts anderes übrig, als meine Reise nach Paris zu organisieren.
    Ich hoffte, Kate würde sich etwas beeilen. Wegen des Klassenunterschieds zwischen uns war es nicht einfach, sich zu treffen. Sie war vor drei Monaten mit ihrer schrecklichen Anstandsdame angekommen, um sich für ihr Studium eine Unterkunft in Paris zu suchen. Ich wusste, dass Miss Simpkins unsere Freundschaft nicht guthieß. Auch wenn ich jetzt ein Student der angesehenen Luftschiffakademie war, hatte sie mich doch als Kabinensteward und Schiffsjungen in Erinnerung, und sie war nicht der Meinung, dass ich irgendein Recht darauf hätte, mit der jungen Miss de Vries gesellschaftlichen Umgang zu pflegen. Wir trafen uns trotzdem, mindestens ein- oder zweimal die Woche, meistens in Kates Wohnung, wo Miss Simpkins dann in einer Ecke saß und vorgab zu lesen. Ich fragte mich, ob sie jetzt auch mit zum Essen käme. Hoffentlich nicht. Ich hatte Kate so viel zu erzählen.
    Eine Zeit lang lang beobachtete ich den Aufzug. Dann drehte ich mich so, dass ich das Restaurant überblicken konnte, und stellte fest, dass ich hier mit einem Abstand von mindestens dreißig Jahren der jüngste Gast war.
    Ich entdeckte die drei Lumière-Brüder, die

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