Akte Atlantis
bin in meiner Kajüte.«
Sowohl Evie als auch Bushey bemerkten die verwirrte Miene, den abwesenden Gesichtsausdruck des Kapitäns. Sie sahen, wie er den Niedergang zum darunter liegenden Deck hinabstieg, die Tür aufmachte und sich in seine Kajüte begab. Gillespie war der geborene Seemann, und der Seefahrtsgeschichte galt seine ganze Leidenschaft.
Die Regale, die die Wände seiner Kajüte säumten, standen voller nautischer und marinehistorischer Werke. Sein Blick schweifte von einem Titel zum anderen und blieb schließlich auf einem alten Schiffsbestimmungsbuch hängen.
Er setzte sich in einen bequemen Ledersessel, blätterte darin, hielt dann inne, als er auf ein Foto stieß. Da war es, genau das gleiche Boot, das ihnen unverhofft in die Quere gekommen war.
Auf dem Foto war ein großes U-Boot abgebildet, das aufgetaucht vor einem felsigen Küstenstreifen im Hintergrund über Wasser fuhr. Der darunter stehende Text lautete: Das einzig bekannte Foto von U-2015, einem von zwei Elektrobooten der Baureihe XXI, die im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kamen. Ein schnelles Boot, das nahezu unbegrenzt unter Wasser bleiben und fast die halbe Welt umfahren konnte, ehe es wieder auftauchen und die Batterien aufladen musste.
Ferner hieß es da, dass U-2015 letztmals vor der dänischen Küste gesichtet und dann irgendwo im Atlantik verschollen sei.
Offiziell gelte es als vermisst.
Gillespie traute seinen Augen kaum. Das konnte einfach nicht wahr sein – und doch wusste er, dass es so war. Bei dem unbekannten Schiff ohne Kennung, das die
Polar Storm
beinahe in den Grund der eisigen See gebohrt hätte, handelte es sich um ein U-Boot, das die Nazis im Zweiten Weltkrieg eingesetzt hatten, vor fast sechsundfünfzig Jahren.
10
Nach einer längeren Konferenzschaltung mit Admiral Sandecker, dem Direktor der National Underwater & Marine Agency, und Francis Ragsdale, dem erst unlängst ernannten neuen Chef des FBI, kam man überein, dass Pitt, Giordino und Pat O’Connell nach Washington fliegen und den Ermittlungsbehörden des Bundes über die seltsamen Vorkommnisse in der Paradise-Mine Bericht erstatten sollten.
Unterdessen wurden FBI-Agenten zu Pats Wohnung in der Nähe der University of Pennsylvania in Philadelphia beordert, um ihre Tochter abzuholen und zu einem sicheren Haus außerhalb von Washington zu bringen, in dem auch Pat unterkommen sollte.
Außerdem fielen etliche Agenten in Telluride ein und verfrachteten Luis und Lisa Marquez mitsamt ihren Töchtern zu einem geheimen Aufenthaltsort in Hawaii.
Umringt von Deputies, die Sheriff Eagan eigens abgestellt hatte, begaben sich Pitt, Giordino und Pat O’Connell an Bord eines NUMA-Jets und starteten in Richtung Hauptstadt. Als die türkis lackierte Cessna Citation Ultra V über den schneebedeckten Gipfeln der San Juan Mountains beidrehte und auf Nordostkurs ging, lehnte sich Pat in ihren Ledersitz zurück, streckte den Arm aus und ergriff Pitts Hand.
»Und meine Tochter ist bestimmt in Sicherheit?«
Er lächelte und drückte sacht ihre Hand. »Zum zehnten Mal – beim FBI ist sie in besten Händen. In ein paar Stunden können Sie sie in die Arme schließen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir den Rest unseres Lebens gejagt werden sollen wie wilde Tiere.«
»So weit wird’s nicht kommen«, versicherte ihr Pitt. »Sobald diese Spinner mit ihrem Vierten Reich aufgespürt, festgenommen und verurteilt sind, werden wir alle wieder ein normales Leben führen können.«
Pat blickte zu Giordino, der sofort eingeschlafen war, kaum dass die Maschine von der Rollbahn abgehoben hatte. »Der lässt sich auch durch nichts aus der Ruhe bringen, was?«
»Al kann überall schlafen, jederzeit. Er ist wie eine Katze.« Er führte ihre Hand an seine Lippen und küsste sie leicht. »Sie sollten auch ein bisschen schlafen. Sie müssen todmüde sein.«
Es war das erste Mal, seit sie sich kennen gelernt hatten, dass Pitt ihr seine Zuneigung zeigte, und Pat empfand ein Gefühl von Wärme.
»Mit geht zu viel durch den Kopf, als dass ich müde wäre.«
Sie holte ihr Notizbuch aus dem Koffer. »Ich nutze lieber die Zeit, während wir in der Luft sind, für eine erste gründliche Bestandsaufnahme der Inschriften.«
»Hinten in der Kabine des Flugzeugs steht ein Computer, falls Ihnen das weiterhilft.«
»Gibt’s auch einen Scanner, damit ich meine Notizen auf Festplatte übertragen kann?«
»Ich glaube schon.«
Alle Erschöpfung schien von ihr abzufallen. »Das wäre eine große
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