Akte Atlantis
habe.«
»Die halten es nie lange aus, nicht wahr?«, meinte Perlmutter versonnen.
»Ich bin nicht unbedingt der Typ, den die Mädels ihrer Mutter vorstellen.«
»Unsinn. Du wärst ein großartiger Fang, wenn du endlich zur Ruhe kommen würdest.«
Pitt wechselte das Thema. »Rieche ich hier etwas zu essen?«
»Wann hast du denn zum letzten Mal etwas bekommen?«
»Ich hatte einen Kaffee zum Frühstück und Sprudel zum Mittagessen.«
Perlmutter hob einen Picknickkorb vom Boden hoch und stellte ihn auf seinen mächtigen Schoß. Dann zog er die aus knorrigem Walnussholz gefertigten Abstelltischchen aus der Rückenlehne der vorderen Sitzbank. »Ich habe mir erlaubt, für die Fahrt nach Fredericksburg eine kleine Stärkung vorzubereiten.«
»Dahin geht’s also?«, fragte Pitt, der sich bereits auf die Leckereien in dem Korb freute.
Perlmutter nickte nur und hielt eine Flasche Veuve Clicquot Ponsradin Brut Champagne mit dem bekannten gelben Etikett hoch. »In Ordnung?«
»Mein Lieblingsstoff«, versetzte Pitt.
Nachdem Mulholand durch das große Tor gewinkt worden war, bog er nach links auf den Capital Beltway und fuhr nach Osten über den Potomac, bis er nach Springfield kam, wo er in Richtung Süden steuerte.
Perlmutter hatte unterdessen das Silberbesteck und die Porzellanteller bereitgestellt und tischte dann die diversen Speisen auf – zum Auftakt Crepes mit einer Füllung aus Pilzen und Kalbsbries, danach gegrillte und panierte Austern, etliche Pasteten und Käse und zum krönenden Abschluss pochierte Birnen in Rotwein.
»Das ist ja das reinste Festmahl, St. Julien. Ich habe selten so ausgezeichnet gegessen.«
»Ich schon«, sagte Perlmutter und schlug sich auf den mächtigen Bauch. »Und das ist der Unterschied zwischen uns.«
Mit einem Espresso aus einer kleinen Thermoskanne beendeten sie das üppige Picknick. »Kein Cognac?«, fragte Pitt scherzhaft.
»Für einen Mann über sechzig ist es noch zu früh am Tag für geistige Getränke. Sonst schlafe ich am Nachmittag ein.«
»Wo ist der zweite Obsidianschädel, von dem du gesprochen hast?«
»In Fredericksburg.«
»Das habe ich mir gedacht.«
»Er gehört einer reizenden alten Dame namens Christine Mender-Husted. Ihre Urgroßmutter kam in den Besitz des Schädels, als das Walfangschiff ihres Mannes den Winter über in der Antarktis festsaß. Eine ergreifende Geschichte. Wie es die familiäre Überlieferung will, verirrte sich Roxanna Mender eines Tages auf dem Packeis. Als ihr Gatte, Kapitän Bradford Mender, Kommandant des Walfängers
Paloverde
, und seine Besatzung sie retten wollten, entdeckten sie das Wrack eines alten Segelschiffs, eines englischen Ostindienfahrers. Neugierig, wie sie waren, gingen sie an Bord, durchsuchten das Schiff und fanden die toten Besatzungsmitglieder und Passagiere. In einem Stauraum entdeckten sie einen schwarzen Schädel aus Obsidian und andere seltsame Gegenstände, die sie jedoch zurücklassen mussten, weil das Packeis taute und sie sich schleunigst zu ihrem Schiff begeben mussten.«
»Haben sie den schwarzen Schädel geborgen?«
Perlmutter nickte. »Ja, Roxanna hat ihn persönlich aus dem Wrack geholt. Er ist seither ein Erbstück der Familie.«
Pitt blickte träge aus dem Fenster des Rolls auf die grüne, hügelige Landschaft von Virginia. »Selbst wenn die beiden Schädel identisch sein sollten, wissen wir noch lange nicht, wer sie geschaffen hat und warum.«
»Meine Verabredung mit Mrs. Mender-Husted ist auch nicht dazu da, die Schädel zu vergleichen.«
»Was hast du dann vor?«
»Seit zehn Jahren versuche ich schon, die Briefe der Familie aus jener Zeit zu erstehen, als Kapitän Mender auf Walfang ging. Darunter sind auch die Logbücher der Schiffe, auf denen er Dienst tat. Das Kernstück der Sammlung aber, das Objekt, für das ich die wenigen Zähne hingeben würde, die ich noch habe, ist das Logbuch des Wracks, das sie im ewigen Eis gefunden haben.«
»Die Familie Mender hat es?«
»Meines Wissens hat Kapitän Mender es mitgenommen, als sie über das Packeis flüchten mussten.«
»Dann hast du also gewisse Hintergedanken, was diesen Besuch angeht.«
Perlmutter lächelte wie ein Fuchs. »Ich hoffe, dass Mrs. Mender-Husted vielleicht nachgibt, wenn sie deinen Schädel sieht, und mir ihren samt den gesammelten Schätzen aus ihrem Familienarchiv verkauft.«
»Schämst du dich nicht, wenn du in den Spiegel schaust?«
»Doch.« Perlmutter lachte diabolisch. »Aber das vergeht rasch wieder.«
»Gibt
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