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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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Abweichungen von den Prinzipien der Ciristen. Auch extreme Situationen konnte so etwas nicht rechtfertigen. Zum Verlassen eines Habitats aufgeforderte Ciristen hatten die Forderung zu erfüllen, wie zuwider sie ihnen auch sein mochte. In diesem Fall mußte Djamenah allerdings zugestehen, daß sie ohne den diesbezüglichen Verstoß ihrer Kollegin schwerlich irgendeine Chance zur Flucht erhalten hätte. Und gerade die allgemein bekannte Verläßlichkeit der Ciristen bedingte, daß der Chef-Genetikus sich lediglich so nachlässig um die Überprüfung kümmerte. Dennoch wäre es Djamenah angenehmer gewesen, Zarda LeVay hätte keine solche Tendenz zu Abirrungen gezeigt.
    Ich muß wirklich irgendwie einfältig sein. Oder latent masochistisch. Weshalb möchte ich mich immerzu so betragen, als wäre ich am liebsten permanent ein Opfer?
    Derlei Reflexionen hatten momentan keinerlei Wert. Djamenah verscheuchte alle gegenwärtig zweitrangigen Gedankengänge aus ihrem Bewußtsein, konzentrierte sich auf ihre Absicht und bemühte sich um einen klaren, differenzierten Überblick des Interieurs, der planvoll aufgebauten Laboranlagen: um Orientierung.
    Die anstrengende Selbstdisziplin, das Ringen ums Ruhigbleiben versetzten ihr Herz in tachykardisches Gewummer, die Anspannung trieb ihr Schweiß auf die Stirn wie eine Ausschwitzung inneren Überdrucks.
    In nicht allzu beträchtlicher Entfernung dröhnte ein dumpfer Knall. Die dünne Folien-Außenwandung des Kuppel-Konglomerats, in dem sich Djamenah aufhielt, erbebte heftig, geriet regelrecht ins Knattern. Wenige Sekunden später gellten Sirenen. Das Ablenkungsmanöver. Sie kaute in äußerster Nervosität auf ihrer Unterlippe. Wo steckten die Vitalsymbionten?
    Sie fand etliche Exemplare der Züchtung in einem abgeteilten Depotgestell ganz links im Labor. Je ein solches Wesen lag apathisch in einem Öko-Container. Am stärksten ähnelten die medusoiden Zuchtgeschöpfe Seesternen in Morchelbraun.
    Djamenah vergeudete keine Zeit mit irgendwelchen Bedenken. Sie zog einen Container aus seiner Aufhängung, schob ihn auf einen Labortisch, öffnete den Deckel, klaubte mit beiden Händen den Symbionten aus dem Kasten. Das Lebewesen fühlte sich rauh an, sein borkiges, gewarztes Derma wirkte im ersten Augenblick fest wie Horn. Dann jedoch regte sich der Symbiont, überwand die Lethargie, sein Leib nahm Flexibilität an, er schlang die Ärmchen um Djamenahs Handgelenk, und das Fremdartige der Berührung schwand, indem er sich unmittelbar nach dem Kontakt Djamenahs Körpertemperatur anpaßte.
    Sie spürte das Kribbeln haarfeiner Sensipodien auf der Haut. Trotz all der Umstände stahl sich die Andeutung eines Lächelns auf ihre Lippen. Das Zuchtwesen entfaltete sämtliche rührige Anschmiegsamkeit eines Schoßtierchens, das sich in direkter Fühlung mit seinem Herrn/Halter/Ernährer am wohlsten fühlte. Wallungen und Kräuseleien in seinem Gewebe bezeugten Behagen.
    Djamenah hob den um ihren rechten Unterarm geklammerten Symbionten bis in Augenhöhe, um ihn genauer zu betrachten. Sie wußte nicht, wie sie nun zum Zustandebringen der Symbiose zu verfahren hatte. Hoffentlich ist kein operativer Eingriff nötig. Doch wäre es so, hätte Zarda LeVay ihr gewiß keinen Vitalsymbionten empfohlen.
    Ihre Aufmerksamkeit galt so sehr dem schlichten Wesen, das künftig ihr Partner sein, sie durch den Rest ihres verkürzten Lebens begleiten sollte, daß sie auf nichts anderes achtete. Als mit einem Mal jemand sie hinterrücks ansprach, jagte die Stimme ihr einen solchen Schrecken ein, daß sie gegen den Labortisch wankte, vergeblich am Container Halt suchte, und ihn hinabstieß, so daß er, indem er Tiegel, Kolben, Flaschen, Röhrchen und dergleichen mitriß, auf den Fußboden krachte. Djamenah fing sich ab, doch das Zerspringen und Klirren Dutzender Behältnisse brachte ihre Ohren zum Klingen.
    »Du brauchst nichts Besonders zu tun. Der Symbiont wählt sich selbst die Stelle deines Balgs, die ihm am meisten zusagt.«
    Djamenah brauchte sich nicht erst umzudrehen, um zu wissen, wer da mit so betonter, arroganter Männlichkeit quarrte. Die Stimme gehörte Chef-Genetikus Loyer fran Brigge.
     
    Sie wandte sich trotzdem um. Die Autogene Biokontrolle half ihr bei der Meisterung der Schrecksekunde.
    »Vielen Dank für den Hinweis.«
    Der vereiste Widerwille in ihrem Tonfall kennzeichnete die Redewendung als herbsten Hohn. Mit der Linken löste sie flugs, aber durchaus behutsam den Symbionten von ihrem Unterarm und

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