Airborn 02 - Wolkenpiraten
mich ja im Moment auf dem Fahrersitz zu befinden scheine.«
»Sieht ganz so aus.«
»Klettere an Bord«, sagte sie, »und erzähl mir, wohin die Reise gehen soll.«
Ich lächelte. Wir waren alleine im Hangar. Ich sah einen Fußtritt an der Seite des Ornithopters, stellte meine Fußspitze hinein und stemmte mich hoch. Doch irgendetwas brach mit einem Knall unter mir weg und ich rutschte auf den Hangarboden zurück.
»Alles in Ordnung?«, fragte Kate.
»Da ist so eine Art Ladeluke«, sagte ich und blickte in das kleine Fach, das ich ohne Absicht geöffnet hatte. Innen befanden sich zwei weiße Säcke. Ich zog sie heraus, einen nach dem anderen, denn sie waren sehr schwer.
»Das sind Kopfkissenbezüge«, sagte ich.
»Was ist drin?«, fragte Kate.
Ich machte einen auf und starrte völlig ungläubig hinein.
»Gold«, sagte ich.
»Nein, im Ernst. Was ist drin?«
Ich grinste und stemmte einen der Säcke hoch, damit sie den Schimmer der glatten Barren sehen konnte.
»Ach du meine Güte!«, schrie sie. »Kein Wunder, dass der Vogel sich so schwer angefühlt hat.«
»Hendrickson«, sagte ich. »Dieser kleine Gauner! Grunels Diener mopst sich etwas Gold und versucht, damit abzuhauen!«
»Aber woher hat er das?«, wollte Kate wissen.
Ich hatte ihr noch nichts von den Goldvorräten in dem Geheimgang erzählt, und als sie jetzt aus dem Cockpit heruntergeklettert kam, holte ich das schnell nach.
»Wie viele Barren sind es?«, fragte sie.
Wir legten sie auf dem Boden aus und zählten. Vierzig. Ich rechnete.
»Das bedeutet zweiunddreißig für Hal und je vier für Nadira und mich.« Mein Herz schlug gewaltig. »Für Hal ist das genug, um die Saga zu reparieren und seine Schulden zu begleichen.«
»Und ein netter, kleiner Geldregen für Nadira und dich«, sagte Kate. »Der reichste junge Mann in Paris wirst du nicht sein, aber mit Sicherheit nicht der ärmste.«
»Ich glaube, das schert mich überhaupt nicht«, meinte ich.
Kate und ich sahen uns an. Der Glanz des Goldes war nichts im Vergleich zum Strahlen ihres Gesichts. Ich nahm ihre Hand in meine und empfand wieder das Gefühl, nach Hause zu kommen. Ich wollte sie an mich ziehen und küssen, aber das hätte es irgendwie verdorben, weil ich dann ihre Augen nicht mehr hätte sehen können. Und solange sich unsere Blicke trafen, bestand Hochspannung. Wir waren pure Elektrizität und zusammen hätten wir eine ganze Luftstadt mit Energie versorgen können. Mein Himalajaherz fühlte sich so weit an wie der Himmel und genauso stark.
Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5
Abb. 6
Abb. 7
Kenneth Oppel
© Peter Riddihough
Der Kanadier Kenneth Oppel (geboren 1967) gilt als literarisches Phänomen. Sein erstes Kinderbuch veröffentlichte er im Alter von 14 Jahren, von Roald Dahl dazu ermutigt. Inzwischen hat Oppel zahlreiche Romane und Drehbücher verfasst. Er lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Toronto. Ebenfalls bei Beltz & Gelberg erschien der Roman Wolkenpanther und die erfolgreiche Fledermaus-Saga mit den Bänden Silberflügel , Sonnenflügel und Feuerflügel.
Mehr zum Autor und seinen Büchern unter www.kennethoppel.ca
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