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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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umgebracht.
    Und das war ebenso entsetzlich wie unbegreiflich.
    Messianer konnten nicht getötet werden.
    In der Decke über Djamenah knisterte es. Sie hob den Kopf. Einzelne Bereiche des Protoplasmas trübten sich, lösten sich aus dem sich destabilisierenden Verbund und starben ab. Staub rieselte, und hier und dort fielen einzelne Schuppen zu Boden.
    Djamenah sprang mit einem Satz auf, setzte über die Leiche ihres Präzeptors hinweg und griff nach einer kleinen perlmuttenen Schatulle. Sie klappte den Deckel auf. Im Innern des Behältnisses befanden sich die gelben Staubreste der Drogendosis, die für sie gedacht gewesen war. Sie schloß den Kasten mit einem Ruck, preßte ihn an sich und kniff die Augen zusammen.
    Ich träume, dachte sie. Ja, es ist nur ein Traum, hervorgerufen von den sich verstärkenden Entzugserscheinungen. Gleich erwache ich und dann ist alles in Ordnung.
    Sie schlug die Augen auf, und ihr Blick fiel erneut auf die Leiche des Messianers. Nein, es war kein Traum. Es war furchtbare Wirklichkeit. Der Präzeptor war tot – er konnte ihr keine neue Dosis Ciri geben. Die sich daraus ergebenden Konsequenzen waren von solcher Tragweite, daß Djamenah sie nicht sofort ganz überblicken konnte. Unsicher taumelte sie wieder auf die Leiche zu, die Schatulle noch immer an sich gepreßt.
    Der Messianer mußte von einem Nadelgeschoß getroffen worden sein, einem fast mikroskopisch kleinen Sprengkopf, der von einer nur wenig größeren Schleuder abgefeuert wurde – getarnt vielleicht als Ring, Fingerhut oder ähnliches. Aber Messianer waren geschützt. Sie wußten genau, mit welchen Absichten und Wünschen ihre Besucher kamen; sie ließen sich nicht überraschen, nie. Und sollte doch jemand so verrückt sein, ein Attentat auf einen Präzeptor zu versuchen, so würde er rasch die Feststellung machen, daß er gegen die geballte PSI-Macht eines Messianers nichts ausrichten konnte.
    Djamenah schüttelte den Kopf. Ihre innere Ruhe war jetzt dahin; sie wich einem ihr bewußt werdenden Entsetzen und einer Verzweiflung, die ihr ganzes Denken zu vereinnahmen drohte. Wenn sie keine neue Dosis Ciri erhielt, würde sie sterben ...
    In den vergangenen Jahrhunderten war der Tod immer etwas gewesen, das andere betraf, aber nicht sie selbst.
    In dem Protoplasmaverbund über ihr knirschte, knarrte und ächzte es. Die Auswirkungen der empathischen Explosion führten zu einer zunehmenden Destabilisierung im Gewebe des Denkenden Heims, und das lebendige Haus des Messianers starb nun ebenfalls. Risse bildeten sich in der Decke. Djamenah achtete zunächst nicht darauf. Sie starrte nur in die trüben grauen Augen des Präzeptors, und sie setzte die Autogene Biokontrolle ein, um den eigentlichen Schock, der noch auf sie wartete, hinauszuzögern. Als sie sich auf diese Weise konzentrierte und die Ch'i auf sich selbst lenkte, nahm sie neben den depressiven Emotiosignalen des sterbenden Heims auch noch etwas anderes wahr – die vagen Ausstrahlungen einer sich rasch verflüchtigenden empathischen Imprägnierung, die irgendwo in dem Verband des sie umgebenden Protoplasmas haftete und vermutlich auf das Wirken des Messianers zurückging.
    Vielleicht, so überlegte Djamenah mit neuer Hoffnung, war ihr Präzeptor nicht sofort gestorben. Vielleicht hatte er ihr noch eine Nachricht hinterlassen. Sie konzentrierte sich darauf, und vor ihrem inneren Auge nahm ein diffuses Bild langsam Konturen an. Sie sah ... einen Kreis, ja; und innerhalb des Kreises einen siebenzackigen Stern. Außerhalb des Kreises wuchsen kleine Flammen aus den Spitzen des Sterns, und im Innern führte ein – Blitz? – von rechts oben nach links unten:
     

     
    Ein Ächzen ließ Djamenah zusammenfahren. Ruckartig richtete sie sich auf und hob den Kopf. In der Tür ihr gegenüber standen die beiden fledermausartigen Chela, und hinter ihnen sah sie Curcun. Alle drei starrten erst entsetzt auf die Leiche des Messianers und blickten dann Djamenah an.
    »Mörderin!« riefen die Chela.
    Djamenah ließ die Schatulle fallen. Sie zersprang auf dem Boden zu Myriaden Splittern. »Ich ... ich habe es nicht getan«, brachte Djamenah mühsam hervor. »Ich war es nicht. Der Präzeptor ...« Sie breitete die Arme aus und trat über die Leiche hinweg.
    Die beiden Chela drehten sich rasch um und liefen davon. »Der Messianer!« hallten ihre Schreie durch die Korridore und Kammern des sterbenden Heims. »Djamenah Shara hat den Messianer umgebracht!«
     
    Später wußte Djamenah nicht

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