Akasha 02 - Der Attentäter
daß man das Derivat dieses Sekrets in gewisser Weise programmieren kann. Mit einem Ichinhalt, einem Pseudoego. In einem solchen Fall hätten wir es mit einer unmittelbar bewußtseins- und persönlichkeitsverändernden Droge zu tun.« Ihre Stimme klang zynisch, als sie hinzufügte: »Es gefällt Ihnen doch, andere zu Marionetten zu machen, die Sie anschließend nach Belieben lenken können, nicht wahr? Nun, ich gebe Ihnen das Werkzeug in die Hand. Hier, sehen Sie sich die Strukturanalyse genau an. Diese Werte dort ...« – mit einem zitternden Zeigefinger deutete sie auf den Bildschirm, auf dem die grünschimmernden Gitterwerke nun ineinander verschachtelten Zahlenkolonnen wichen –, »... weisen darauf hin, daß eine Komponente des Sekrets eine stark ausgeprägte Affinität gegenüber psionischen Energien aufweist. Ja, wir sind nicht nur bald dazu in der Lage, das Rätsel des Medusenkollektivs zu lösen, sondern in einigen Normwochen können Sie darüber hinaus auch noch mehrere neue Drogen auf den Markt bringen.« Madalene lachte und hustete ein weiteres Mal.
DeTschenri betrachtete sie wie einen Posten seines Inventars, wie ein Objekt, das nur dann einen Nutzen hatte, wenn es eine gewisse Rendite abwarf. Der Vertrieb neuer und noch effektiverer Drogen würde nicht nur seine diversen Unitkonten weiter anschwellen lassen, sondern auch auf Zustimmung bei den anderen Mitgliedern der Litigantenloge stoßen. Hinzu kam natürlich noch der Verkauf der wissenschaftlichen Resultate an die Datenbanken von Forschung und Einsicht ; DeTschenri war davon überzeugt, daß man dort großes Interesse an der Analyse des Kollektivs der Medusen hatte. Alles in allem gesehen, dachte er, standen überaus interessante finanzielle Entwicklungen bevor.
»Sehr schön«, sagte er gelassen und fügte gönnerhaft hinzu: »Das mit den Marionetten sehe ich Ihnen nach. Sie stehen unter großem Streß, meine liebe Madalene. Vielleicht hilft Ihnen das hier dabei, sich ein wenig zu entspannen.« Er hakte den Beutel vom Gürtel und legte ihn auf einen kleinen Tisch. In dem Gang zwischen den einzelnen Instrumenten war es so eng, daß die Exobiologin Mühe hatte, sich an ihm vorbeizuschieben. DeTschenri roch ihren süßlichen Atem, als sie hastig nach dem Beutel griff, ihn mit bebenden Fingern öffnete und sich eine der Kapseln in den Mund schob. Nicht in erster Linie die Droge war für den Zustand der Wissenschaftlerin verantwortlich, sondern die Toxide, mit denen trotz der Filteranlagen inzwischen auch die Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre des Tanks angereichert war. Jeder Atemzug brachte Madalene Vergath und ihre Assistenten einem qualvollen Tod näher; aus diesem Grund hatte DeTschenri zuvor seine Atemmaske nicht abgelegt und die Absorber in den Entgiftungsgeräten erneuert. Natürlich war es möglich, auch innerhalb des Arbeitsbereiches Vergath und ihrer Helfer für eine vollständige Dekontaminierung zu sorgen, aber die dazu notwendigen Mechanismen waren teuer, ausgesprochen teuer , und Patric DeTschenri haßte nicht nur Zeitverschwendung, sondern auch vermeidbare Geldausgaben. Als er beobachtete, wie das Zittern Madalenes infolge der Wirkung der Droge allmählich nachließ, bedauerte er nur, daß sich bald gewisse finanzielle Aufwendungen nicht vermeiden ließen, um neue Bioexperten zu rekrutieren, die die Arbeit Vergaths und ihrer Assistenten weiterführen konnten.
Als die dickliche Exobiologin die zweite Kapsel schluckte, entwand DeTschenri ihr den Beutel. »Lassen sie für Ihre Assistenten auch noch etwas übrig.«
Madalene Vergath hustete einige Male, und als sie den unscheinbaren Mann ansah, hatte sich der Blick ihrer lindgrünen Augen getrübt. »Bitte«, sagte sie so leise, daß DeTschenri sie kaum verstehen konnte. »Holen Sie uns hier raus. Lassen Sie uns frei.«
DeTschenri breitete die Arme aus. »Aber meine Liebe – es hält Sie doch überhaupt niemand fest. Sie können gehen, wann es Ihnen beliebt. Ich bin doch nicht Ihr Kerkermeister.«
»Die tauben H'annerin ...«
»Sie brauchen nur einen Partner zu akzeptieren.« Er deutete auf das Wurmgeschöpf, das noch immer auf seiner rechten Gesichtshälfte klebte.
»Es würde mich umbringen. Und das wissen Sie. Ich verfüge nicht über Entgifter wie Sie.«
»Das ist schade«, sagte DeTschenri gelassen. »Wirklich schade. Dann wird Ihnen wohl nichts anderes übrigbleiben, als hier weiterhin Ihren Aufgaben nachzugehen. Aber ich verspreche Ihnen einen Bonus: Wenn Sie mir die neuen
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