Akte Atlantis
Hilfe. Ein Jammer, dass mein Film durch das Wasser ruiniert wurde.«
Pitt griff in seine Hosentasche, holte ein Plastikpäckchen heraus und ließ es in ihren Schoß fallen. »Eine komplette fotografische Bestandsaufnahme der Kammer.«
Überrascht blickte sie auf, als sie das Päckchen öffnete und sechs Filmdosen darin fand. »Woher, um alles in der Welt, haben Sie die?«
»Mit den besten Empfehlungen vom Vierten Reich«, antwortete er lässig. »Al und ich haben sie bei ihren Aufnahmen in der Kammer gestört. Sie wollten gerade einpacken, als wir dazugekommen sind, daher vermute ich, dass sie sämtliche Inschriften fotografiert haben. Sobald wir zurück sind, lasse ich die Filme im Labor der NUMA entwickeln.«
»Oh, vielen Dank«, sagte Pat aufgeregt und küsste ihn auf die stoppelige Wange. »Meine Notizen enthalten nur einen Bruchteil der Inschriften.« Dann wandte sie sich rasch ab, so als wäre er nichts als ein Fremder, dem sie auf einer belebten Straße begegnet war, und begab sich in den Computerraum der Maschine.
Mit schmerzenden Gliedern und so behutsam wie möglich stemmte sich Pitt aus dem Sitz hoch und ging nach vorn zu der kleinen Bordküche, öffnete den Kühlschrank und holte eine Dose Sprudel heraus.
Sehr zu seinem Bedauern duldete Admiral Sandecker keine alkoholischen Getränke an Bord der Schiffe und Flugzeuge, die in Diensten der NUMA standen.
Er hielt inne und betrachtete die Holzkiste, die auf einem freien Sitz festgeschnallt war. Der schwarze Obsidianschädel war ständig in seiner Nähe gewesen, seit er ihn aus der Kammer geborgen hatte.
Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie ihn die leeren Augenhöhlen durch die hölzerne Wand anstierten.
Er setzte sich auf der anderen Seite des Ganges hin, zog die Antenne eines Globalstar-Satellitentelefons aus und drückte eine gespeicherte Nummer. Der Anruf wurde von einem von siebzig Satelliten empfangen, die die Erde umkreisten, und an einen anderen Satelliten weitergeleitet, der das Signal wiederum an eine Erdfunkstelle durchgab, von wo aus es in das öffentliche Telefonnetz eingespeist wurde.
Pitt blickte durch das Fenster auf die vorüberziehenden Wolken. Er wusste, dass sein Gesprächspartner nur selten vor dem siebten oder achten Klingelzeichen abhob. Beim zehnten dröhnte endlich eine tiefe Stimme aus dem Hörer. »Hier bin ich.«
»St. Julien.«
»Dirk!«, rief St. Julien Perlmutter, als er die Stimme erkannte.
»Wenn ich gewusst hätte, dass du es bist, wäre ich früher rangegangen.«
»Entgegen aller Gewohnheit? Das glaube ich nicht.«
Pitt konnte sich Perlmutter nur zu gut vorstellen, wie er mit seinen annähernd vier Zentnern Lebendgewicht in einem seiner Seidenpyjamas mit Paisley-Muster inmitten von Bücherbergen in der Remise hockte, die er sein Zuhause na nnte. Er war ein großartiger Schnurrenerzähler, ein Gourmet und Weinkenner, darüber hinaus ein allgemein anerkannter und hoch geschätzter Marinehistoriker, der in seiner Bibliothek die seltensten nautischen Werke der Welt, persönliche Briefe, Dokumente und Pläne von fast jedem Schiff, das jemals gebaut worden war, zusammengetragen hatte, und außerdem ein wandelndes Lexikon der Seefahrtsgeschichte.
»Wo steckst du, mein Junge?«
»Zehntausend Meilen über den Rocky Mountains.«
»Du konntest wohl nicht abwarten, bis du in Washington bist?«
»Ich wollte die erstbeste Gelegenheit nutzen, um ein Forschungsprojekt in die Gänge zu bringen.«
»Wie kann ich dir helfen?«
Pitt berichtete ihm kurz von der geheimnisvollen Kammer und den Inschriften an den Wänden. Perlmutter, hörte nachdenklich zu und unterbrach ihn hin und wieder, um eine Frage zu stellen. »Was genau hast du im Sinn?«, erkundigte er sich, als Pitt fertig war.
»Du hast doch Unterlagen darüber, dass es bereits in präkolumbianischer Zeit Verbindungen zwischen der Alten und der Neuen Welt gab.«
»Ein ganzes Zimmer voll. Allerhand Material und Studien über Seefahrer, die lange vor Kolumbus Nord-, Süd- und Mittelamerika besucht haben.«
»Kannst du dich an irgendwelche Geschichten über alte Seefahrer erinnern, die tief ins Landesinnere gezogen sind und unterirdische Kammern angelegt haben? Kammern, die nur dazu dienten, der Nachwelt eine Botschaft zu hinterlassen? Wurde so etwas jemals in irgendwelchen historischen Aufzeichnungen erwähnt?«
»Mir fällt auf Anhieb nichts ein. Aber es gibt jede Menge Berichte über alte Handelsbeziehungen zwischen den Völkern Amerikas und Seefahrern aus
Weitere Kostenlose Bücher