Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha
könnten nur sie selbst Auskunft geben. Kann sein, sie haben das Interesse verloren ... Wir stoßen seit geraumer Zeit auf wachsende Widerstände, Abneigung, sogar Feindschaft. Vielleicht halten sie mittlerweile alles für aussichtslos.« Bitterkeit sprach aus dem Ton der Rekompositorin.
»Gewissen Kreisen sind wir immer verhaßt gewesen«, antwortete Djamenah mit ungebührlicher Vehemenz. »Feindseligkeit ist keine ausreichende Begründung. Es muß etwas von ganz außergewöhnlicher Tragweite geschehen sein.« Sie atmete gründlich durch, massierte mit beiden Händen die Schläfen ihres geschorenen Schädels.
»Deine Logik überzeugt mich«, erwiderte Zarda LeVay unverhohlen sardonisch. »Allerdings meine ich, es wäre anständiger von den Messianern gewesen, die Folgen ihrer Geheimnisse nicht allein uns Ciristen tragen zu lassen. Nun müssen wir zusehen, wie wir mit dem bloßen Leben davonkommen.« Die Augen in dem groben Gesicht maßen Djamenah aufmerksam, in Ausdruck und Schimmer ein krasser Gegensatz zu der Visage. Auch Körperhaltung, Bewegungsabläufe und bestimmte unmännliche Rundlichkeiten des Torsos ließen ersehen, daß die Rekomposition sehr rasch und oberflächlich vorgenommen worden war, als Maßnahme des Augenblicks, und sich darin Weiblichkeit verbarg. »Meine letzte Ciri-Dosis wird noch eine Weile wirksam bleiben, und nach Abklingen des Effekts werde ich bloß den Nachteil haben, daß meine Fähigkeit schwindet. Aber du warst eine Unsterbliche nicht wahr?«
Kläglich nickte Djamenah. »Beschleunigte Alterung.« Sie brachte nur ein Flüstern zustande. »Ich bin Empathin ... Heilerin.« Liebe und Harmonie. All das war Vergangenheit. Sein wie ein Tropfen Tau. Sie wollte nicht einmal daran denken.
»Ohne Ciri ...« Sie zuckte matt die Achseln. Ihre Konfusion minderte sich nur allmählich. Zarda LeVays Äußeres und ihre empathische Aura standen zueinander in so schroffem Widerspruch, waren so ganz und gar unvereinbar, daß ihre Emanationen Djamenahs sensible Sinne stark nervten. »Ich habe keine Ahnung, was ich anfangen soll.«
»Ich kann's dir sagen.« Die Rekompositorin kam herüber und packte Djamenah eindringlich am Oberarm. »Hör zu. Ich bin eine Zeit im Demos tätig gewesen. Diese Narren hier mit ihrem Optimalisierungswahn hätten gut daran getan, etwas von den Lektionen anzunehmen, die ich zu vermitteln habe, aber ... Lassen wir's, wir müssen uns beeilen. Ich kenne mich im Habitat einigermaßen aus. Oben in dieser Kuppel hat der Chef-Genetikus ein spezielles Labor für die Zucht von Vitalsymbionten. Du mußt dir ein Exemplar davon aneignen. Diese Symbionten dienen zur Verlangsamung der natürlichen Alterungsprozesse, sie sind ein bedeutender Handelsartikel der Genetikbonzen. Das ist die einzige Hilfe, die es noch für dich gibt.«
Die Nähe ihrer Kollegin irritierte durch den Antagonismus zwischen Schein und Aussehen einer- und empathischen Emanationen andererseits Djamenahs Wahrnehmung in solchem Maße, daß sie schließlich mittels Mentalmodulation ihr Ego dagegen abschottete.
»Sobald du einen Symbionten hast, suchst du unverzüglich das Parkdeck auf und nimmst ein Servomobil. Inzwischen sorge ich für ein Ablenkungsmanöver. Du darfst nicht säumen. Hast du verstanden?«
»Ja, ja.« Djamenah nickte erneut.
»Ich werde nicht auf dich warten. Ich bin schon vor zwei Standardtagen des Habitats verwiesen worden, aber weil ich mir gedacht habe, daß es irgend etwas Besonderes zu bedeuten hat, bin ich in unverdächtiger Personifikation geblieben. Jetzt ist klar, warum man mich loszuwerden wünschte. Man wollte nicht, daß ich erfahre, was sie hier mit dir machen.
Die ganze Zeit hindurch war ich als Laborantin in der Umgebung Loyer fran Brigges. Aber es ist eine Anfrage nach der Identität der Tansittor-Benutzer der vergangenen beiden Tage an die Zentrale Registratur gerichtet worden, und wenn die Mitteilung eintrifft, wird man sehen, daß ich die Aufforderung, das Habitat zu verlassen, mißachtet habe, und eine Hetzjagd einleiten. Jeden Moment kann's soweit sein, deshalb muß ich schleunigst weg.«
»Dafür habe ich volles Verständnis.« Djamenah war sich keinesfalls sicher, ob sie damit die Wahrheit sprach. Plötzlich fühlte sie sich wieder furchtbar auf sich allein gestellt. »Ich danke dir für deinen Beistand.« Den Dank jedoch meinte sie vollauf ernst. Trotzdem verspürte sie vorerst unergründbares Mißbehagen.
»Nimm die Waffe.« Zarda LeVay zückte die Raketenpistole des
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