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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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mehr zu sagen, wie sie das Denkende Heim verlassen hatte.
    Sie erinnerte sich an eine Ewigkeit der psychischen Desorientierung, an tausend Stimmen des Schreckens, die hinter ihrer Stirn gellten, und sie verdankte es nur ihrer Autogenen Biokontrolle, daß sie aus den mentalen Labyrinthen des Entsetzens einen Ausweg finden konnte. Als sie wieder einigermaßen klar denken konnte, befand sie sich auf dem schmalen Steg, und sie sah, daß der Mempar nach den beiden Ergtraktoren griff.
    »Wir müssen so rasch wie möglich weg von hier«, sagte Curcun und reichte ihr eins der Geräte. »Ich bezweifle, daß sich die Bittsteller und Chela die Zeit nehmen werden, dich anzuhören.«
    Djamenah sah nach unten. Die Humanoiden und Aliens gestikulierten aufgeregt. Das Kaktuswesen richtete seine stachelbewehrten Augenstiele nach oben und krächzte: »Dort ist sie, die Messianermörderin!« An diese Worte schloß sich ein vielstimmiges Gegröle an, und einige der Bittsteller griffen nach Steinen und Ästen und warfen sie in die Höhe.
    Djamenah duckte sich. Curcun schlang den einen Arm um sie und schaltete sowohl seinen als auch den Ergtraktor der Ciristin ein. Sie schwebten in das Grün des Garten Eden, und die nächsten Wurfgeschosse verfehlten sie um Dutzende von Metern. Djamenah verspürte die haßerfüllten Emanationen der aufgebrachten Menge so deutlich, als habe jemand einen Emotioprojektor auf sie gerichtet, und der Abscheu ihr gegenüber schmerzte intensiver als körperliche Schläge.
    In dem Flirren des voraus durch eine Lücke im hohen Blätterdach sichtbaren Schwerkraftschachtes bewegte sich ein dunkler Fleck nach oben, in Richtung der Klimakontrollmoduln. Als Djamenah ihn erblickte, nahm sie auch wieder die verzerrte und entstellte empathische Aura wahr, die ihr bereits im Denkenden Heim aufgefallen war. Ganz plötzlich verstand sie.
    »Das ist er!« platzte es aus ihr heraus. »Der wirkliche Mörder. Er flieht. Er will den Garten des Grünen Eden verlassen!«
    Das Denkende Heim blieb in dem großen Tunnel hinter ihnen zurück und die summenden, diskusförmigen und mit jeweils zwei langen Griffen versehenen Ergtraktoren zogen sie durch kleinere Korridore. Umhersirrende Insekten aus Stahl und Kunststoff schnitten unermüdlich mit winzigen Messern, um das Grün daran zu hindern, in diese Passagen hineinzuwuchern, und programmierte Reflexe veranlaßten sie dazu, den beiden Fliegenden auszuweichen. Die großen Blütenstauden rechts und links von ihnen, die Orchideen und Lupinen, die wilden Rosenstöcke und all die vielen anderen Blumen, deren Kelche aussahen wie Farbkleckse in einer unüberschaubaren Chlorophyllmasse, schienen plötzlich einen Großteil ihrer Schönheit eingebüßt zu haben. Djamenah Shara setzte ein weiteres Mal ihre Autogene Biokontrolle ein, um die sich nach und nach in ihr herausbildenden Auswirkungen des Schocks zu mildern. Immer wieder formten sich vor ihrem inneren Auge die Konturen einer auf dem Boden liegenden Gestalt mit zerfetzter Brust, und der gebrochene Blick grauer Augen starrte sie an, stumm und ausdruckslos. Der Präzeptor war wie ein Vater für sie gewesen; jemand, der seine Gefühle nicht hinter komplexen Formelmodellen versteckte und langsam abtötete, der sich zu dem bekannte, was er empfand. All das, was Djamenah war, hatte sie dem Messianer zu verdanken, und als ihr bewußt wurde, daß sie nie wieder mit ihm sprechen konnte, daß er ihr nie wieder mit seinem klugen Rat beistehen würde, als sie wirklich im ganzen Ausmaß begriff , daß er tot war, klaffte in ihrem Innern eine tiefe Wunde; daraus hervor strömte kein Blut, sondern so etwas wie empathisches Verzagen. Die Vergänglichkeit all dessen, was Akasha ausmachte, war ihr während der vergangenen Jahrhunderte immer wieder deutlich geworden, und sie hatte sich dran gewöhnt, nicht nur sich selbst als ehernen Ruhepunkt zu betrachten, sondern in erster Linie ihren Präzeptor, in dessen Lehre sie gegangen war. Messianer waren nicht nur relativ unsterblich, sondern absolut. In gewisser Weise verkörperten sie die Ewigkeit, und die Möglichkeit, daß die Ewigkeit ein Ende fand – daß ein Messianer tatsächlich einem Mordanschlag zum Opfer fallen konnte –, erfüllte Djamenah mit tiefem Schrecken und erschütterte die hohen Mauern ihrer Überzeugungsbastionen, die der Präzeptor während der langen Schulungsjahre in ihr errichtet hatte.
    Djamenah brauchte Zeit – Zeit, um sich zu besinnen, um den Schock zu überwinden, der nun wie ein

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