Akasha 02 - Der Attentäter
Chance, sie nicht aus den Augen zu lassen.«
»Warum greifen wir nicht einfach eine Anzahl Ciristen auf und verhören sie?« meinte Vandenbrecht und tänzelte näher, angesichts der Erfolgsträchtigkeit des dargelegten Vorgehens anscheinend von neuem Mut erfüllt.
Ruckartig drehte DeTschenri den Kopf. Sein Blick bewirkte, daß der Sekretär erneut zurückschrak. »Ich glaube fast, Sie halten sich unzureichend auf dem Laufenden, Vandenbrecht. Haben Sie die neuesten Meldungen nicht gesehen? Das Analyse-Center vermerkt aus immer mehr Habitaten Berichte von Logenlehrlingen, aus denen hervorgeht, daß viele Ciristen sich zum Untertauchen entschlossen haben.« In der Logenhierarchie gaben die Logenlehrlinge die erste, unterste Stufe ab; vorwiegend bestand ihre Aufgabe darin, über die Stimmungs- und Meinungsbildung, die Trends und Reaktionen unter den Völkern Akashas zu berichten, schon im Frühstadium Effektivität und Akzeptanz aller Infiltrations-, Subversions- und Unterminierungstätigkeiten sowie ideologischen Kampagnen und Einflüsterungstaktiken der Litiganten zu prüfen, also für deren gesamte Strategie die Feldbeobachtungen zu leisten. Gleichzeitig dienten sie vor Ort als Berichterstatter aktueller Ereignisse, trugen folglich bedeutend zur Flexibilität der horizontal außerordentlich verästelten, vertikal sehr vielschichtigen Logenorganisation bei, die aufgrund ihres Umfangs und der dadurch bedingten Schwerfälligkeit ansonsten auf neue Entwicklungen nur mit unliebsamen Verzögerungen einzugehen vermocht hätte. Das Fehlen allgemeiner, öffentlicher Informations- und Kommunikationsnetze belastete alles Geschehen im Kosmotop mit einem gewissen Trägheitsmoment.
Selbstverständlich wußten die Logenlehrlinge in den seltensten Fällen, um was es sich bei jenen Phänomenen, die sie beobachteten, tatsächlich handelte, oder welche Zwecke ihre Feststellungen haben sollten. Im Analyse-Center der Magister sammelte man ihre Meldungen, leitete sie – gezielt, komplett oder gesiebt, je nach Bedarf – in die verschiedenen Stufen der Hierarchie weiter, übermittelte sie den zuständigen Logenbrüdern. Allein die Magister hatten einen annähernden Gesamtüberblick.
»Die Ciristen verschwinden auch? « Verblüffung weitete Vandenbrechts Augen, so daß sie hinter seinen dicken Brillengläsern stier dreinblickten, künstlich aussahen.
»Sie stellen ihr Wirken ein, geben sich nicht länger zu erkennen.« DeTschenri brummte mißmutig. »Bereits dadurch entziehen sie sich weitgehend einer Observierung.« Er hob eine Hand, um neuem Geschwätz Vandenbrechts vorzubeugen. Seine erste Idee in bezug auf die Ciristen hatte mit dem Vorschlag des Sekretärs übereingestimmt; doch die Magister hatten anders entschieden. »Dieser Umstand ist jedoch gegenwärtig belanglos. Die Magister halten offensive Aktionen der Loge gegen die Ciristen insgesamt solange nicht für opportun, wie der Verbleib der Messianer unaufgeklärt ist. Zur Zeit ist die Situation zu schlecht einschätzbar. Allerdings kann uns das nicht daran hindern, uns mit einer einzelnen Ciristin zu befassen ... mit dieser Djamenah Shara.« Grimmig lächelte DeTschenri. »Wir müssen dafür sorgen, daß sie zum Attentäter lockeren Kontakt bewahrt. Deshalb werden wir ihr einen Egoscanner zuspielen, dem wir Shangratz Pis Hirnwellenmuster einspeichern.«
Im Anschluß an seine Beförderung zum Lizentiaten hatte DeTschenri ein solches Gerät vom Magistrat erhalten. Es stand nur Lizentiaten und Adepten zu, und hatte die Funktion, den Mitgliedern dieser beiden hohen Ränge der Loge, wenn die Umstände keine sofortige Verbindungsaufnahme erlaubten, ausgewählte Mitarbeiter lokalisierbar zu machen.
Vandenbrechts Miene drückte Unbehagen und Bangigkeit aus. »Bedenken Sie, DeTschenri, daß die Magister darin einen Mißbrauch sehen könnten.« Von neuem fing er an, in seinen Haaren zu wühlen. »Vielleicht ist es nicht ratsam, mit ...«
»Sie werden nicht davon erfahren«, fiel DeTschenri ihm ins Wort. »Und falls wir Erfolg haben und das Versteck der Messianer finden, wird der Magistrat sicherlich darüber hinwegsehen, sollten wir das Gerät als verloren melden müssen. Von Kleinigkeiten können wir uns nicht behindern lassen.« Wieder rieb er sich die Hände. »An die Arbeit, Vandenbrecht. Leiten Sie die Neuprägung der Egosphären ein und introjizieren sie ihnen hypnosuggestiv den Auftrag, Djamenah Shara ins Demos der Demarkatoren zu locken.« Aus einer Innentasche seiner
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