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Akasha 03 - Das Exil der Messianer

Akasha 03 - Das Exil der Messianer

Titel: Akasha 03 - Das Exil der Messianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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einer konservativen Kultur, deren Götzen Logik und Mathematik hießen. { * }
    Djamenah drehte sich um. Fran Brigge war ihr gefolgt. Indem sie einen Laut des Mißmuts ausstieß, kehrte sie ihm schroff den Rücken zu, geriet durch die Heftigkeit der Bewegung in der Nullgravitation der Habitatsnabe ins Trudeln. Voller stillem Ärger hangelte sie sich durch den Tubus zum Ausgang der Transitstation.
    Während sie zusammen mit fran Brigge unter den Ergsonnen im positiv gepolten Schwerkraftschacht abwärtsschwebte, schaute sie in sämtliche Richtungen aus, darauf bedacht, sich zu orientieren. Im großen und ganzen wirkte die Enklave unverändert. In geometrischen Formen gezwungene Parks zerteilten die horizontlose Landschaft in ein strenges Muster; an ausgewählten Schnitt- und Knotenpunkten, deren Anordnung ein arithmetisches Symbol ergab, das Djamenah längst vergessen hatte – sollte sie es sich überhaupt je gemerkt haben, woran sie aufgrund ihres eingefleischten Desinteresses an allem Mathematischen zweifelte –, ragten die Zikkurats der Mathematischen Institute in die Höhe, gleichzeitig das Zuhause ihrer Betreiber: die Metamathematiker wohnten und lebten an ihren Arbeitsstätten.
    Zuhause. Djamenah runzelte die Stirn. Irgendwann einmal hatte sie Eltern gehabt; es mußte so gewesen sein. Aber sie vermochte sich nicht besser an sie zu entsinnen, als an amorphe Schemen irgendeines vor langer, langer Zeit geträumten, dem Gedächtnis nahezu ganz entfallenen Traums. Das Wiedersehen des Habitats, in dem sie einst als Kind herangewachsen war, erzeugte in ihrem Gemüt nicht den geringsten Anflug von Wehmut. Sie hatte mit ihrer trostlosen Kindheit innerlich endgültig abgeschlossen.
    »Es ist ein beispielloser Skandal«, murmelte fran Brigge ins Flirren des Schwerkraftsschachts, die Weite des Hohlraums, achtete auf nichts, schon gar nicht auf etwaige Gefahren für Djamenah.
    »Halten Sie den Mund«, fuhr Djamenah ihn an, als sie auf dem Polstermaterial der Landefläche aufsetzte, sich mit den Knien abfederte. »DeTschenri hat Sie zu meinem Leibwächter ernannt, nicht zum Privatprediger.«
    Zügig strebte sie auf das Rezeptionsgebäude zu, einen verglasten Zylinder. Im Habitat der Metamathematiker durfte man nicht nach Belieben kommen und gehen; man mußte sich an- und abmelden. »Haben Sie überhaupt eine Waffe?«
    Fran Brigge lächelte geringschätzig. »Selbstverständlich.« Er tätschelte eine Ausbeulung seiner Bluse, während er Djamenah einholte.
    In Djamenahs Bewußtsein begann das Weiß des Mandala gräulich zu werden. Er ist eine Gefahr. Ich muß ihn abschütteln. Nun stand ihr Entschluß fest. »Halten Sie von mir drei Schritte Abstand«, fauchte sie. »Ich kann Sie nicht ertragen.«
    »Garstiges Luder!« Statt sich der Aufforderung zu fügen, packte fran Brigge sie roh an der Schulter, riß sie herum, schwang die Rechte rückwärts. Indem sie krampfhaft ihre mentale Abkapslung aufrechterhielt, duckte sich Djamenah. Der Hieb verfehlte sie, und im nächsten Moment trat sie den Genetiker mit der vollen Wucht eines gestreckten Beins in den Unterleib. Fran Brigge ächzte, taumelte zurück, krümmte sich, plötzlich bleich unter seiner feinen Schuppenhaut, die dadurch wirkte wie ein Gekräusel. »Das ...« Er japste. »... werden Sie noch bereuen ...!«
    Djamenah wandte sich ab; automatisch klafften die Türflügel des Eingangs. Sie eilte ins Gebäude. Sie bereute ihr Verhalten schon. Wie kann ich mich zu so etwas hinreißen lassen? Was ist nur aus mir geworden? Das Mandala war mit einem Mal finster wie ein Neutronenstern. Djamenah empfand Scham.
    Während fran Brigge ihr nachhumpelte, betrat Djamenah den funktionalen Rezeptionsraum, eine Einöde aus Metall und Plastik wie ein Katatoniker sie nicht fürchterlicher hätte ersinnen können. Zuerst vermeinte sie, niemand sei anwesend. Dann blickte sie, als spränge ein Ungetüm ihr ins Gesicht, direkt in das zinnoberrote Wahrnehmungsorgan eines Cieco.
    Das Aufröhren eines Thermostrahlers ertönte gleichzeitig mit der Eruption fokussiert verschleuderten, hocherhitzten Plasmas.

8. Kapitel
     
    Ein Tropfen Liebe
     
     
    Loyer fran Brigge hatte DeTschenris Warnung sehr wohl verstanden. Falls er etwas falsch machte – Djamenah Shara aus seiner Aufsicht verlor, er nicht gewährleistete, daß sie ungehindert nach den Messianern suchen konnte, oder ihm irgendwelche verfänglichen Äußerungen unterliefen – mußte er mit der Liquidierung durch die Loge rechnen.
    Die

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