Airborn 02 - Wolkenpiraten
wollte sie mich ausgerechnet hier treffen? War ihr denn nicht klar, dass ich nur sehr wenig Geld hatte? Wahrscheinlich dachte sie, ich hätte noch jede Menge von der Belohnung, die ich von der Luftwacht nach unseren Abenteuern im letzten Jahr bekommen hatte.
Wir hatten auf der unbekannten Insel den Stützpunkt von Vikram Szpirglas’ berüchtigten Luftpiraten entdeckt. Und wir hatten geholfen, ein paar von ihnen gefangen zu nehmen. Tatsache war aber, dass die Belohnung gerade mal für zwei Jahre Studiengebühr, mein Zimmer, Essen und Bekleidung reichte und nur ein kleiner Betrag übrig geblieben war, um meine Familie in Löwentorstadt zu unterstützen.
Als ich den Oberkellner mit dem schmierigen Kellner im Schlepptau zielstrebig auf meinen Tisch zukommen sah, sank mir das Herz in die Hose. Er beugte sich zu mir herunter und blies seinen Atem unangenehm in mein Ohr.
»Vielleicht wollen der Herr mir ganz diskret zum Aufzug folgen, um weitere Unannehmlichkeiten zu vermeiden.«
»Aber ich habe ein aromatisiertes Wasser bestellt!«, widersprach ich.
»Ja, und wir bezweifeln, dass Sie das bezahlen können.«
»Wie wollen Sie das wissen?«, fragte ich wütend.
»Bitte, der Herr. Sie sind noch jung.«
»Ich bin Student an der Luftschiffakademie.«
Verächtlich presste er die Lippen aufeinander. »Ich glaube, jeder kann sich eine alte Uniform in einem Trödelladen kaufen.«
»Ich warte auf eine Freundin«, sagte ich und versuchte, gekränkt zu wirken, ärgerte mich aber, dass meine Stimme dabei zitterte.
»Wir nehmen eher an, dass es keine Freundin gibt und Sie vom Regen ins Trockene kommen wollten. Nun machen Sie schon!«
Seine Hand schloss sich um meinen Arm. Wütend riss ich mich frei. Er packte erneut danach, fester diesmal, und genauso machte es der Kellner mit meinem anderen Arm. Ich ließ mich von den beiden aber nicht so grob behandeln. Die sollten bloß mal versuchen, mich zum Aufzug zu bugsieren!
Und dann geschah etwas Wunderbares!
Ein Kellner krachte durch die Küchentür in das Restaurant, als hätte ihn jemand hinausgeworfen. Mit verängstigtem Gesicht blickte er über die Schulter zurück, wo ein kleiner, aber fuchsteufelswilder Mann mit der Mütze des Chefkochs in der Tür auftauchte.
»Dummkopf!«, schrie der Chef. »Nächstes Mal warum steckst du nicht ganze Hand in das Essen? Ja, ganze Hand oder vielleicht sogar Gesicht! Ich arrangiere das Essen auf den Tellern mit Sorgfalt, verstehst du, was ich sage? Das ist Teil von Kochkunst, ja? Ein wunderbarer Teller mit Essen ist eine Sache von Schönheit! Und du Hohlkopf kommst und fährst mit schmierigen Fingern über mein ganzen Teller, schüttelst und schiebst mein Essen auf Teller herum, bis aussieht, als hätte Schwein gekotzt!«
»Chef Vlad!«, rief ich voller Freude.
Er drehte sich um. Der Zorn in seinem Gesicht wechselte innerhalb eines Augenblicks erst in Erstaunen und dann in Verwirrung, als er den Oberkellner und den Kellner sah, die noch immer meinen Arm gepackt hielten.
Chef Vlad Herzog marschierte an meinen Tisch und blickte den Oberkellner streng an.
»Monsieur Gagnon, gibt es hier Problem?«
»Keineswegs, Monsieur Vlad, wir werfen nur diesen Strolch hier hinaus.«
»Strolch!« Der Zorn kehrte auf Vlads Gesicht zurück. »Habe ich etwa gehört, dass Sie diesen Herrn hier genannt haben einen Strolch?«
»Also …«, sagte der Oberkellner. Ich spürte, wie sich der Griff lockerte und dann ganz löste.
»Wissen Sie, wer das ist?«, verlangte Chef Vlad zu wissen.
»Nein«, winselte der Oberkellner, der sich einem dankbaren Publikum aus hocherfreuten Restaurantgästen gegenübersah.
»Hier am Tisch sitzt Matt Cruse, sehr guter Freund von mir. Wir sind zusammen gefahren an Bord der Aurora , als sie geentert und fast zerstört ist von Vikram Szpirglas. Sie haben gehört von ihm, ja? Über jungen Mann hier haben berichtet alle Zeitungen der Welt. Matt Cruse, der Piratentöter, kapiert? Ein Held!«
»Ja, Monsieur Vlad.«
»Also, husch weg«, sagte der transsilvanische Küchenchef voller Verachtung. »Husch, husch, und tun Sie, was Sie auch immer für armselige Sachen zu tun haben hier. Husch jetzt.«
Der Oberkellner schlich davon, und der Kellner wollte ihm folgen, doch Chef Vlad packte ihn am Kragen. »Du bleibst hier. Du bringst Mr Cruse jetzt Flasche mit ’43-er Champagner d’ Artagnan und bringe ihm geräucherten Lachs und Salade de fermier. Er ist hungrig. Sie sind doch hungrig, Mr Cruse?«
»Ich bin am Verhungern«, sagte
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